9 Entscheidungen über Finanzinvestitionen
9.1 Die Analyse festverzinslicher Wertpapiere
Aufgabe 9.1: Risikoanalyse
Die Beurteilung von (internationalen) Anleihen durch sogenannte Ratingagenturen erfolgt i. d. R. nach dem Top-Down-Prinzip, d. h., ausgehend vom
Länderrisiko werden das Branchenrisiko, die unternehmensspezifischen und
schließlich die gläubigertitelspezifischen Risiken untersucht. Erläutern Sie
diese Risiken, die in das Rating-Urteil eingehen!
Lösung
Das Länderrisiko ist dadurch gekennzeichnet, dass aufgrund wirtschaftlicher
und/oder politischer Instabilität eines Landes der Transfer der geschuldeten
Leistung durch den ausländischen Schuldner verhindert wird. Dabei unterscheidet man zum einen das Konvertierungsrisiko, bei dem es dem ausländischen Schuldner aufgrund einer bestehenden Devisenknappheit seines Sitzlandes nicht mehr möglich ist, die Währung des Sitzlandes in die geschuldete
Währung zu konvertieren. Zum anderen unterscheidet man das Transferrisiko, also die Gefahr, dass der ausländische Schuldner aufgrund politischer
Beschränkungen seitens seines Sitzlandes seine Leistung nicht mehr erbringen
darf.
Mit dem Branchenrisiko werden sowohl die Zukunftsperspektiven als auch
die Konkurrenzsituation eines Wirtschaftssektors (einer Branche) beurteilt.
Neben staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für die betrachtete Branche
werden bei der Ermittlung des Rating-Urteils die Abhängigkeit dieser Branche
von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der technologische Fortschritt
innerhalb dieser Branche, die Wechselkursabhängigkeit dieser Branche sowie
Schwierigkeiten, die beim Markteintritt in diese Branche bzw. beim Marktaustritt aus dieser Branche bestehen, berücksichtigt.
In den unternehmensspezifischen Risiken werden das Geschäftsrisiko und
das finanzielle Risiko zusammengefasst. Die Qualität des Managements, die
Technologie, das Marketing und die Effizienz des Emittenten des Gläubigertitels beeinflussen dabei die Bewertung des Geschäftsrisikos. Das finanzielle
Risiko wird dagegen anhand einer standardisierten Analyse von Jahresabschlusskennzahlen beurteilt, wobei vor allem die zukünftige Ertragsfähigkeit
des Emittenten des Gläubigertitels prognostiziert werden soll. Um die Aus-
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sagefähigkeit der jahresabschlussanalytisch gewonnenen Kennzahlen zu gewährleisten, müssen allerdings Divergenzen, die sich aufgrund international
unterschiedlich angewandter Rechnungslegungsvorschriften (HGB, IFRS,
US-GAAP) ergeben, ebenso berücksichtigt werden wie nicht bilanzwirksame
Geschäfte.
Bei den gläubigertitelspezifischen Risiken werden die Rangordnung und die
Sicherstellung der Verbindlichkeiten des Emittenten bewertet, d. h., es kommt
im Rating dann zu Abschlägen, wenn die Verbindlichkeiten beispielsweise
nachrangig be sichert sind.
Aufgabe 9.2: Zinsänderungsrisiko
Um die Vorteilhaftigkeit einer Investition zu beurteilen, ist es notwendig, sich
intensiv mit den möglichen Investitionsrisiken zu beschäftigen. Was versteht
man in diesem Zusammenhang unter dem Zinsänderungsrisiko?
Lösung
Das Zinsänderungsrisiko - nur bei offenen Zinspositionen bedeutsam - besteht darin, dass das erzielte Zinsergebnis aufgrund der Veränderung von
Marktzinssätzen negativ von dem erwarteten und angestrebten Zinsergebnis
abweicht; es lässt sich in das Festzinsrisiko und das variable Zinsänderungsrisiko einteilen. Beim Festzinsrisiko ist es dem Investor rechtlich nicht möglich, die für Aktiv- oder Passivpositionen festgelegten Zinssätze an veränderte
Marktgegebenheiten anzupassen. Negative Erfolgsauswirkungen aus einer
Änderung des relevanten Marktzinsniveaus können die Folge sein. Im Gegensatz dazu besteht die Gefahr beim variablen Zinsänderungsrisiko darin, aufgrund unterschiedlicher Zinsanpassungselastizitäten einzelner zinstragender
Aktiv- und Passivpositionen auf veränderte Marktbedingungen nicht in gleicher Schnelligkeit und in gleichem Ausmaße reagieren zu können, wodurch es
zu negativen Auswirkungen auf den Erfolg kommen kann.
Festverzinsliche Wertpapiere unterliegen - sofern sie nicht bis zur Endfälligkeit gehalten werden - dem Zinsänderungsrisiko in der Form des Kurswert-
änderungs- und des Wiederanlagerisikos. Bei einem steigenden Marktzinsniveau fällt der Kurs festverzinslicher Wertpapiere, so dass bei ihrem Verkauf
ein Kursverlust droht (Kurswertänderungsrisiko). Das Wiederanlagerisiko
festverzinslicher Wertpapiere verläuft hierzu gegenläufig. Es besteht in der
Gefahr, dass die aus einem Gläubigerpapier zufließenden Zinsen nur zu einem
niedrigeren Zinssatz als dem im Gläubigerpapier vereinbarten Zinssatz angelegt werden können.
254 Investition in Übungen
9.2 Portfolio Selection und Capital Asset Pricing
Model (CAPM)
Aufgabe 9.3: Fragestellung des Portfolio Selection-
Modells nach Markowitz
Beschreiben Sie in einem Satz, wie das Portfolio Selection-Modell nach Markowitz einem Investor bei der Beurteilung seiner Investitionsentscheidung behilflich sein kann!
Lösung
Das Portfolio Selection-Modell nach Markowitz kann einem Investor relativ
einfach diejenige Wertpapierkombination aufzeigen, die für ein jeweils gegebenes Risikoniveau (ap) die zu erwartende Rendite des Portfolios ([lp) maximiert.
Aufgabe 9.4: Prämissen des Portfolio Selection-Modells
nach Markowitz
Erläutern Sie die wesentlichen Prämissen, die dem Modell der "Portfolio Selection" nach Markowitz zugrunde liegen!
Lösung
Dem Portfolio Selection-Modell nach Markowitz liegen folgende wesentlichen Prämissen zugrunde:
Die Renditen an den Kapitalmärkten folgen einer Normalverteilung. Das
hat den Vorteil, dass sich die Normalverteilung durch zwei Parameter - den
Erwartungswert und die Standardabweichung - vollständig beschreiben
lässt.
Es liegen Informationen über die Präferenzen des Investors hinsichtlich der
erwarteten Renditen (Beschreibung durch den Erwartungswert) und der
damit verbundenen Risiken (Beschreibung durch die Varianz bzw. die
Standardabweichung; Abbildung mit Hilfe von Indifferenzkurven) vor.
Transaktionskosten und Steuern sowie Handlungsbeschränkungen beim
Wertpapierkauf bzw. -verkauf existieren nicht (Vorliegen eines vollkommenen Kapitalmarktes).
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References
Zusammenfassung
Investition in Übungen.
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