3 Statische Verfahren der Investitionsrechnung
3.1 Grundlagen der statischen Investitionsrechnung
Aufgabe 3.1: Statische Verfahren der Investitionsrechnung
a) Erläutern Sie die vier Verfahren der statischen Investitionsrechnung und
geben Sie das jeweilige Vorteilhaftigkeitskriterium an!
b) Erläutern Sie die wesentlichen Mängel, die den statischen Verfahren der
Investitionsrechnung anhaften!
Lösung
Teilaufgabe a)
Bei den statischen Investitionsrechnungsverfahren rechnet man grundsätzlich
mit den aus dem internen Rechnungswesen bekannten periodisierten Erfolgsgrößen Kosten und Leistungen (Erlöse); als Zielsetzung des Investors
wird Kostenminimierung bzw. Gewinn- oder Rentabilitätsmaximierung
unterstellt. Dabei werden die durch ein Investitionsprojekt voraussichtlich
während der Nutzungsdauer des Projekts ausgelösten Veränderungen auf eine
"Durchschnittsperiode" bezogen ("einperiodige Verfahren"); infolge der
Durchschnittsberechnung bleiben zeitliche Unterschiede im Entstehen der in
die Rechnung einbezogenen Größen unberücksichtigt. In bestimmten Situationen kommt bei den statischen Investitionsrechnungsverfahren als Zielsetzung des Investors auch eine Verringerung des Risikos (Realisation einer
möglichst geringen Amortisationszeit) in Betracht.
Aus den vorstehend genannten möglichen Zielsetzungen eines Investors lassen sich die folgenden Verfahren der statischen Investitionsrechnung ableiten:
die Kostenvergleichsrechnung,
die Gewinnvergleichsrechnung,
die Rentabilitätsvergleichsrechnung sowie
die statische Amortisations( dauer)rechnung.
Bei der Kostenvergleichsrechnung soll aus mindestens zwei Investitionsalternativen die kostengünstigste Alternative gewählt werden. Deswegen sind
bei jeder Investitionsalternative alle durch das jeweilige Projekt ausgelösten
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zusätzlichen (aufwands gleichen und kalkulatorischen) Kosten pro Durchschnittsperiode zu berücksichtigen. Allerdings können alle Kostenbestandteile, die für die Realisierung jeder Alternative in gleicher Höhe entstehen, als
nicht entscheidungsrelevante Kosten außer Acht gelassen werden. Da die Kostenvergleichsrechnung die durch eine Investition erzielten Leistungen (Erlöse)
vollständig vernachlässigt, kann sie nur angewendet werden, wenn nicht mit
Leistungen (Erlösen) oder mit nicht von den Investitionsalternativen abhängigen Leistungen (Erlösen) gerechnet wird.
Die Gewinnvergleichsrechnung ermittelt als Beurteilungsmaßstab die durch
das Investitionsprojekt beim Investor entstehende Gewinnveränderung pro
Durchschnittsperiode; es geht also um die gegenüber der Situation ohne
Durchführung des Investitionsvorhabens entstehende Gewinnsteigerung in der
Durchschnittsperiode. Ein einzelnes Investitionsprojekt wird demnach als vorteilhaft angesehen, wenn man daraus einen positiven Gewinnbeitrag in der
Durchschnittsperiode erwartet. Stehen mehrere Investitionsprojekte zur Auswahl, so ist dasjenige zu realisieren, das in der fiktiven Durchschnittsperiode
die größte Gewinnsteigerung erwarten lässt.
Die Rentabilitätsvergleichsrechnung setzt die durchschnittlichen Gewinne,
die unter Berücksichtigung kalkulatorischer Zinsen auf das Eigenkapital aus
den einzelnen Investitionsprojekten erwartet werden, zum jeweils erforderlichen durchschnittlichen Kapitaleinsatz ins Verhältnis. Ein einzelnes Investitionsprojekt wird bei einer positiven Kapitalrentabilität als vorteilhaft angesehen. Unter mehreren Investitionsprojekten gilt dementsprechend dasjenige mit
der höchsten positiven Kapitalrentabilität als das vorteilhafteste Investitionsprojekt.
Bei der statischen Amortisations(dauer)rechnungwird die Vorteilhaftigkeit
einer Investition anhand einer Zeitgröße (Zeitdauer, innerhalb der die Anschaffungskosten einer Investition durch die aus dem Investitionsprojekt resultierenden Einzahlungsüberschüsse wieder zurückerwirtschaftet werden)
beurteilt. Hierbei sind zwei Verfahren zu unterscheiden: Im Rahmen der
Durchschnittsmethode berechnet sich die Amortisationszeit als Quotient aus
Anschaffungskosten und durchschnittlichem Kapitalrückfluss im Sinne eines
durchschnittlichen Cashflows pro Periode. Bei der Kumulationsmethode
wird dagegen die Amortisationsdauer berechnet, indem die in den einzelnen
Jahren erwirtschafteten Rückflüsse solange kumuliert werden, bis die Höhe
der Anschaffungsauszahlung erreicht ist. Die Kumulationsmethode löst sich
somit von den periodisierten Erfolgsgrößen Kosten und Leistungen (Erlöse);
sie rechnet stattdessen mit Ein- und Auszahlungen. Darüber hinaus stellt sie
ein mehrperiodiges Verfahren dar.
Sowohl bei der Durchschnittsmethode als auch bei der Kumulationsmethode
gilt ein einzelnes Investitionsprojekt als vorteilhaft, wenn die vorgegebene
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Höchstamortisationsdauer nicht überschritten wird. Bei einem Wahlproblern
ist die Investition mit der kürzesten Amortisationsdauer auszuwählen.
Teilaufgabe b)
Die im Rahmen der statischen Verfahren der Investitionsrechnung aufgrund
der unterstellten Zielsetzungen der Investoren verwendeten periodisierten Erfolgsgrößen berücksichtigen nur unzureichend die finanziellen Zielsetzungen
der Einkommens- bzw. Vermögensmaximierung. Darüber hinaus lassen Entscheidungen auf der Basis von Durchschnittsgrößen, wie sie für statische Investitionsrechnungsverfahren typisch sind, das zeitlich unterschiedliche Entstehen der in die Rechnung einbezogenen Größen - und die daraus unter Umständen entstehenden Zins wirkungen - unberücksichtigt. Dies ist allenfalls
dann gerechtfertigt, wenn tatsächlich keine Schwankungen dieser Größen erwartet werden. Bei allen statischen Verfahren der Investitionsrechnung besteht zudem die Gefahr, dass falsche, d. h. unvollständige Alternativen formuliert werden. Die somit angestellten unvollständigen Vergleiche können Fehlentscheidungen zur Folge haben.
3.2 Kostenvergleichsrechnung
Aufgabe 3.2: Kostenvergleichsrechnung6
Der Tutti-Frutti OHG werden zwei alternative Obstverarbeitungsmaschinen
zum Kauf angeboten. Beide Maschinen haben eine Nutzungsdauer von acht
Jahren bei gleicher Auslastung von 12.000 ME/Jahr und einem Liquidationserlös von Null. Die Anschaffungskosten der Maschine I betragen 100.000
EUR, die der Maschine 11 nur die Hälfte.
Die Tutti-Frutti OHG rechnet mit einem kalkulatorischen Zinssatz von
10 % p. a. Die Ermittlung der Wertansätze abnutzbarer Gegenstände des Anlagevermögens als Basis für die Berechnung der kalkulatorischen Zinsen erfolgt nach der Durchschnittsmethode. Als Abschreibungsverfahren wählt die
Tutti-Frutti OHG die lineare Abschreibung.
Stark modifiziert entnommen ans Blohm, Hans; Lüder, Klaus; Schaefer, Christina:
Investition, 9. Aufl., München 2006, S. 137-138.
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References
Zusammenfassung
Investition in Übungen.
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