2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen34
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen
2.2.1 Die Ziele der Investoren
Vor der eigentlichen Entscheidung des Investors über ein zu realisierendes Investitionsprojekt ist es erforderlich, die späteren Konsequenzen des Vorhabens im Rahmen der Investitionsrechnung möglichst exakt zu bestimmen, zu beurteilen und gegen spätere Konsequenzen
anderer Handlungsalternativen abzuwägen. Bestehen mehrere sinnvoll realisierbare Alternativen, so sollte diejenige ausgewählt werden, die der Zielpräferenzstruktur des Entscheidungsträgers am nächsten kommt. Aus diesem Grund ist schon bei der Auswahl der anwendbaren Methoden der Investitionsrechnung zu beachten, dass mit ihr eine an den Zielen
des Investors orientierte Beurteilung der Projekte möglich sein muss. Deshalb besteht das
Erfordernis, dass der Entscheidungsträger Kenntnis über seine Zielstruktur besitzt und
diese in klarer, mathematisch umsetzbarer Weise formuliert wird.
Während nicht-monetäre Zielsetzungen, die durchaus eine bedeutende Rolle bei der Entscheidungsfindung über zur Auswahl stehende Alternativen spielen können (vor allem dann,
wenn sich der Investor bezüglich quantitativer Elemente nahezu indifferent in seiner Wahl
zwischen mindestens zwei Handlungsmöglichkeiten verhält), keine Berücksichtigung im
Rahmen der Investitionsrechnung finden, gehen monetäre Zielvorstellungen primär in
folgenden Ausprägungen in das Entscheidungskalkül der Investitionsrechnung ein:71
? Vermögensstreben,
? Einkommensstreben,
? Wohlstandsstreben.
Ist eine Vermögensakkumulation Grundlage der Überlegung, so strebt der Investor ein
möglichst hohes Vermögen am Ende des Planungszeitraumes an. Daneben möchte er in
jedem der Planungszeiträume einen vorab in seiner Höhe eindeutig festgelegten Geldbetrag
zu Konsumzwecken aus seinem Vermögen entnehmen (Nebenbedingung). Der Entnahmebetrag kann im Zeitablauf konstant bleiben oder aber variieren, d. h., er kann steigen, fallen,
schwanken oder auch für jede Periode mit null angesetzt werden.
In Abgrenzung dazu möchte der Entscheidungsträger bei Streben nach Einkommen möglichst hohe jährliche Konsumentnahmen erhalten. Es ist deshalb erforderlich, dass das zum
Ende des Planungszeitraums gewünschte Endvermögen als Nebenbedingung mit einem festen Betrag angesetzt wird, der wertmäßig auch null sein kann. In diesem Fall sind die Investitionsvorhaben nach der Höhe des aus ihnen erzielbaren Entnahmeniveaus zu bewerten.
Auch hier kann unterstellt werden, dass die Konsumentnahmen in zeitlicher Hinsicht einen
konstanten, steigenden, fallenden oder wechselnden Verlauf aufweisen sollen. Zu beachten
ist jedoch unbedingt, dass der hier dargelegte Einkommens- (= Entnahme-)begriff nicht den
des Steuerrechts oder den Gewinnbegriff aus dem Handels- und Steuerrecht widerspiegelt.
71 Vgl. insbesondere Schneider, Dieter: Investition, Finanzierung und Besteuerung. 7. Aufl., Wiesbaden 1992, S. 65-67.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 35
Weiterhin wäre es denkbar, dass ein Investor eine gleichzeitige Maximierung seines jährlichen Einkommens und seines Vermögens am Ende des Planungszeitraums anstrebt. Grundgedanke dieser Zielsetzung ist das Streben nach Wohlstand. Hier muss sich der Investor
dann allerdings vor Beginn der Rechnung entscheiden, welchen Wert er einer Steigerung
des Einkommens um eine Geldeinheit beimisst, d. h., er muss, um zu einer operablen Zielfunktion zu gelangen, zwischen Vermögens- und Einkommensstreben gewichten. Das
Wohlstandsstreben kann deshalb als Verknüpfung der beiden übrigen Zielsetzungen aufgefasst werden und stellt somit kein grundsätzlich neues Ziel dar.72
2.2.2 Die Entscheidungssituationen
Möchte man in der Investitionsrechnung eine Charakterisierung der Entscheidungen nach
der Art der Entscheidungssituation vornehmen, so kann eine Aufteilung in Einzel- und Programmentscheidungen erfolgen (vgl. dazu Abbildung 13). Diese Unterscheidung erweist
sich ebenso wie die weitere Differenzierung der Einzel- und Programmentscheidungen als
durchaus sinnvoll, da in jeder Situation die Fragestellung eine andere ist. Somit sind jeweils
unterschiedliche Methoden der Problemlösung und der Investitionsrechnung zweckadäquat.
Investitionsentscheidungen
Die einzelnen Investitionsobjekte schließen sich
gegenseitig aus.
Die einzelnen Investitionsobjekte schließen sich nicht
gegenseitig aus.
Einzelentscheidungen Programmentscheidungen
Investitionsdauerproblem
Wahlproblem
Vorteilhaftigkeitsproblem zeitgleiche
Programme
zeitlich
differenzierte
Programme
Abbildung 13: Entscheidungen über Investitionen73
72 Vgl. Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und Unternehmungsbewertung.
2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 7-10. Eine weiterreichende, umfassendere Darstellung der charakteristischen Kennzeichen der verschiedenen Formen des monetären Strebens, die im Entscheidungsfindungsprozess mittels der Investitionsrechnung optimiert werden können, lässt sich u.a.
finden bei Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung. 12. Aufl., München 2009, S. 10-13 und Schneider, Dieter: Investition, Finanzierung und Besteuerung. 7. Aufl., Wiesbaden 1992, S. 65-70.
73 Geringfügig modifiziert entnommen aus Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und
Unternehmungsbewertung. 2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 13.
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen36
Bei Einzelentscheidungen schließen sich die gegebenen Investitionsalternativen gegenseitig vollständig aus. Fällt die Entscheidung eines Investors zugunsten einer bestimmten Alternative, so besteht keine Möglichkeit mehr, ein anderes oder mehrere andere Projekte zur
gleichen Zeit zu realisieren. Man bezeichnet derartige Investitionsprojekte deshalb als echte
Alternativen. Bei Einzelentscheidungen wird im Allgemeinen eine Unterscheidung vorgenommen zwischen folgenden Arten der Problemstellung:74
? Vorteilhaftigkeitsproblem:
Hierbei geht es um die Beurteilung einer einzigen Investitionsmöglichkeit; es herrscht
folgende Entscheidungssituation: Durchführung der Investition oder Verzicht darauf
(Wahl der sogenannten Null-Alternative). Das Investitionsvorhaben sollte realisiert
werden, wenn dadurch die Zielgröße des Investors positiv beeinflusst wird, wenn also
sein Einkommensniveau und/oder der Endwert seines Vermögens dadurch ansteigt.
? Wahlproblem:
Mehrere Investitionsmöglichkeiten sind technisch realisierbar, der Investor muss sich
aber für eine einzige Alternative entscheiden. Mögliche Ursachen hierfür können u. a.
die Begrenztheit des für die Anschaffungsauszahlung zur Verfügung stehenden Geldbetrags oder der Verwendungszweck der Projekte (technische Alternativen mit gleichem
Verwendungszweck) sein. Eine ergänzende Überprüfung auf absolute Vorteilhaftigkeit,
d. h. im Vergleich zum Verzicht auf jegliche Investitionsmaßnahme (Null-Alternative),
ist bei einer derartigen Entscheidungssituation – abgesehen von Investitionen, die aufgrund gesetzlicher Vorschriften in jedem Fall durchgeführt werden müssen – unerlässlich.
? Investitionsdauerproblem:
Hier geht es um die Frage der optimalen Nutzungsdauer eines neu anzuschaffenden Investitionsgutes sowie um die des Zeitpunktes des Ausscheidens einer gegenwärtig sich
in Betrieb befindlichen Anlage aus dem Produktionsprozess. Investitionsdauerentscheidungen können als Einzel- oder Programmentscheidungen auftreten.
Investitionsprogrammentscheidungen lassen sich dadurch kennzeichnen, dass die alternativen Investitionsprojekte einander nicht in jedem Fall ausschließen, sondern gemeinsam
verwirklicht werden können, d. h., sie stellen keine echten Alternativen dar. Bei Programmentscheidungen hat der Investor also die Möglichkeit, sich für verschiedene Kombinationen
aus einer bestimmten Anzahl von Einzelprojekten zu entscheiden. Auch in dieser Situation
hat eine Überprüfung der relativ besten Handlungsmöglichkeit auf absolute Vorteilhaftigkeit
im Hinblick auf die Zielsetzung des Investors zu erfolgen.
Die Struktur von Programmentscheidungen ist im Vergleich zu Einzelentscheidungen
von wesentlich komplexerer Art. Deshalb müssen hinsichtlich der Lösung solcher Probleme im Allgemeinen auch wesentlich kompliziertere Rechenmethoden (z. B. lineare Pro-
74 Vgl. dazu u.a. Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und Unternehmungsbewertung. 2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 10-12; Busse von Colbe, Walther/Laßmann, Gert: Betriebswirtschaftstheorie. Band 3. 3. Aufl., Berlin 1990, S. 117-118; Mellwig, Winfried: Kompendium für
das Examen zum vBP/WP, Band 2: Betriebswirtschaft. 2. Aufl., Hamburg 1994, S. 173-174.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 37
grammierung) eingesetzt werden. Es wird zwar i. d. R. versucht, den Problembereich so zu
reduzieren, dass nur noch Einzelentscheidungen getroffen werden müssen; jedoch gelingt
dies erstens nicht immer, und zweitens ist dabei regelmäßig – wie bei jeder modellhaften
Abstraktion von der komplexen Wirklichkeit – mit Informationsverlusten zu rechnen, so
dass die Gefahr von Fehlentscheidungen besteht.75
2.2.3 Die Daten und Datenbeschaffungsprobleme
Auswirkungen eines Investitionsprojekts auf die Ziele des Entscheidungsträgers machen
sich vom Entscheidungszeitpunkt aus betrachtet immer erst in der Zukunft bemerkbar; im
Allgemeinen sind sie daher mit Unsicherheiten behaftet. Probleme treten bei der Investitionsrechnung weniger unmittelbar in der Rechnung selbst als vielmehr in der Beschaffung der hierzu notwendigen Daten auf. Die Datenbeschaffung stellt das eigentliche praktische Problem bei der Investitionsrechnung dar; in der Folge werden die wichtigsten bei der
Investitionsrechnung auftretenden Probleme erörtert.
Generelle Schwierigkeiten bereitet zunächst die Entwicklung eigener Ideen für realisierbare
Investitionen. Nur wenn ein Mangelzustand erkannt wird und sich als Folge daraus die Notwendigkeit ergibt, die zu seiner Beseitigung bestehenden Möglichkeiten zu überprüfen, werden Investitionsrechnungen überhaupt erst notwendig. Zwangsläufig können allerdings nur
der Unternehmungsleitung bekannte Alternativen berücksichtigt werden.
Die Darstellung der Investitionsalternativen durch die von ihnen ausgelösten Ein- und Auszahlungen setzt die Beschaffung derjenigen Daten voraus, die eine Bestimmung der zukünftigen Zahlungsstromentwicklung ermöglichen; sie resultieren zum einen aus den für einzelne Investitionsvorhaben gesondert anzustellenden Prognosen und zum anderen aus der
kurz- und langfristigen betrieblichen Planung sowie den Entscheidungen in anderen
Unternehmungsbereichen, die ebenfalls auf bestimmten Zukunftserwartungen basieren.
Außerdem sind Interdependenzen zu den Dispositionen in anderen betrieblichen Teilbereichen zu beachten. Die Gesamtplanung der Unternehmungsleitung dient also einerseits für
jedes bedeutsame Investitionsvorhaben als unbedingt notwendige, unverzichtbare Datenquelle; auf der anderen Seite müssen für jedes Investitionsvorhaben eigene Prognosen auf
der Basis der Gesamtplanung angestellt werden.76
In die Investitionsrechnung eingehen müssen alle durch eine Investitionsentscheidung ausgelösten zusätzlichen Zahlungsmittelbewegungen (sogenannte entscheidungsrelevante
Zahlungen):
? Auszahlungen: Anschaffungsauszahlungen; laufende Auszahlungen für Löhne und
Gehälter, Werkstoffe, Reparaturen; Auszahlungen für die Beschaffung höherer Bestände an Rohstoffen oder Vorprodukten; Auszahlungen für erhöhten Lagerhaltungsaufwand; Demontage- und Beseitigungsauszahlungen am Ende der Nutzungsdauer; außerdem Steuerzahlungen.
75 Vgl. Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und Unternehmungsbewertung.
2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 12; Büschgen, Hans E.: Betriebliche Finanzwirtschaft –
Unternehmensinvestitionen. Frankfurt a. M. 1981, S. 28.
76 Vgl. Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und Unternehmungsbewertung.
2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 18-19.
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen38
? Einzahlungen: Umsatzerlöse aus dem Verkauf der mittels des Investitionsobjekts
erzeugten Erzeugnisse (Problem der direkten Zurechenbarkeit der Umsatzerlöse auf bestimmte maschinelle Anlagen); erzielter Liquidationserlös am Ende der Nutzungsdauer.
Besonders schwierig gestaltet sich die Bestimmung der entscheidungsrelevanten Zahlungen,
wenn das Investitionsobjekt in eine bereits bestehende Unternehmung eingebracht wird. In
dieser Situation ist eine Beachtung des kompletten und damit komplexen Systems von Interdependenzen mit anderen Unternehmungsbereichen erforderlich.77 Erschwert wird die Prognose der relevanten Zahlungen darüber hinaus noch dadurch, dass Investitionen häufig
ihrerseits diverse inner- und außerbetriebliche Veränderungen auslösen, die selbst wieder
Zahlungswirksamkeit besitzen.
Die Beschaffung der in die Investitionsrechnung einfließenden Daten erfolgt aufgrund der
Unvorhersehbarkeit der in der Zukunft liegenden zahlungswirksamen Vorgänge im Allgemeinen unter Zuhilfenahme von qualitativen und/oder quantitativen Prognoseverfahren.
? Qualitative Prognoseverfahren:
Hier handelt es sich um Methoden, die subjektive Einschätzungen von Personen zugrunde legen, nicht auf Vergangenheitswerten aufbauen und ohne die Verwendung mathematischer Operationen auskommen.
Man unterscheidet dabei Befragungstechniken, bei denen Sachverständige oder Personen, deren Verhalten man voraussagen will, direkt nach ihren geplanten Verhaltenswiesen befragt werden, und Methoden des strukturierten Nachdenkens, die zum Ziel
haben, das eigene Erfahrungswissen und die eigene Intuition systematisch zu entfalten
und für Prognosezwecke nutzbar zu machen.
? Quantitative Prognoseverfahren:
Diese Verfahren bedienen sich vorhandener Zeitreihen von Vergangenheitswerten
(z. B. Umsatzstatistiken der vergangenen Jahre). Eine weiter gehende Klassifizierung
dieser Art von Prognoseverfahren kann dahingehend vorgenommen werden, dass eine
systematisch logische Trennung erfolgt zwischen nicht-kausalen Prognosemethoden,
bei denen der Versuch unternommen wird, eine Gesetzmäßigkeit aus einer bestimmten
Zeitreihe in der Vergangenheit abzuleiten, deren Gültigkeit dann für die Zukunft unterstellt wird, und kausalen Prognosemethoden, die die zu prognostizierende Größe als
abhängige Variable von einer oder mehreren sachlichen Einflussgrößen sehen. Im letzten Fall werden immer mindestens zwei Zeitreihen verwendet.78
Investitionsrechnungen basieren immer auf unvollkommenen Informationen, da die Möglichkeiten der Beschaffung von Informationen über die Konsequenzen der zur Auswahl
stehenden Handlungsalternativen in geforderter guter Qualität beschränkt sind. Das Problem
der Beschaffung zuverlässiger Daten wird umso größer, je länger der zugrunde gelegte
77 Vgl. Bieg, Hartmut: Die Verfahren der Investitionsrechnung und ihre Verwendung in der Praxis.
In: Der Steuerberater 1985, S. 19-20.
78 Vgl. dazu u.a. Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und Unternehmungsbewertung. 2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 21-23; Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung. 12. Aufl.,
München 2009, S. 16-19.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 39
Planungszeitraum ist. Eine besondere Bedeutung kommt dem Problem der Unsicherheit
bezüglich der Zukunftserwartungen zu. Hierbei lässt sich zwischen Risiko- und Ungewissheitssituationen unterscheiden (vgl. dazu auch Abbildung 14; Seite 40).
? Risikosituationen:
Es können Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten aller möglichen Zukunftsereignisse
bestimmt werden. Die Einschätzung des Investors ist also unsicher dahingehend, welcher alternative Umweltzustand tatsächlich eintreten wird; allerdings ist ihm mittels der
Höhe der Wahrscheinlichkeiten eine Aussage darüber möglich, dass ein bestimmtes Ereignis wahrscheinlicher ist als ein anderes. Objektive Wahrscheinlichkeiten können
dann zugrunde gelegt werden, wenn statistisch gesicherte Aussagen über das Eintreffen
der Zukunftssituationen möglich sind. Subjektive Wahrscheinlichkeiten sind heranzuziehen, wenn zwar keine statistisch gesicherten Aussagen über das Eintreffen von
Zukunftssituationen vorliegen, der Entscheidungsträger aber aufgrund seiner individuellen Erfahrung oder Intuition unbekannten Entwicklungen „subjektive Wahrscheinlichkeitswerte“ zuordnen kann.
? Ungewissheitssituationen:
Bei Vorliegen einer derartigen Situation lassen sich die Eintrittswahrscheinlichkeiten
bestimmter zukünftiger Umweltzustände nicht in Zahlen ausdrücken. Es wird nun auf
verschiedene Arten versucht, das bei der Investitionsrechnung in solchen Fällen vorhandene Unsicherheitsproblem sinnvoll berücksichtigen zu können; die denkbaren Lösungsansätze sind u.a. folgende:79
– Ausgehen von sicheren Entwicklungen, Berücksichtigung der tatsächlich bestehenden Mehrdeutigkeiten außerhalb der Rechnung.
– Einbeziehung der Unsicherheit bzw. des Risikos in die Investitionsrechnung:
? Risikozuschläge auf zukünftige Auszahlungen oder auf Kalkulationszinssätze
bzw. Abschläge auf Einzahlungen,
? explizite Verarbeitung unsicherer bzw. risikobehafteter Daten durch nichtdeterministische Methoden.
79 Vgl. dazu Bamberg, Günter/Coenenberg, Adolf G./Krapp, Michael: Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre. 14. Aufl., München 2008, S. 111-125; Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1:
Investition und Unternehmungsbewertung. 2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 24-26; Büschgen,
Hans E.: Betriebliche Finanzwirtschaft – Unternehmensinvestitionen. Frankfurt a. M. 1981,
S. 113-114; Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung. 12. Aufl., München 2009, S. 291-294; Perridon, Louis/Steiner, Manfred: Finanzwirtschaft der Unternehmung. 14. Aufl., München 2007,
S. 93-121.
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen40
Zukünftige
Umweltzustände
Sicher Unsicher
d.h. wenigstens in
Bezug auf eine Einflussgröße nicht sicher
Wahrscheinlichkeitsverteilung
der Zufallsvariablen bekannt?
ja nein
Entscheidungen unter
Sicherheit
Entscheidungen unter
Risiko
Entscheidungen unter
Ungewissheit
Objektive
Wahrscheinlichkeiten
Subjektive
Wahrscheinlichkeiten
Abbildung 14: Zukünftige Umweltzustände80
2.2.4 Die Beurteilung der Handlungsmöglichkeiten
In der Beurteilungsphase werden die Handlungsmöglichkeiten anhand ihrer erwarteten
Konsequenzen in Bezug auf ein vorgegebenes Zielsystem bewertet. Die Bewertung erfolgt
dabei im Allgemeinen in drei Stufen:81
(1) Bewertung der quantifizierten Konsequenzen in Bezug auf monetäre Ziele (Aufgabe
der Investitionsrechnung);
(2) Beurteilung der nicht-quantifizierten Konsequenzen in Bezug auf monetäre und nichtmonetäre Ziele;
(3) Verknüpfung der Ergebnisse der ersten und der zweiten Stufe (z. B. mittels Nutzwertanalyse bzw. Scoring-Modell oder Preis-Leistungs-Modell).
Die Vorgehensweise bei der Bewertung der quantifizierten Konsequenzen in Bezug auf
monetäre Ziele (Stufe 1 der Bewertung) ist folgende: Unter Zugrundelegung einer bestimmten Entscheidungssituation, die gekennzeichnet ist durch Ziele, Alternativen, Handlungskonsequenzen und ggfs. Handlungsbeschränkungen, lässt sich ein Entscheidungsmodell (abstrahierende Abbildung einer Entscheidungssituation) aufstellen. Dabei ist es not-
80 Vgl. Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und Unternehmungsbewertung.
2. Aufl., Freiburg i. Br. 1997, S. 25.
81 Vgl. diesbezüglich v.a. Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung. 12. Aufl., München 2009, S. 19-
23.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 41
wendig, dass das Modell Isomorphie (Gleichgestaltigkeit zwischen Abbildung und Abzubildendem) aufweist; Vereinfachungen sind hierbei im Hinblick auf die Überschaubarkeit und
Beherrschbarkeit des Modells allerdings zulässig, d. h., man wird sich in der Praxis mit
partieller Isomorphie begnügen.
Zur Umsetzung des Entscheidungsmodells in mathematische Symbolik bedient man sich der
Investitionsrechnung. Auch sie kann nur dem Anspruch nach partieller Isomorphie gerecht
werden, denn sie betrachtet immer nur einen mehr oder minder unvollständigen Ausschnitt
aus der betrieblichen Wirklichkeit und beschränkt sich auf die Betrachtung derjenigen Elemente und Zusammenhänge, die besonders wichtig und auch gut abbildungsfähig erscheinen.
Die Investitionsrechnung ist lediglich zur Bewertung quantifizierter Handlungskonsequenzen in Bezug auf monetäre Ziele geeignet. Um die Beurteilung der nicht-quantifizierten
Konsequenzen in Bezug auf monetäre und nicht-monetäre Ziele (Stufe 2 der Bewertung)
durchführen zu können, muss eine Reihe von Informationen außerhalb der Investitionsrechnung berücksichtigt werden. Diese zusätzlich zu verarbeitenden Daten werden als Imponderabilien bezeichnet. Einen Überblick über die verschiedenen Arten von Imponderabilien
gibt Abbildung 15.
Imponderabilien als nicht in
Investitionsrechnungen verarbeitete
Informationen über Handlungsalternativen
Quantifizierte Informationen
in Bezug auf
quantifizierbare
Ziele
wegen nichtquantifizierbarer
Ziele
Nicht-quantifizierte Informationen
Quantifizierbare
Informationen
Nicht quantifizierbare
Informationen
in Bezug auf nichtquantifizierbare
Ziele
wegen Prognoseschwierigkeiten
Abbildung 15: Arten von Imponderabilien82
Um die Ergebnisse der ersten und der zweiten Stufe miteinander verknüpfen zu können
(Stufe 3 der Bewertung), zieht man im Allgemeinen qualitative Planungstechniken heran,
da quantitative Planungsmethoden aufgrund des Vorliegens von Strukturdefekten und nicht
metrisch quantifizierbarer Daten in zahlreichen praktischen Problemstellungen versagen.
Qualitative Planungstechniken stellen dann Instrumente dar, um zumindest einigermaßen
82 Vgl. Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung. 12. Aufl., München 2009, S. 22.
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen42
klare Vorstellungen über die Problemsituation und/oder die Qualität von Lösungsvorschlägen zu erlangen; sie ermöglichen eine nützliche Strukturierung von Problemen bzw. eine
Vorselektion von Alternativen und verbessern dadurch das Problemverständnis beim Planenden.
Wichtige qualitative Methoden zur Handhabung der oben angesprochenen Probleme sind
u. a. Checklisten (zur Vorbereitung von Nutzwertanalysen), Nutzwertanalysen bzw. Scoringmodelle sowie Preis-Leistungs-Modelle.83
Checklisten stellen im strengen Sinne kein Planungsverfahren dar, sondern ein Instrument
der Problemstrukturierung und Entscheidungsunterstützung, denn in einer Checkliste werden die zur Beurteilung einer Investition relevanten Kriterien zusammengetragen, an Hand
derer Experten die Investition einstufen. Erst durch die Erweiterung der Checkliste zu einem
Merkmalsprofil zeigt dieses Instrument Ansätze eines Planungsverfahrens.
In einer Checkliste wird die Auflistung aller für ein Investitionsproblem relevanten Aspekte
vorgenommen. Die Intention einer Checkliste besteht in der Durchführung einer geschlossenen, systematischen Analyse über die Kriterienausprägungen einer Investition. Der eigentliche Vorteil von Checklisten liegt in dieser geschlossenen Sichtweise.
Eine Analyse von Checklisten erfolgt im Allgemeinen in zwei Stufen. Die erste Stufe bezieht sich auf die Erstellung der Checkliste, das Zusammentragen der für ein Problem relevanten Merkmale. In dieser Stufe kann oftmals auf veröffentlichte Checklisten zurückgegriffen werden. Derartige Checklisten bergen jedoch meist die Gefahr, nicht problemspezifisch
zu sein, da u.U. mehrere für das spezielle Problem relevante Merkmale fehlen können. Um
eine nicht geschlossene Sichtweise der Probleme zu vermeiden, müssen solche Checklisten
auf Relevanz der Merkmale und Ergänzungsbedürftigkeit untersucht werden.
In der zweiten Stufe geht es um den Einsatz der Checkliste für ein spezielles Problem. Es
hat eine Untersuchung des Problems durch Experten nach allen in der Liste festgelegten
Dimensionen zu erfolgen. Dabei sollen Vorstellungen darüber gewonnen werden, ob ein
Problem die Merkmale erfüllt (Ja/Nein-Entscheidungen), bzw. wie gut die zu erwartende
Ausprägung der einzelnen Merkmale bei einem bestimmten Lösungsvorschlag für ein Problem ist (Erfüllungsgrad des Merkmals durch die Problemlösung z. B. sehr gut, gut, befriedigend, ausreichend, etc.). Auf diese Weise entsteht dann ein relativ geschlossenes Bild von
der Problemsituation bzw. der Eignung von Lösungen.
Checklisten können für einmalige Probleme ebenso eingesetzt werden wie für wiederkehrende Fragestellungen strukturähnlicher Probleme. Vor allem im Wiederholungsfall ist
deren Effizienz sehr hoch, da der Aufwand zur Entwicklung oder Überprüfung einer Checkliste entfällt oder aber zumindest gering ist.
Insbesondere sind Checklisten sehr gut geeignet für eine transparente Darstellung von Gegensätzen zwischen konträren Bewertungsgesichtspunkten bzgl. der Entscheidungsalternativen. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass in der Checkliste nur Einflussfaktoren
83 Vgl. dazu insbesondere Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000,
S. 89-105; Schneeweiß, Christoph: Kostenwirksamkeitsanalyse, Nutzwertanalyse und Multi-
Attributive Nutzentheorie. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium 1990, S. 13-18; Zangemeister, Christof: Nutzwertanalyse in der Systemtechnik. 4. Aufl., München 1976, S. 45-54.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 43
aufgenommen werden, die bei mindestens einer der zu beurteilenden Investitionsalternativen
von Bedeutung sind. Darüber hinaus sollte eine völlige Überschneidungsfreiheit der in die
Checkliste aufzunehmenden Kriterien gewährleistet sein.84
Eine Nutzwertanalyse (Punktbewertungs- bzw. Scoringmodell) basiert i. d. R. auf einer
Checkliste und verdichtet die mehrdimensionale Bewertung eines Investitionsobjektes zu
einer eindimensionalen Kennziffer, d. h., es handelt sich um ein formalisiertes Verfahren zur
Entscheidungsfindung oder -vorbereitung, wenn es um eine Auswahl von Handlungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung eines mehrdimensionalen Zielsystems geht. Häufig existiert eine große Anzahl von Alternativen, für die konkrete Daten für quantitative Planungsverfahren nicht oder nur mit hohen Kosten bestimmt werden können. Die Nutzwertanalyse
erlaubt dann mit vergleichsweise geringem Aufwand eine erste, grobe Beurteilung von
Investitionen.85
Im Rahmen der Vorgehensweise bei der Nutzwertanalyse werden den Investitionsvorhaben
ersatzweise für den eigentlichen Beitrag zum Unternehmungsziel Punktwerte zugeordnet,
die aus den Ausprägungen einer Reihe von Beurteilungskriterien abgeleitet werden. Der
resultierende Punkt- oder Nutzwert drückt dann zahlenmäßig die subjektive Vorziehenswürdigkeit eines Vorhabens aus.
Die Nutzwertanalyse bringt folglich einzelne Handlungsalternativen bei den ausgewählten
Kriterien in eine „Besser-Schlechter-Anordnung“; sie verdichtet die Informationen über die
Merkmale in einer Checkliste zu einem dimensionslosen Wert. Erfolgbringend einsetzen
lässt sich eine Nutzwertanalyse nur, wenn gewährleistet ist, dass ein hoher Unternehmungserfolg eng mit hohen Nutzwerten korreliert.
Die Ausprägungen des Vorgehensprinzips „Nutzwertanalyse“ sind vielfältig. Die unterschiedlichen Varianten ergeben sich aus den unterschiedlichen Möglichkeiten, den Kriterienausprägungen Punkte zuzuweisen, Gewichte zu vergeben und die Kriterien miteinander
zu verknüpfen; zusätzlich kann die Nutzwertanalyse mit Mindestbedingungen (Restriktionen) für einzelne Kriterien arbeiten, die einzuhalten sind.86
Das Konstruktionsprinzip der einfachsten Variante einer Nutzwertanalyse lässt sich formelmäßig folgendermaßen darstellen:
i j ij
j
N w P? ??
wobei:
Ni: Nutzwert der Investitionsalternative i;
84 Vgl. Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 89-93.
85 Vgl. Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 89.
86 Vgl. Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 93-94; Blohm,
Hans/Lüder, Klaus/Schaefer, Christina: Investition. 9. Aufl., München 2006, S. 153-155; Schneeweiß, Christoph: Kostenwirksamkeitsanalyse, Nutzwertanalyse und Multi-Attributive Nutzentheorie. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium 1990, S. 13-14.
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen44
Pij: Punktwert, den eine Alternative i beim Beurteilungskriterium j aufgrund eines Expertenurteils erreicht;
wj: Gewicht, das dem Kriterium j beigemessen wird.
Der Nutzwert ergibt sich als Summe der gewichteten Punkte; die Grundvariante der Nutzwertanalyse arbeitet also mit einer additiven Verknüpfung der Teilnutzenwerte. Es existieren jedoch auch Verfahren mit einer multiplikativen Verknüpfung der Kriterienausprägungen. Zu bemerken ist, dass die Grundvariante bei den Kriterien nur mit einer zulässigen
Ausprägung je Kriterium arbeitet. Denkbar sind darüber hinaus auch Verfahrensweisen, die
für eine Strategie mehrere Ausprägungen der Kriterien zulassen und von bestimmten Wahrscheinlichkeiten für den Eintritt dieser Ausprägungen ausgehen; derartige Verfahren
bestimmen dann einen Erwartungswert des Nutzens.
Im Weiteren erfolgt eine kurze Darstellung der Grundvariante der Nutzwertanalyse mit
additiver Verknüpfung der Kriterien. Die Verfahrensschritte dieser Variante sind:87
(1) Auswahl von Zielkriterien; Aufbau eines Zielsystems;
(2) Gewichtung der Zielkriterien;
(3) Ermittlung der Zielerträge der Kriterien für jede Alternative;
(4) Abbildung der Zielerträge auf dimensionslose Zielerfüllungsskalen;
(5) Berechnung der Teilnutzenwerte;
(6) Berechnung der Nutzwerte;
(7) Ordnung der Alternativen in eine Rangfolge.
? Auswahl von Zielkriterien; Aufbau eines Zielsystems:
Im ersten Schritt der Nutzwertanalyse müssen die Kriterien bestimmt werden, die zur
Beurteilung der Alternativen herangezogen werden sollen. Eine richtige Bewertung der
Alternativen ist nur möglich, wenn alle relevanten Kriterien berücksichtigt werden. Die
Vollständigkeit der Zielkriterien und das Erkennen mehrfach berücksichtigter, gleichartiger Zielkriterien ist am leichtesten durch Ordnung aller Ziele in einem hierarchischen
System zu erreichen. Dabei werden umfassende, übergeordnete Ziele zergliedert, bis
ihr Erfüllungsgrad messbar oder zumindest eindeutig beurteilbar ist. Untergeordnete
Ziele werden systematisch ergänzt, bis sie ihr gemeinsames Oberziel voll abdecken.
? Gewichtung der Zielkriterien:
Da im Allgemeinen nicht alle Kriterien die gleiche Bedeutung für die Bewertung der
Alternativen haben, müssen die Ziele entsprechend den Präferenzen der Entscheidungsträger gewichtet werden. Die Gewichtung erfolgt am besten durch schrittweises Vorgehen innerhalb der Zielhierarchie, indem jeweils die Unterziele eines gemeinsamen
Oberzieles gewichtet werden. Der Vorteil der Trennung von Einstufung nach Rangzahl
87 Vgl. dazu u.a. Blohm, Hans/Lüder, Klaus/Schaefer, Christina: Investition. 9. Aufl., München
2006, S. 155-168; Schneeweiß, Christoph: Kostenwirksamkeitsanalyse, Nutzwertanalyse und Multi-Attributive Nutzentheorie. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium 1990, S. 14-15; Zangemeister, Christof: Nutzwertanalyse in der Systemtechnik. 4. Aufl., München 1976, S. 69-75.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 45
und Gewichtung liegt vor allem darin, dass bei den unterschiedlichen zu bewertenden
Lösungen die einzelnen Eigenschaften auch ein unterschiedliches Gewicht aufweisen
können. Als Beispiel seien unterschiedliche Qualitätsanforderungen genannt, die auf
dem Markt zu unterschiedlichen Preisniveaus führen und z. B. Normalbedarf, gehobenen Bedarf und Luxusbedarf kennzeichnen. In diesen drei Fällen werden die Eigenschaften eines Gutes unterschiedlich bewertet, d. h., der Käufer legt auf jeweils andere
Dinge sein Hauptgewicht.
? Ermittlung der Zielerträge der Kriterien für jede Alternative:
Die Ermittlung der Zielerträge erfolgt in der dem Kriterium eigenen Dimension, d. h.
beispielsweise in technisch-physikalischen Größen wie km, kg, m2 etc., in Geldgrößen
oder in verbalen Beschreibungen wie sehr gut, gut, befriedigend, usw.
? Abbildung der Zielerträge auf dimensionslose Zielerfüllungsskalen:
Im nächsten Schritt werden die Zielerträge auf dimensionslosen Skalen abgebildet, um
sie durch die Beseitigung unterschiedlicher Dimensionen aggregierbar zu machen. Dabei muss gleichzeitig angegeben werden, wann ein Kriterium optimal bzw. wann es unzureichend erfüllt ist. Üblicherweise verwendet man dazu eine 10-Punkte-Skala. Im
einfachsten Fall – wie dem in Abbildung 16 zugrunde gelegten – ist der Zusammenhang zwischen Zielertrag und Zielerfüllungsgrad linear, doch kann auch jeder andere
nachgewiesene oder plausible Verlauf eingesetzt werden.
? Berechnung der Teilnutzenwerte:
Die Teilnutzenwerte eines jeden Kriteriums bei allen Alternativen ergeben sich durch
Multiplikation von Zielerfüllungsgrad mit zugehörigem Gewicht des Kriteriums.
? Berechnung der Nutzwerte:
Der Nutzwert einer jeden Alternative ergibt sich durch Zusammenfassung der Teilnutzenwerte nach einer definierten Wertsyntheseregel; in der Grundvariante der Nutzwertanalyse ist dies die Addition aller Teilnutzenwerte einer Alternative.
? Ordnung der Alternativen in eine Rangfolge:
Entsprechend der Höhe der Nutzwerte der Alternativen lassen sich die analysierten Alternativen in eine Rangreihe einordnen.
Zielertrag Zielerfüllungsgrad
sehr gut (Kriterium wirdsehr gut erfüllt) 10 Punkte
…
durchschnittlich (Kriterium wirddurchschnittlich erfüllt) 5 Punkte
…
nicht ausreichend (Kriterium wird nichtausreichend erfüllt) 0 Punkte
Abbildung 16: Ermittlung des Zielerfüllungsgrades bei Punkteskala
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen46
Das Verfahren der Nutzwertanalyse ist bei sinnvoller Anwendung durchaus zur Informationsverdichtung bei mehrdimensionalen Zielen geeignet, wenn sich der Benutzer der Anwendungsproblematik (subjektive Einflüsse bei der Wahl der Kriterien, Problem der Unabhängigkeit der Kriterien, Probleme bei der Festlegung der Gewichte und der Beschreibung der
Kriterienausprägungen) bewusst ist.88 Jedoch gibt es – wie bei jeder wissenschaftlichen
Vorgehensweise – eine Reihe von Kritikpunkten, die im Wesentlichen auf die Problematik
der Quantifizierung qualitativer Sachverhalte zurückzuführen sind.89
Da eine Nutzwertanalyse metrische und nicht-metrische Informationen verarbeitet und dabei
im Falle der metrischen Informationen als Folge des formalisierten Verfahrens ein Informationsverlust eintritt, fand eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens zu sogenannten Preis-
Leistungs-Modellen statt. Preis-Leistungs-Modelle sehen eine Beurteilung von Investitionsobjekten in zwei Phasen vor. In der ersten Phase wird der Kriterienkatalog einer Nutzwertanalyse nur für die nicht metrisch messbaren Kriterien eingesetzt, und es werden Investitionsalternativen aussortiert, die bestimmten Mindestanforderungen bei diesen Kriterien
nicht genügen. Für die verbleibenden Investitionsalternativen wird dann in einer zweiten
Beurteilungsphase auf der Basis der metrischen Informationen eine Investitionsrechnung
durchgeführt.90
2.2.5 Das Investitionscontrolling
Der Begriff „Controlling“ in seiner allgemeinen Form wird sowohl in der Literatur als auch
in der Praxis mit unterschiedlichen Inhalten belegt und auch in verschiedenen Zusammenhängen benutzt.91 Die eigentliche Schwierigkeit hinsichtlich einer übergreifenden Erfassung des Begriffs liegt wohl darin, dass Controlling i. d. R. als Zusammenfassung von Aufgaben angesehen wird, die von anderen Bereichen bzw. Funktionen nicht hinreichend erfüllt
werden können. In einem prinzipiellen Ansatz kann man den unklaren Begriff in der Weise
festlegen, dass man Controlling als zielbezogene Erfüllung von Führungsaufgaben ansieht, die der systemgestützten Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung zur
Planerstellung, Koordination und Kontrolle dient.92
Um nun die Führungsaufgaben tatsächlich ziel- und zweckorientiert erfüllen zu können, ist
es notwendig, dass die Unternehmung über ein funktionierendes Planungs-, Kontroll- und
Informationssystem sowie über ein geeignetes Motivations- und Personalführungssystem
verfügt. Das Controlling soll die verschiedenen Bestandteile des Führungssystems auf eine
88 Vgl. dazu u.a. Brauckschulze, Ute: Die Produktelimination. Münster 1983, S. 236.
89 Vgl. diesbezüglich z.B. Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000,
S. 89.
90 Vgl. dazu ausführlich Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000,
S. 104-105.
91 Bezüglich einer ausführlichen Diskussion des Begriffs und der Inhalte des Controlling vgl. Sierke, Bernt R. A.: Investitions-Controlling im Controlling-System – Darstellung eines integrierten
Ansatzes mit Hilfe ausgewählter linearer Dekompositionsverfahren. Korbach 1990, S. 7-70.
92 Vgl. dazu u.a. Götze, Uwe: Investitionsrechnung. 5. Aufl., Berlin u.a. 2006, S. 31; Küpper, Hans-
Ulrich/Weber, Jürgen/Zünd, André: Zum Verständnis und Selbstverständnis des Controlling. In:
Zeitschrift für Betriebswirtschaft 1990, S. 281-293; Reichmann, Thomas: Controlling mit Kennzahlen und Management-Tools – Die systemgestützte Controlling-Konzeption. 7. Aufl., München
2006, S. 13.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 47
gemeinsame Aufgabe hin ausrichten und die Koordination dieser Teilbereiche „zur Sicherstellung einer zielgerichteten Lenkung“93 bewirken. Insbesondere soll es zu einer rationalen
Entscheidungsfindung beitragen, die Interdependenzprobleme bei arbeitsteiligen Prozessen
verkleinern und eine Anpassung der Unternehmungsstrategie an Umweltveränderungen
herbeiführen bzw. beschleunigen. Die Koordination des Führungsgesamtsystems als primäre
Zwecksetzung des Controlling beruht also letztendlich auf der Arbeitsteilung und den Interdependenzen zwischen den einzelnen Organisationseinheiten.94
Aus diesem grundlegenden Aufgabenbereich des Controlling lassen sich die spezifischen
Funktionen bzw. Teilaufgaben ableiten:95
? Ausgestaltung und Überwachung des Planungs-, Kontroll- und Informationssystems
sowie Koordination zwischen diesen Systembereichen,
? Koordination zwischen den o. g. Systembereichen und der Organisation bzw. Personalführung,
? Koordination zwischen Informationsbedarf, -erzeugung und -bereitstellung,
? Mitwirkung bei Planungs- und Kontrollprozessen,
? Beratung der Unternehmungsleitung.
Aufbauend auf dieser Interpretation des allgemeinen Controlling-Begriffs lässt sich Investitionscontrolling zunächst grundlegend interpretieren als Maßnahme zur Erfüllung von
Controlling-Zielen in den Phasen der Planung, Koordination und Kontrolle von Investitionen (Unterstützung des gesamten Führungsprozesses im Investitionsbereich). Investitionscontrolling stellt daher einen Teilbereich eines mehrstufigen, entscheidungsebenenbezogenen Controlling-Gesamtsystems dar.96
Als spezielle Aufgabenbereiche des Investitionscontrolling lassen sich daher
? Beteiligung an der Investitionsplanung und Investitionskoordination,
? Kontrolle der Investitionsprojekte in der Realisationsphase sowie
? Investitionskontrolle nach Verwirklichung der Investition
93 Küpper, Hans-Ulrich/Weber, Jürgen/Zünd, André: Zum Verständnis und Selbstverständnis des
Controlling. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft 1990, S. 283.
94 Vgl. Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 16.
95 Vgl. z.B. Götze, Uwe: Investitionsrechnung. 5. Aufl., Berlin u.a. 2006, S. 31-36; Reichmann,
Thomas/Lange, Christoph: Aufgaben und Instrumente des Investitions-Controlling. In: Die Betriebswirtschaft 1985, S. 454-455.
96 Vgl. diesbezüglich Lücke, Wolfgang (Hrsg.): Investitionslexikon. 2. Aufl., München 1991, S. 166-
167; Reichmann, Thomas/Lange, Christoph: Aufgaben und Instrumente des Investitions-
Controlling. In: Die Betriebswirtschaft 1985, S. 454-466; Schaefer, Sigrid: Datenverarbeitungsunterstütztes Investitions-Controlling. München 1993, S. 7-21.
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen48
anführen (vgl. auch Abbildung 17).97
Aufgabenbereiche des
Investitions-Controlling
Beteiligung an
Investitionsplanung und
Investitionskoordination
Kontrolle der
Investitionsprojekte in der
Realisationsphase
Investitionskontrolle i.e.S.
(nach Realisierung
der Investition)
Investitionsanregung
Entscheidungsbezogene Informationsversorgung
der Planungsinstanzen
Ggf. Durchführung
der Investitionsplanung
Koordination der
Investitionsplanung
und des Investitionsvolumens
Überprüfung der
Investitionsanträge
Ggf. Durchführung
der Investitionsrechnung und
-beurteilung
Evaluation der
Investitionsrisiken
Kontrolle einzelner
Investitionsprojektdurchführungen
(Projektkontrolle)
Realisationskontrolle der
Investitionsbudgets
Entscheidungsbezogene
Informationsverarbeitung und
-versorgung der
Genehmigungs- und
Planungsinstanzen
Risikobeobachtung
und -überwachung
Wirtschaftlichkeitskontrolle durch
Investitionsrechnung
(Objektkontrolle)
Budgetkontrolle
(Globalkontrolle)
Planorientierte
Vermögens- und
Kapitalbindungskontrolle
Abweichungsanalyse und
entsprechende
Informationsversorgung der
Entscheidungsund Planungsinstanzen
Entwicklung von
Verbesserungsvorschlägen und
Investitionsanregungen
Abbildung 17: Aufgabenbereiche und Einzelaufgaben des Investitionscontrolling98
97 Vgl. darüber hinaus Reichmann, Thomas: Controlling mit Kennzahlen und Management-Tools –
Die systemgestützte Controlling-Konzeption. 7. Aufl., München 2006, S. 287-294; Reichmann,
Thomas/Lange, Christoph: Aufgaben und Instrumente des Investitions-Controlling. In: Die Betriebswirtschaft 1985, S. 455-458; Schwellnuß, Axel G.: Investitions-Controlling. München 1991,
S. 8-12.
98 Entnommen aus Eilenberger, Guido: Betriebliche Finanzwirtschaft. 7. Aufl., München/Wien 2003,
S. 151.
2.2 Die Entscheidungen über Investitionen 49
Als Instrumentarium für einen effektiven Einsatz des Investitionscontrolling werden die im
Rahmen des bereichs- und funktionsübergreifenden Gesamtcontrollingkonzeptes verwendeten Verfahren zur Prognose, Entscheidung, Bewertung und Analyse von Sachverhalten
investitionszweckspezifisch und zielorientiert herangezogen.99
2.2.6 Die Einordnung der Methoden der Investitionsrechnung
Unter dem Stichwort „Investitionsrechnung“ werden alle Rechenverfahren zusammengefasst, die im Rahmen des Entscheidungsprozesses die Beurteilung isolierter Investitionsvorhaben bzw. die Vorteilhaftigkeit von mehreren Investitionsvorhaben ermöglichen. Nach
dem Genauigkeitsgrad und dem Rechenaufwand unterscheidet man die folgenden drei
Gruppen der Investitionsrechnungsverfahren.
Die statischen Methoden gehen nicht vom zahlungsorientierten Investitionsbegriff aus,
d. h., sie ziehen zur Beurteilung nicht die Ein- und Auszahlungen eines Investitionsobjektes
heran, sondern beurteilen die Investitionsobjekte mit Hilfe der Erfolgsgrößen Kosten bzw.
Aufwendungen oder Erlöse bzw. Erträge, die aus dem Rechnungswesen bekannt sind. Die in
diese Verfahren eingehenden Maßgrößen sind also für andere Zwecke konzipiert; dies lässt
ihre Tauglichkeit für Investitionsentscheidungen fraglich erscheinen. Es werden grds. vier
statische Verfahren unterschieden, die teilweise aufeinander aufbauen und in Abschnitt 3
näher vorgestellt werden:
? die Kostenvergleichsrechnung;
? die Gewinnvergleichsrechnung;
? die Rentabilitätsvergleichsrechnung und
? die statische Amortisationsrechnung.
Diese Methoden werden als statisch bezeichnet, weil sie den Zeitfaktor nicht bzw. nur
unvollkommen berücksichtigen, also i. d. R. die im Zeitablauf eintretenden Veränderungen der Ertrags-, Aufwands- und Kostengrößen ebenso unbeachtet lassen wie den genauen
Zeitpunkt ihrer Entstehung.100 Die Zeitstruktur der in die Beurteilung einbezogenen Strömungsgrößen geht unter, da bei den statischen Verfahren nur mit Durchschnittswerten des
gesamten Investitionszeitraums gearbeitet wird; man spricht deshalb auch von einperiodigen Verfahren. Vereinfachend wird vielfach sogar nur das erste Nutzungsjahr des Investitionsprojektes als repräsentativ für die gesamte Nutzungsdauer angesehen.
Die dynamischen Methoden berücksichtigen die durch eine Investition ausgelösten Einund Auszahlungsströme, die bis zum Ende der wirtschaftlichen Nutzungsdauer des Investitionsobjektes bzw. bis zu einem bestimmten Planungszeitpunkt erwartet werden. In Abgrenzung zu den statischen Verfahren erfolgt hierbei eine explizite Berücksichtigung des Zeit-
99 Bezüglich genauerer Erläuterungen zu den verschiedenen Instrumenten des Investitionscontrolling
vgl. Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 29-36; Reichmann,
Thomas/Lange, Christoph: Aufgaben und Instrumente des Investitions-Controlling. In: Die Betriebswirtschaft 1985, S. 458-464.
100 Vgl. Wöhe, Günter: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 23. Aufl., München
2008, S. 526-532.
2 Investitionsrechnung und Entscheidungen über Investitionen50
faktors durch Verwendung der Zinseszinsrechnung: Der zeitliche Anfall von Ein- und
Auszahlungsbeiträgen eines Investitionsvorhabens wird nicht – im Gegensatz zur Vorgehensweise bei den statischen Verfahren – vernachlässigt oder durch eine Durchschnittsbetrachtung ersetzt, sondern wird durch Auf- und Abzinsung einzelner Zahlungsgrößen explizit berücksichtigt. Dabei stützen sich die „klassischen Ansätze“ der dynamischen Verfahren
auf die typische Annahme eines vollkommenen Kapitalmarkts, d.h. der Kapitalanlagezins
entspricht dem Zins zur Kapitalaufnahme und wird zudem als konstant angesehen; es besteht insb. keine Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung des Marktzinses.101
Es werden ebenfalls vier klassische dynamische Verfahren unterschieden, welche in
Abschnitt 4 eingehend erläutert werden:
? die Kapitalwertmethode,
? die Annuitätenmethode,
? die Methode des internen Zinsfußes und
? die dynamische Amortisationsrechnung.
Die moderneren Varianten der dynamischen Verfahren lösen sich von der in der Realität
sehr selten anzutreffenden Annahme eines vollkommenen Kapitalmarkts. Als Vertreter dieser moderneren Ansätze werden im Rahmen dieses Lehrbuchs (vgl. Abschnitt 4.2.6.2)
? die Vermögensendwertmethode und
? die Sollzinssatzmethoden diskutiert.
Ein weiterer Vertreter der modernen Ansätze ist das sog. Marktzinsmodell, welches auf den
Erkenntnissen der modernen Bankkalkulation und der dort entwickelten „Marktzinsmethode“ beruht.102
Die Simultanmodelle gehen noch einen Schritt weiter als die dynamischen Verfahren,
indem sie die Interdependenzen der Investitionsplanung mit den Plänen in den anderen
betrieblichen Bereichen, insbesondere der Finanzierung, der Produktion und dem Absatz,
berücksichtigen. Mit Hilfe der Methoden der Unternehmensforschung, insbesondere der
linearen Programmierung, wird versucht, gleichzeitig alle entscheidungsrelevanten Faktoren
dieser Bereiche zu berücksichtigen und so simultan das Optimum dieser Aktionsvariablen
unter Berücksichtigung verschiedener Nebenbedingungen zu ermitteln.103
101 Vgl. Schierenbeck, Henner/Wöhle, Claudia B.: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre. 17. Aufl.,
München 2008, S. 389.
102 Vgl. zum Marktzinsmodell eingehend Schierenbeck, Henner/Wöhle, Claudia B.: Grundzüge der
Betriebswirtschaftslehre. 17. Aufl., München 2008, S. 431-445; vgl. kritisch Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 186-190.
103 Vgl. Wöhe, Günter: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 23. Aufl., München
2008, S. 555-556.
3 Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung
3.1 Die Gemeinsamkeiten der statischen Verfahren
Statische Verfahren der Investitionsrechnung dienen zur Vorbereitung von Einzelentscheidungen, insbesondere der Lösung des Vorteilhaftigkeits- und Wahlproblems; es sollen keine
Lösungen für Investitionsprogrammentscheidungen gefunden werden.104
Als Grundzielsetzung der statischen Verfahren gilt nicht Einkommens-, Vermögens- oder
Wohlstandsmaximierung; angestrebt wird hier vielmehr Kostenminimierung, Gewinn- und
Rentabilitätsmaximierung sowie in bestimmten Situationen auch noch eine Verringerung
des Risikos (Realisation einer möglichst geringen Amortisationszeit). Es werden aus diesem
Grund nicht Aus- und Einzahlungen für die Rechnung herangezogen, sondern die periodisierten Größen Kosten bzw. Aufwendungen und Erlöse bzw. Erträge.105
Als typische Verfahren angesehen werden in der investitionstheoretischen Literatur
? die Kostenvergleichsrechnung,
? die Gewinnvergleichsrechnung,
? die Rentabilitätsvergleichsrechnung und
? die statische Amortisations(dauer)rechnung.106
104 Vgl. bzgl. des Verständnisses der dargelegten Begriffe Abschnitt 2.2.2.
105 Vgl. dazu u.a. Bieg, Hartmut: Die Verfahren der Investitionsrechnung und ihre Verwendung in der
Praxis. In: Der Steuerberater 1985, S. 20; Bieg, Hartmut: Aufgaben, Grundprinzipien und Bestandteile der Finanzwirtschaft. In: Der Steuerberater 1995, S. 19; Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung. 12. Aufl., München 2009, S. 31-42; Lücke, Wolfgang (Hrsg.): Investitionslexikon. 2. Aufl.,
München 1991, S. 361; Walz, Hartmut/Gramlich, Dieter: Investitions- und Finanzplanung.
6. Aufl., Heidelberg 2004, S. 112.
106 Vgl. dazu u.a. Adam, Dietrich: Investitionscontrolling. 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 105-118;
Bieg, Hartmut: Betriebswirtschaftslehre 1: Investition und Unternehmungsbewertung. 2. Aufl.,
Freiburg i. Br. 1997, S. 26-53; Blohm, Hans/Lüder, Klaus/Schaefer, Christina: Investition.
9. Aufl., München 2006, S. 134-153; Büschgen, Hans E.: Betriebliche Finanzwirtschaft –
Unternehmensinvestitionen. Frankfurt a. M. 1981, S. 35-51; Busse von Colbe, Walther/Laßmann,
Gert: Betriebswirtschaftstheorie. Band 3. 3. Aufl., Berlin 1990, S. 21-28; Däumler, Klaus-Dieter:
Grundlagen der Investitions- und Wirtschaftlichkeitsrechnung. 12. Aufl., Herne 2007, S. 201-223;
Eilenberger, Guido: Betriebliche Finanzwirtschaft. 7. Aufl., München/Wien 2003, S. 150-164;
Götze, Uwe: Investitionsrechnung. 5. Aufl., Berlin u.a. 2006, S. 50-66; Heinhold, Michael: Investitionsrechnung. 8. Aufl., München/Wien 1999, S. 45-74; Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung.
12. Aufl., München 2009, S. 31-42; Lücke, Wolfgang (Hrsg.): Investitionslexikon. 2. Aufl., München 1991, S. 361; Mellwig, Winfried: Kompendium für das Examen zum vBP/WP, Band 2: Betriebswirtschaft. 2. Aufl., Hamburg 1994, S. 180; Olfert, Klaus/Reichel, Christopher: Investition.
10. Aufl., Ludwigshafen (Rhein) 2006, S. 147-194; Perridon, Louis/Steiner, Manfred: Finanzwirtschaft der Unternehmung. 14. Aufl., München 2007, S. 25-42; Schierenbeck, Henner: Methodik
und Aussagewert statischer Investitionskalküle. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium 1976,
S. 217-223; Walz, Hartmut/Gramlich, Dieter: Investitions- und Finanzplanung. 6. Aufl., Heidelberg 2004, S. 111-139.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Zu Beginn dieses Lehrbuches wird auf die grundlegenden Prinzipien und Bestandteile der Finanzwirtschaft eingegangen. Daran schließt sich die umfangreiche Auseinandersetzung mit der Investition (und hier vor allem mit den Verfahren der Investionsrechnung) an. Dabei werden alle theorie- und praxisrelevanten Facetten behandelt. Zur Veranschaulichung der Inhalte dient ein durchgehendes Beispiel. Im letzten Kapitel wird sich mit Fragen der Unternehmensbewertung (inkl. DCF-Verfahren) auseinandergesetzt.
- Einführendes Lehrbuch in die Verfahren der Investitionsrechnung
- Behandelt werden theoretische wie praxisrelevante Fragestellungen.
- Zusammenhänge und finanzwirtschaftliche Entscheidungskriterien
- Einordnung von Investitionsrechnung und Investitionsentscheidungen
- Statische und dynamische Verfahren der Investitionsrechnung
- Dynamische Verfahren der Investitionsrechung
- Bestimmung der optimalen Nutzungsdauer und des Ersatzzeitpunktes von Investitionen
- Unsicherheit bei Investitionsentscheidungen
- Investitionsprogrammentscheidungen
- Entscheidungen über Finanzinvestitionen
"Insgesamt betrachtet liegt hier ein beachtliches Nachschlagewerk zum Themenkomplex Investition und Finanzierung vor, das jede einschlägige Frage in ihren Grundzügen beantwortet… Angehenden Betriebswirten und Praktikern kann das Handbuch uneingeschränkt empfohlen werden."
Ingo Nautsch in "Die Bank" zur Vorauflage der Bände.
Prof. Dr. Hartmut Bieg ist Inhaber des Lehrstuhls für Bankbetriebslehre an der Universität des Saarlandes.
Professor Dr. Heinz Kußmaul ist Direktor des Betriebswirtschaftlichen Instituts für Steuerlehre und Entrepreneurship am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, an der Universität des Saarlandes.
Für Studierende der Betriebswirtschaftslehre im Bachelor für das Fach Investition & Finanzierung an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien. Das Buch bietet aber auch Praktikern zahlreiche Anhaltspunkte zur Lösung von Investitionsproblemen.