Zusammenfassung
Erinnern und Vergessen sind grundlegende Prozesse menschlichen Lebens. Wie weit aber reicht die verformende Kraft des Gedächtnisses tatsächlich? Die moderne Geschichtswissenschaft hat sich der Frage bisher kaum gestellt, obschon die Mehrzahl der historischen Quellen auf Gedächtnisleistungen beruht. Die Unzuverlässigkeit des menschlichen episodischen Gedächtnisses erweist sich schon im Hinblick darauf, wie fehlerhaft es die Sachdaten eines Geschehens, den Ort, die Zeit, die daran Beteiligten erinnert und festhält. Diese Unzuverlässigkeit erfordert neue methodische Überlegungen und Zugänge für die historische Quellenkritik.
Johannes Fried erläutert in diesem Buch die Ergebnisse moderner Kognitionswissenschaften und konfrontiert sie mit ausgewählten Beispielen der modernen und mittelalterlichen Geschichte. Sein Ergebnis: Vergangenheit wird in der Gegenwart stets neu geschaffen; unbewußt konstruiert aus unterschiedlichen Elementen erinnerten Geschehens. Wesentlich geprägt durch die Erfordernisse der jeweiligen Gegenwart entstehen scheinbar stimmige Vergangenheitsbilder, die doch in ihren elementaren Aussagen erheblich vom tatsächlich Geschehenen abweichen können. Jede Erinnerung und damit jede Quelle ist deshalb auf ihre Gegenwart hin zu befragen, um sie beurteilen zu können. Am Ende stehen neue Regeln für den Umgang mit Geschichte.
- 13–56 I. Vier Fälle 13–56
- 394–398 Nachwort 394–398
- 399–400 Anhang 399–400
- 401–447 Anmerkungen 401–447
- 448–448 Abkürzungsverzeichnis 448–448
- 449–505 Bibliographie 449–505
- 511–512 Register der Orte 511–512
7 Treffer gefunden
- „... Forschung nierenden Voraussetzungen aller Erinnerungsarbeit verstellt. Denn die Urheber von Quellentexten ...” „... ab: «Von dem Autor, der die berichteten Thatsachen selbst miterlebt hat, dürfen wir voraussetzen, daß ...”
- „... von Gedächtniszeugnissen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Nicht nur die Attitüden der ...” „... in psychische Voraussetzungen der komplexen, sich selbst organisierenden geistigen Aktivitäten der ...”
- „... Mitglied zur besseren Eingliederung verlangt wird.» Und: «Die Evolution hat die Voraussetzungen für Moral ...” „... unmittelbare Nähe, Interaktion, Kommunikation und Erinnerungsfähigkeit der Gruppenmitglieder voraussetzen und ...”
- „... die Voraussetzung für Venedigs beherrschende Machtstellung in der östlichen Mediterranee. Doch war er ...”
- „... anthropischen Voraussetzungen zur Geltung und führten, lang genug wirksam, zu unterschiedlichen ...”
- „... fraglichen Wendungen sind so allgemeiner Natur, daß sie keinesfalls die Wundergeschichten voraussetzen ...”
- „... Voraussetzungen und Folgen, die konstruktive Tätigkeit des Gedächtnisses und ihre Implikationen, genauer ...”