Zeitschrift für Ideengeschichte
- doi.org/10.17104/1863-8937-2009-4
- ISSN print: 1863-8937
- ISSN online: 1863-8937
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Zusammenfassung
Die Zeitschrift für Ideengeschichte fragt nach der veränderlichen Natur von Ideen, seien sie philosophischer, religiöser, politischer oder literarischer Art. Herausragende Fachleute aus allen Geisteswissenschaften gehen in Originalbeiträgen der Entstehung, den zahlreichen Metamorphosen, aber auch dem Altern von Ideen nach. Dabei erweist sich manch scheinbar neue Idee als alter Hut. Und umgekehrt gilt es, in Vergessenheit geratene Idee neu zu entdecken.
Die internationale Politik der letzten Jahre, die sich erneuernden Wertedebatten und die intensiv erlebte Wiederkehr der Religionen lassen keinen anderen Schluß zu: Die politische und kulturelle Gegenwart wird von Ideen geprägt, spukhaft oft, doch mit enormer Wirksamkeit. Wer diese Gegenwart verstehen will, kommt nicht umhin, Ideengeschichte zu treiben.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wendet sich an die gebildete Öffentlichkeit. Darüber hinaus strebt sie als Forum der Forschung und Reflexion eine fachübergreifende Kommunikation zwischen allen historisch denkenden und argumentierenden Geisteswissenschaften an.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wird von den drei großen deutschen Forschungsbibliotheken und Archiven in Marbach, Weimar und Wolfenbüttel sowie dem Wissenschaftskolleg zu Berlin gemeinsam getragen. Mögen die Quellen der Zeitschrift im Archiv liegen, so ist ihr intellektueller Zielpunkt die Gegenwart. Sie beschreitet Wege der Überlieferung, um in der Jetztzeit anzukommen; sie stellt Fragen an das Archiv, die uns als Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts beschäftigen.
- 4–4 Zum Thema 4–4
- Zum Thema Tim B. Müller, Wolfert von Rahden, Stephan Schlak Tim B. Müller, Wolfert von Rahden, Stephan Schlak
- 5–57 Kampfzone 5–57
- 33–46 «Wo der Pöbel vernünftelt …» Die Fehde zwischen Buchholz und Gentz Iwan-Michelangelo D’Aprile Iwan-Michelangelo D’Aprile 33–46
- 58–68 Gespräch 58–68
- Abenteuer Theorie Martin Jay Martin Jay
- 69–80 Essay 69–80
- 81–96 Denkbild 81–96
- 97–112 Archiv 97–112
- Zur Bibliothek Reinhart Koselleck Reinhard Laube Reinhard Laube
- 113–125 Konzept & Kritik 113–125
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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Zum Thema
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Zusammenfassung
Es ist ein frommer Glaube, dass die Wissenschaft angetrieben wird von der unaufgeregten Suche der Kenner nach Wahrheit und dem besseren Sachargument. Immer waren es mit allen rhetorischen Finessen geführte und zumeist polemische Wortschlachten – nicht selten von Rebellen und Außenseitern der Zunft angezettelt –, die zur Revolutionierung von Denkweisen geführt haben. Wer geistige Umbrüche verstehen möchte, darf sich nicht allein in den Systemen und Theoriebauten vergangener Zeiten umsehen, sondern muss die Kampfzonen aufsuchen.
Niederwerfen oder Ermatten? Vom Kampf der Intellektuellen um die Hegemonie
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Zusammenfassung
Die Selbststilisierung der Intellektuellen und Schriftsteller als Freunde des Friedens und die Feier der Diskussion als verständigungsorientiertem Austausch von Argumenten sind jüngeren Datums. Dass sich der gesellschaftliche Aufstieg der Intellektuellen überwiegend im Zeichen des Streits und der mit Begriffen ausgetragenen Konflikte vollzog, ist zuletzt weithin in Vergessenheit geraten. Der gesellschaftliche Mehrwert der Intellektuellen bestand nicht immer in deren nachhaltigem Beitrag zu Konsens und Übereinkunft.
Duell in Rom. Das Ringen um die Hieroglyphen
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Zusammenfassung
Im Juli 1826 hat der russische Gesandte beim Heiligen Stuhl die Faxen dicke: Graf Italinsky bittet in die russische Gesandtschaft zum Duell vor Zeugen. Berufen sind all jene «Archäologico- Diplomaten» – Gesandte, Minister, Forscher, Archivare, Vertreter der Kurie –, die über die Altertümer in Rom ein Wörtchen mitreden und insbesondere die von Papst Leo XII. in Auftrag gegebene Dokumentation der Hieroglypheninschriften auf den römischen Obelisken mitverfolgen. «Le tout Rome» befi ndet sich im Frühsommer 1826 im Obeliskenfi eber. So war Champollion aus Livorno in die Ewige Stadt gerufen worden, um einer Revisionskommission vorzustehen, welche die Kopie der Hieroglyphen kritisch begleiten sollte.
«Wo der Pöbel vernünftelt …» Die Fehde zwischen Buchholz und Gentz
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Zusammenfassung
Die gesellschaftliche Umbruchperiode um 1800 ist zugleich die Entstehungszeit der modernen politischen Strömungen. Spätestens seit 1770 kristallisierten sich aus den Debatten zwischen Aufklärern und Gegenaufklärern, zwischen Theologen und Philosophen, zwischen Pietisten und Rationalisten oder zwischen Frühromantikern und Spätaufklärern die politischen Strömungen des Frühliberalismus, des Konservativismus und schließlich auch der Demokraten und der Jakobiner heraus. «Strömungen» wurden diese politischen Richtungen von Fritz Valjavec in seiner richtungweisenden Studie von 1951 genannt, weil es sich im deutschen Raum noch nicht um ein fi xierbares Parteiensystem handelte, aber doch um identifi zierbare Gruppierungen, die durch politische Zeitschriften, Klubs oder Lesegesellschaften, schließlich durch sich radikalisierende Geheimbünde und Freimaurervereinigungen wie die Illuminaten oder die Deutsche Union auch institutionell repräsentiert waren.
Störer, Wühler, Weichensteller. Die intellektuelle Mobilmachung im 20. Jahrhundert
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Zusammenfassung
Die Arbeit tun die anderen. Mit dem griffi gen Buchtitel seiner Studie über «Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen» knüpfte der Soziologe Helmut Schelsky 1977 zwar an einen bewährten Erzählstrang deutscher Kulturkritik an. Die Weiche war aber falsch gestellt, und die Frage, welche Arbeit die Intellektuellen tun, blieb unbeantwortet. Wenn Ideengeschichte immer auch auf ein «politisches Schlachtfeld» führt und Ideenkämpfe als «Krieg um Wissen und Wahrnehmungen» ihre breite Spur durch die Kulturgeschichte ziehen,1 dann ist eine Antwort dringend erforderlich. Das 19. Jahrhundert feierte mit Wilhelm von Humboldt zwar die Ideen als die «schaffenden Kräfte», welche die «Weltgeschichte in allen ihren Teilen durchwalten und beherrschen».
Abenteuer Theorie
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Am Beginn Ihrer akademischen Karriere stand das 1973 erschienene Buch "The Dialectical Imagination". Dieses Werk und die im darauf folgenden Jahrzehnt publizierten Arbeiten wie "Marxism and Totality" oder die Adorno-Monographie in der «Modern Masters»-Reihe verraten eine Treue zur Tradition des westlichen Marxismus. Sie zeigen darüber hinaus, dass ihr Autor auf den Fortbestand und auch die Angemessenheit einer Perspektive vertraute, die wir im weitesten Sinne als «kritische Theorie» bezeichnen können. Bedeutet Ihre Hinwendung zu anderen Themen in jüngeren Veröffentlichungen – der Kritik des «Okularzentrismus» in Frankreich, dem Begriff der Erfahrung in der abendländischen Philosophie oder der Verlogenheit in der Politik in Ihrer aktuellen Arbeit –, dass Sie den Glauben an die kritische Theorie und Ihre Begeisterung für deren intellektuelle Ressourcen verloren haben?
Wer bleibt, der schreibt. Reinhart Koselleck, das Überleben und die Ethik des Historikers
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Zusammenfassung
I. Der Tod der Anderen Reinhart Koselleck ist wie kaum ein anderer Historiker dem gewaltsamen politischen Tod nachgegangen. «So lange es menschliche Geschichten gibt,» schreibt Koselleck, «durchzieht sie eine blutige Spur, und der Fluch ihrer Taten wird überliefert von der Bibel und Herodot angefangen bis heute. Die sich ansammelnden Erinnerungen werden immer wieder kompensiert: Rache durch Rache, durch Strafen, durch Sühneleistungen.» Dieser im weitesten Sinn politisch motivierte, unverhandelbare Tod war für Reinhart Koselleck der Horizont des geschichtlichen Fragens und Wissen-Wollens. Deshalb formulierte er Heideggers Satz vom Sein zum Tode um in das Sein-Zum-Totschlagen. Diese agonale Zuspitzung der Existenz-Philosophie ist ihre ironisch gefärbte historisch-politische Vergesellschaftung, ihre Einbettung in Freund-Feind-Alternativen, die es zu historisieren gilt, um ihnen entkommen zu können.
Denken in Bildern. Reinhart Kosellecks Programm Zur Politischen Ikonologie
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Zusammenfassung
Nach seiner Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft wollte Reinhart Koselleck an die Kunstakademie gehen, Künstler werden. Er hätte das Zeug dazu gehabt, meinen seine Freunde. Spekulationen hierzu erübrigen sich, denn der künstlerische Impetus war bald überlagert von der Faszination an der Geschichte und der Arbeit am Begriff. Sein Interesse am Bild, keineswegs selbstverständlich für einen Historiker seiner Generation, blieb gleichwohl in charakteristischer Weise lebendig. Über Jahrzehnte zeichnete er für sich ohne professionelles Ziel Karikaturen. In einem 1983 als Privatdruck veröffentlichten Band sind einige davon aus den Jahren von 1947 bis 1980 zusammengestellt. Es sind in schlichter Linienführung, schnell und treffsicher notierte Darstellungen von Menschen, denen Koselleck begegnet ist, die ihn belehrten und von denen er sich – buchstäblich – ein Bild machte.
Zur Bibliothek Reinhart Koselleck
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Der Fragebogen der Zeitschrift "Forschung & Lehre" konfrontierte Reinhart Koselleck im Jahr 2003 mit einem Angebot zur intensiven Lektüre: «Ein Jahr Robinson (ohne Freitag); welche drei Bücher nehmen Sie mit?» Koselleck notiert in gewünschter Kürze: «Bibel; Burckhardt: Weltgeschichte Betrachtungen; Montaigne: Essays». Die Hervorhebung dieser Titel gewinnt an Bedeutung, da sie Teil einer Sammlung sind, die zuletzt knapp 18 000 Bücher und Schriften umfasste und in über vierzehn verschiedenen Räumen der Bielefelder Luisenstraße 36 und der Universität untergebracht war. Wer eine aussagekräftige Auswahl aus dieser umfangreichen Arbeitsbibliothek treffen muss, um sie langfristig zu archivieren und für die Benutzung zu erschließen, gerät unter Druck; gilt es doch, gerade die Exemplare zu finden, denen der Sammler besondere Bedeutung zumaß.
Das Ende vom Ende der Ideologie. Ideengeschichten aus dem Kalten Krieg
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Zum Waffenarsenal des Kalten Krieges gehörten nicht nur Panzer und Raketen, sondern auch Ideen. Eine der gefährlichsten Waffen, ein intellektueller Tarnkappenbomber, simulierte auf dem weltanschaulichen Schlachtfeld die Suspendierung des Krieges. Dieses kulturkämpferische Ensemble nannte sich das «Ende der Ideologie».
Triumph der Einzelforschung. Jürgen Osterhammels Globalgeschichte des 19. Jahrhunderts
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Das 19. Jahrhundert zeichnete sich durch eine besondere Rezensionskultur aus. In Rezensionsorganen und wissenschaftlichen oder Kulturzeitschriften konnten Rezensenten dutzende von Seiten über Neuerscheinungen verfassen und dabei alle möglichen Varianten wählen: Von ausführlichen Inhaltsangaben mit extensiven Zitaten aus dem vorliegenden Werk, über detaillierte, mehr oder weniger nörgelnde Detailkritik bis zum Essay, in dem im Extremfall der Rezensent nur schrieb, was er immer schon einmal zu dem Thema sagen wollte.
Wollust, wohltemperiert
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Die Wollust als «schönste Todsünde» zu bezeichnen, ist auf Anhieb plausibel. Wer würde sie im Ernst mit unerfreulichen Phänomenen wie Hochmut, Geiz, Neid oder Trägheit auf eine Stufe stellen? So hat Simon Blackburns kleine Abhandlung ihre Leserinnen und Leser im Grunde von Anfang an gewonnen. Glänzend geschrieben, gut übersetzt und liebevoll gestaltet, bricht das handliche Büchlein eine Lanze für ein sympathisches Laster.
Zweifeln erlaubt
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Dieses Buch hat viele Makel, vor allem zwei: Der Autor besitzt kein Talent als autobiographischer Schriftsteller, und der Verlag – jeder deutsche Verlag – hätte lieber eine Übersetzung von Popkins Hauptwerk, History of Scepticism (zuletzt 2003), veröffentlichen sollen. Vielleicht lässt sich der vorliegende Essayband als Einladung verstehen, den großen amerikanischen Philosophiehistoriker Richard Popkin näher kennen zu lernen. Es ist aber eine Einladung auf Umwegen.
Die Autorinnen und Autoren
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