6.8 Die nachrangigen Darlehen 235
bei denen eine Verlustbeteiligung ausgeschlossen wurde. Ein Vorteil der partiarischen
Darlehen im Unterschied zu stillen Einlagen ist darin zu sehen, dass sie ohne Billigung des
Darlehensnehmers an einen Dritten abgetreten werden können.711 Sie weisen damit eine
höhere Fungibilität als stille Einlagen auf. Partiarische Darlehensgeber sind deshalb leichter
zu finden als stille Einleger.
6.7 Die Gewinnschuldverschreibungen
Auch Gewinnschuldverschreibungen räumen den Gläubigern Sonderrechte ein, die hier mit
Gewinnanteilen von Aktionären in Verbindung gebracht werden.712 Die Gläubiger erhalten
entweder neben einer festen Mindestverzinsung aus der Schuldverschreibung einen Anspruch auf einen Zusatzzins in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes der Dividende oder
lediglich eine gewinnabhängige Verzinsung (i. d. R. mit nach oben begrenztem Gewinnanspruch). Da in Verlustjahren entweder keine oder nur eine Mindestverzinsung erfolgt,
sind Gewinnobligationen risikobehaftet. In Jahren mit hohen Gewinnen bieten sie allerdings
eine über dem normalen Zins liegende Verzinsung.713
Zur Ausgabe von Gewinnschuldverschreibungen ist die Zustimmung von mindestens drei
Vierteln des bei der Entscheidung in der Hauptversammlung vertretenen Grundkapitals
erforderlich.714 Die Satzung kann jedoch eine andere Kapitalmehrheit und weitere Erfordernisse bestimmen.715 Den Altaktionären muss ein Bezugsrecht eingeräumt werden.716
Gewinnschuldverschreibungen werden i. d. R. emittiert, um Kapitalgebern in schwierigen
Unternehmungssituationen einen besonderen Anreiz zur Kapitalbereitstellung zu bieten.
6.8 Die nachrangigen Darlehen
6.8.1 Die Ausstattungsmerkmale nachrangiger Darlehen
Nachrangige Darlehen bezeichnen im Regelfall unbesicherte Darlehen, die dem Gläubiger
im Falle der Insolvenz oder der Liquidation der Unternehmung lediglich nachrangige Ansprüche am Zerschlagungserlös zugestehen. Die Ansprüche der Nachrangkapitalgeber treten
somit hinter die Ansprüche der gewöhnlichen Fremdkapitalgeber zurück. Nachrangkapital
stellt aus Sicht der vorrangigen Gläubiger eine zusätzliche Sicherheit im Falle der Insolvenz
oder der Liquidation der Unternehmung dar.
711 Vgl. Büschgen, Hans E.: Grundlagen betrieblicher Finanzwirtschaft – Unternehmungsfinanzierung. 3. Aufl., Frankfurt a. M. 1991, S. 140; Süchting, Joachim: Finanzmanagement –
Theorie und Politik der Unternehmensfinanzierung. 6. Aufl., Wiesbaden 1995, S. 37.
712 Vgl. § 221 Abs. 1 AktG.
713 Vgl. Wöhe, Günter/Bilstein, Jürgen: Grundzüge der Unternehmensfinanzierung. 9.Aufl., München
2002, S. 252-253.
714 Vgl. § 221 Abs. 1 Satz 2 AktG.
715 Vgl. § 221 Abs. 1 Satz 3 AktG.
716 Vgl. §§ 221 Abs. 4, 186 AktG.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Nach einer allgemeinen Einordnung der Finanzierung von Unternehmen werden die einzelnen Instrumente der Außen- und Innenfinanzierung mit ihren theorie- und praxisrelevanten Merkmalen vorgestellt und mit zahlreichen Beispielen untermauert. Darüber hinaus wird auf Finanzinnovationen und Finanzderivate eingegangen.
Einführendes Lehrbuch in die Grundlagen der Unternehmensfinanzierung
Behandelt werden theoretische wie praxisrelevante Fragestellungen.
Grundprinzipien und Bestandteile der Finanzwirtschaft
Finanzierungstheorie
Finanzierungsarten
Außenfinanzierung durch Eigenkapital
Außenfinanzierung durch Fremdkapital
Derivative Finanzinstrumente
Innenfinanzierung^.
Prof. Dr. Hartmut Bieg ist Inhaber des Lehrstuhls für Bankbetriebslehre an der Universität des Saarlandes.
Professor Dr. Heinz Kußmaul ist Direktor des Betriebswirtschaftlichen Instituts für Steuerlehre und Entrepreneurship am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, an der Universität des Saarlandes.
"Insgesamt betrachtet liegt hier ein beachtliches Nachschlagewerk zum Themenkomplex Investition und Finanzierung vor, das jede einschlägige Frage in ihren Grundzügen beantwortet… Angehenden Betriebswirten und Praktikern kann das Handbuch uneingeschränkt empfohlen werden."
Ingo Nautsch in "Die Bank" zur Vorauflage der Bände.
Für Studierende der Betriebswirtschaftslehre im Bachelor für das Fach Investition & Finanzierung an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien. Das Buch bietet aber auch Praktikern zahlreiche Anhaltspunkte zur Lösung von Finanzierungsproblemen.