3. Kapitel: Planungsorientierte Systeme der KER396
In mehreren Untersuchungen500 ist versucht worden, Einflussgrößenfunktionen der Erlöse ebenfalls mit Hilfe von Regressionsanalysen herzuleiten. Dabei hat es sich als notwendig erwiesen, Funktionen für verschiedene
Erlösarten, z.B. bei unterschiedlichen Rabattformen, Preiszuschlägen, Forderungsverlusten u.ä., zu unterscheiden. Als wichtige Einflussgrößen werden
das Produktionsvolumen, das Marktvolumen und seine Aufteilung auf
Produktgruppen, die Marktanteile der Unternehmung sowie zeitliche Einflüsse genannt.
III. Einsatz der periodischen Planerfolgsrechnung
Neben der Erfolgsrechnung kann das System der periodischen
Planerfolgsrechnung auch für die operative Produktions- und
Kostenplanung, die Produktions- und Kostenüberwachung sowie die Kalkulation eingesetzt werden.
Die operative Produktions- und Kostenplanung kann auf Monate oder
Quartale bezogen werden. Ändern sich in diesen Zeiträumen bei kurzzyklischer Sorten- und Serienfertigung das Produktionsprogramm sowie die Bedingungen im Umfeld, dann sind im Fertigungsbereich ständig Anpassungsmaßnahmen zu treffen. Soweit für diese einzelnen Maßnahmen Alternativen
zur Verfügung stehen, ist nach Möglichkeit die günstigste zu wählen. Für die
Prognose der Kostenwirkungen aller Alternativen steht die Planerfolgsrechnung zur Verfügung. Sie ist auch in der Lage, Kostendifferenzen zu prognostizieren, die sich ergeben, wenn ein ganzes Maßnahmenbündel ins Auge
gefasst wird, um die bisherige Kostensituation zu verändern501. Diese Rechnung ist besonders dann flexibel, wenn die Wirkungen von Datenveränderungen durchgerechnet werden sollen. So können mittels dieser Rechnung
auch Grenzkosten für besondere Einzelmaßnahmen berechnet werden. Im
Rahmen dieser Modellflexibilität ist es zudem möglich, parametrische Analysen durchzuführen, die auf die Verbesserung des Erfolgsziels gerichtet
sind.
Im Rahmen der kurzfristigen Erfolgsrechnung lassen sich mit der periodischen Planerfolgsrechnung für unterschiedliche Detaillierungsgrade Abweichungsanalysen durchführen. Da die Zahl der erfassten Einflussgrößen in
der Regel groß ist, können entsprechend viele Abweichungsarten ermittelt
werden. Grundsätzlich sind auch Planabweichungen feststellbar, die daraus
resultieren, dass während der Planperiode Planvorgaben bewusst geändert
werden. Damit ist diese Rechnung zugleich in der Lage, bei flexibler Planung
umfassende Abweichungsanalysen durchzuführen, die eine wirkungsvolle
Kostensteuerung zulassen. Neben den Planabweichungen können die üblichen Verbrauchsabweichungen ermittelt werden. Die Planabweichungen
werden als entscheidungsbedingt, die Verbrauchsabweichungen dagegen als
ausführungsbedingt charakterisiert. Für die Berichterstattung an die Kosten-
500 Vgl. WITTENBRINK, H. (Erfolgsplanung); KOLB, J. (Erlösrechnung).
501 Vgl. LAßMANN, G. (Betriebsplankostenrechnung), S. 176.
C. Periodische Planerfolgsrechnung 397
verantwortlichen wird prinzipiell gefordert, dass nur wesentliche Abweichungen ermittelt werden. Darunter sind solche zu verstehen, die der Kostenverantwortliche verursacht (veranlasst) und daher zu verantworten hat.
In der periodischen Planerfolgsrechnung spielt die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) eine untergeordnete Rolle. Durch Zusatzrechnungen
bzw. Zusatzauswertungen können jedoch Kalkulationen mit Voll- oder Teilkosten durchgeführt werden. Insbesondere ist dabei eine umfassendere Differenzierung nach unterschiedlichen Primärkostenarten möglich. Bei diesen
Kalkulationen handelt es sich um Prognoserechnungen, für welche wiederum eine Reihe von Einflussgrößen zu prognostizieren bzw. vorab festzulegen
ist, z.B. erwartete Rohstoffmischungen, Verfahrenskombinationen, Losgrö-
ßenausprägungen usw. Auf diese Weise können Prognoseverrechnungssätze
je Einflussgröße bzw. Bezugsgrößeneinheit vorausberechnet werden. Für den
Fall, dass die genannten Größen nicht prognostiziert, sondern im Sinne minimaler Verbräuche normiert werden, lässt sich die Planerfolgsrechnung in eine
flexible Plankostenrechnung überführen. Auch bei den Prognosekalkulationen sind Alternativprognosen (Alternativkalkulationen) durchführbar, wenn
einzelne oder gebündelte Bedingungskalkulationen alternativ untersucht
werden sollen. Auf diese Weise erhält man 'Erzeugniskostenbänder', die
Kostenstrukturen bei ungünstiger, durchschnittlicher oder besonders
günstiger Bedingungskalkulation erkennen lassen.
Die Trennung zwischen Betriebsmodellen und Bewertungsansätzen wird erst
in der Endphase der Kostenermittlung bzw. -prognose aufgehoben. Daher
können die Auswirkungen von Preisänderungen bei einzelnen Einsatzgüterarten auf die Herstellkosten übersichtlich und präzise ermittelt werden.
Prognosekalkulationen der beschriebenen Art werden jedoch nicht monatlich
durchgeführt, sondern nur dann, wenn ein Bedarfsfall vorliegt.
Die periodische Planerfolgsrechnung ist wegen ihres Prognosecharakters ohne Schwierigkeiten in die Gesamtplanung der Unternehmung einzugliedern.
Außerdem lässt sich diese Rechnung durch eine zeitliche Differenzierung der
Einflussgrößen ergänzen und damit insbesondere bei zunehmender automatisierter Produktion eine operative Kennzahlenrechnung aufbauen, die
eine laufende Planung und Steuerung des Fertigungsgeschehens zulässt502.
Der Weg dazu führt über eine explizite Berücksichtigung der Disponibilität
von Einsatzgütern in den Einflussgrößenfunktionen. Für die beeinflussbaren
Kosten und Erlöse bestimmter Planperioden können schließlich im Bildschirmdialog die unterschiedlichsten Vergleiche durchgeführt werden, die
auf einzelne Schichten, Tage, Wochen oder Monate bezogen sind. Eingeschlossen sind dabei die jeweiligen Mengen- und Zeitgrößen, die dem periodischen Produktionsgeschehen zugrunde liegen503.
502 Vgl. KAISER, K. (Kosten- und Leistungsrechnung).
503 Für weitere Beispiele und Aufgaben zur periodischen Planerfolgsrechnung (Betriebsplankostenrechnung) vgl. KÜPPER, H.-U. u.a. (Übungsbuch), S. 88 ff.
3. Kapitel: Planungsorientierte Systeme der KER398
IV. Aussagefähigkeit der periodischen Planerfolgsrechnung
Das grundlegende Rechnungsziel der periodischen Planerfolgsrechnung besteht in der Ermittlung bzw. Prognose des gesamten Periodenerfolgs einer
Unternehmung oder eines Teils davon. Ihm wird in diesem System aus praktischer Sicht eine sehr hohe Bedeutung als Steuerungs- und Beurteilungsgröße beigemessen504. Die Problematik einer Zurechnung von längerfristig
gebundenen Einsatzgütern (z.B. Maschinen) auf Perioden wird gesehen.
Dennoch wird es als notwendig erachtet, die Unternehmungsrechnung auf
ein einziges Rechnungsziel auszurichten. Dies sei besser, als eine Vielzahl
unterschiedlicher Zielgrößen beispielsweise in Form von Deckungsbeiträgen
zu ermitteln. Damit werden alle Probleme einer periodengemäßen
Zurechnung und Abgrenzung von Erfolgsgrößen wie Abschreibungen,
Reparaturen, Werbekosten u.a. bewusst in Kauf genommen. Auf die
praktische Durchführbarkeit wird mehr Gewicht als auf eine theoretischkonzeptionelle Geschlossenheit gelegt.
In der Ausrichtung auf den Periodenerfolg und seine Berechnung über die
periodenbezogenen Einsatz- und Absatzmengen liegt der zentrale Unterschied dieses Systems zu den stückbezogenen Rechnungssystemen der Vollund Teilkostenrechnungen. Die fixen Verbrauchsmengen werden in der
Planerfolgsrechnung eigenen Einflussgrößen (z.B. zeitbezogenen Größen wie
Monatsfaktoren) zugerechnet oder sind als Absolutglieder in den Einflussgrößenfunktionen enthalten. Insoweit wird in diesem Rechnungssystem eine
Schlüsselung der Fixkosten vermieden. Da im Regelfall keine stückbezogene
Rechnung angestrebt wird, tritt das Problem nicht auf, ob Vollkosten oder
lediglich Teilkosten auf die Produkte verteilt werden dürfen505. Dennoch ist
es möglich, für bestimmte Zwecke, wie die Bestandsbewertung, produktbezogene Rechnungen auf Voll- oder Teilkostenbasis durchzuführen. Solche
Rechnungen gelten aber nur für die jeweilige Betriebssituation. Dieses System
vermeidet somit weitgehend die Probleme einer Zurechnung von Kosten und
Erlösen auf Produkte.
Mit Hilfe der Kosten- und Erlösfunktionen ermöglicht die periodische Planerfolgsrechnung eine Prognose des Periodenerfolgs für vorgegebene Ausprägungen der primären Einflussgrößen und der Preise. Mit ihr kann dieser Erfolg für alternative Ausprägungen dieser Größen schnell ermittelt werden. So
lassen sich beispielsweise die Auswirkungen von Preisänderungen durch
Eingeben der neuen Preisvektoren leicht herleiten. Ferner kann man untersuchen, wie sich verschiedenartige Produktionsprogramme, Anpassungsformen
der Produktionsprozesse oder unterschiedliche Einsatzgüterkombinationen
auf den Periodenerfolg auswirken. Die von einer Alternative hervorgerufene
Änderung des Periodenerfolgs kann ihr als Grenzerfolg zugerechnet werden.
Man stellt also Alternativenüberlegungen an und ermittelt für sie periodenbezogene Grenzerfolge und Erfolgsdifferenzen. In der Planung dient
die Planerfolgsrechnung dazu, die erfolgsmäßigen Konsequenzen verschiedener Handlungsalternativen zu prognostizieren und zu analysieren. Somit
504 Vgl. LAßMANN, G. (Gestaltungsformen), S. 15.
505 Vgl. LAßMANN, G. (Erlösrechnung), S. 162.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Dieses Standardwerk liefert Ihnen einen umfassenden Überblick über die Aufgaben, Techniken und Systeme der Kosten- und Erlösrechnung. Zunächst führt es in die Grundlagen ermittlungsorientierter Systeme ein. Dazu gehören die Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung, ein Spektrum, das in jeder Vorlesung zur Kostenrechnung gelehrt wird. Daran schließt sich die Darstellung planungs- und verhaltenssteuerungsorientierter Systeme an. Dabei handelt es sich um Methoden wie Prozesskosten-, Grenzplankosten- oder Deckungsbeitragsrechnungen und Target Costing, die im Alltag von höchster praktischer Relevanz sind. Abgeschlossen wird das Buch durch die Behandlung aktueller Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Kostenrechnung. Hierbei spielen insbesondere die Herausforderungen der Preisregulierung bei den Strom-, Gas- und Telekommunikationsmärkten eine große Rolle.
Die Autoren
Prof. Dr. Marcell Schweitzer lehrte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Tübingen.
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Küpper ist Inhaber des Lehrstuhls für Produktionswirtschaft und Controlling an der LMU in München.