Georg Büchner
Geschichte eines Genies
Zusammenfassung
Aufsässig und melancholisch, satirisch aggressiv und romantisch verträumt, politisch gescheitert und steckbrieflich gesucht, in mindestens zwei Frauen verliebt, Naturliebhaber und eiserner Arbeiter, im französischen und schweizerischen Exil steile Karriere als Anatom, dann der schreckliche Typhustod mit 23 Jahren, gerade als das erste Berufsziel erreicht war – dieses Leben verschlägt einem den Atem. Die politische Flugschrift, deren Verfasser er war, löst eine Verfolgungs- und Verhaftungswelle aus. Er kann fliehen, fühlt sich aber schuldig, meidet fortan politische Aktionen und steckt seine Kraft in Wissenschaft und Dichtung. Er schreibt seine Dramen (Dantons Tod, Leonce und Lena, Woyzeck) und seine Erzählung (Lenz) autobiographisch und quellengestützt, das erklärt sein Tempo. Die autobiographischen Elemente wurden bisher unterschätzt. Sie bilden die wichtigste Quelle dieses Buchs. Es sucht nach dem Bedingungsgeflecht der Genialität.
Da spielt vieles mit: Büchners Herkunft aus einer großen Ärztedynastie, die aus der Angst vor Verrat und Verhaftung herrührende Klaustrophobie, eine allzu frühe Verlobung, die ihn einengte, eine geheime Liebe zu einer Unbekannten, die er ins dichterische Werk hineinversteckte, Frauen im Plural überhaupt, wissenschaftlicher Ehrgeiz und Wissenschaftssatire im Widerspruch, hohe Maßstäbe (Goethe, Shakespeare) und ein verzweifelndes Christentum. Die Kräfte, für die das Leben keinen Raum bietet, drängen ins Werk. Den Abschluß bildet eine eingehende Darstellung der dreiwöchigen Krankheit zum Tode, ausklingend in Visionen der Unsterblichkeit.
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- 1–10 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–10
- 11–49 1 Steckbrief 11–49
- Im Betretungsfalle festnehmen
- Filtrierungen
- Imaginationen
- Phantasien
- Projektionen
- Kind seiner Zeit
- Das Junge Deutschland
- Romantik
- Klassik und Antike
- Aufklärung und Christentum
- Trotzdem ein Genie
- Wenn Büchner den Büchnerpreis bekäme
- 50–107 2 Der Hessische Landbote 50–107
- Der Tod des Dr. Weidig
- Schaeffer, Schulz und Noellner
- Die Verhaftung Minnigerodes
- Verräter
- Die Wende des Lebens
- Georg gedenkt der Gefangenen
- August Becker packt aus
- Der Hessische Landbote
- Neobabouvismus?
- Der Fatalismusbrief
- 108–159 3 Was ihn prägte 108–159
- Großherzogtum Hessen-Darmstadt
- Der Vater
- Mutter und Mütter
- In der Geschwisterreihe, im Geschwisterblick
- Als Gymnasiast
- Phantasie über den Verrat
- Kindsein
- 1813
- 160–221 4 Dantons Tod 160–221
- Straßburg leuchtet, Gießen nicht
- Alexis Muston
- Gefängnisse, Befreiungsaktionen
- Fliehen, Flüchtling
- Wie Pallas Athene aus dem Haupt des Zeus
- Georg Büchner in Georg Danton gespiegelt
- Der Schreibprozeß
- Gewalt und Gewissen
- Theodizee
- Obszönitäten
- Karl Gutzkow
- 222–276 5 Liebesgeschichten 222–276
- Wie?
- Mosaik
- Die Blonden und die Schwarzen
- Frauen
- Huren
- Wilhelmine Jaeglé (1)
- Une fille perdue
- Amalie Weidig
- Liebe und Ehe
- Minna (2): der Verlobungsbrief
- Wollust, Sexualität
- Männlichkeit
- Marion
- Julie
- Lucile
- Minna (3): im Exil
- Friederike und Lena
- Marie
- Minna (4): der Donnerschlag
- 277–321 6 Lenz 277–321
- Das Riesige und das Winzige
- Die Ordnung des Wahnsinns
- Waldbach. Eine Imagination
- Immer darben, um einmal zu genießen
- Phantasie, Psychose, Depression
- Büchner und Oberlin
- Entstehungslegende
- Psychosomatik
- Schmerzen heiß und kalt
- Angst
- Willkür
- Zuckungen
- Kunstgespräch
- Sentimentalisch und naiv
- Christentum
- Gott
- Beten Singen
- 322–366 7 Wissenschaft 322–366
- Der Doktorgrad im 19. Jahrhundert
- Elf Semester
- Kurswechsel
- Finanzen und Bilanzen
- Student sein
- Eugenia
- Anatomie
- Sur le système nerveux du barbeau
- Über Schädelnerven
- Zootomische Demonstrationen
- Philosophische Schriften
- L'homme machine
- Gottesbeweise
- 367–411 8 Leonce und Lena 367–411
- Im Elysium
- Georgs Traum
- Immer noch die Ständeklausel
- Lachfabrik
- Weltschmerz und Wortspiel
- Prinz und Narr
- Wer ist dieser Büchner?
- E la fame?
- Ponce und Leonce
- Peter und Vater
- Romantische Satire
- Archäologie und Philologie
- Notabene Weidig
- Drei Alpträume
- Heiraten
- Signalement
- Gewissen
- Abgründige Unkeuschheit
- Epitaph auf eine Verlorene
- 412–474 9 Woyzeck 412–474
- Tintenfluß
- Das lebende Skelett und der dogmatische Atheist
- Ein dressiertes Pferd
- Der Professor
- Der Doktor
- Der Hauptmann
- Medizin und Militär
- Darmstadt, Gießen, Straßburg
- Der historische Woyzeck
- Wie könnte es gewesen sein?
- Wir arme Leut
- Genialität
- Ein langer Weg zum Ruhm
- Schwarz-Rot- Gold 1875
- Karl Emil Franzos
- Büchner und die Moderne
- Büchner unter Hitler
- Juden
- Im real existierenden Sozialismus
- Im westdeutschen Verbalradikalismus
- Lehrplan
- 475–516 10 Sterben und Unsterblichkeit 475–516
- Zürich
- 2. bis 7. Februar 1837
- Thanatologie
- 8. bis 12. Februar 1837
- Apokalyptik
- 13. bis 16. Februar 1837
- Himmel und Hölle, Teufel und Engel
- 17. bis 19. Februar 1837
- Die Erde müßte eine Wunde bekommen vondem Streich
- 19. bis 23. Februar 1837
- Im himmlischen Garten
- Unsterblichkeit
- 517–518 Anhang 517–518
- 519–568 Anmerkungen 519–568
- 569–582 Literaturverzeichnis 569–582
- Abgekürzt zitierte Literatur
- Weitere Quellenwerke
- Weitere Sekundärliteratur
- 583–584 Dank 583–584
- 585–586 Abbildungen 585–586
- 587–591 Namenregister 587–591