Griechische Mönche gelangten durch Askese zur Ruhe in
Gott, Bernhard von Clairvaux ließ sich vom Gekreuzigten umarmen, und
Mechthild von Magdeburg gab sich ihrem Bräutigam Christus hin. Volker
Leppin erzählt die Geschichte der christlichen Mystik ganz neu, indem
er die Mystik, verstanden als die Suche nach der unmittelbaren Nähe
Gottes, im Zentrum des Christentums verortet – und nicht an seinen
Rändern. Seine souveräne, meisterhaft geschriebene Darstellung
bietet damit zugleich einen frischen Blick auf das Christentum
insgesamt, das bis heute die Mystik als treibende Kraft braucht.
Mystikerinnen und Mystiker fühlten
sich Gott so nah, dass Unterschiede zwischen Klerikern und Laien,
Männern und Frauen für sie hinfällig wurden. Oft hing es von
Zufällen ab, ob sie deshalb als Reformer und Erleuchtete verehrt
wurden wie Franziskus von Assisi und Hildegard von Bingen oder in
Ketzereiverdacht gerieten wie Marguerite Porete und Meister Eckhart.
Volker Leppin zeigt in seiner glänzenden Darstellung, wie die
frühchristliche Lehre in Verbindung mit der platonischen Philosophie
mystische Weltbilder und Heilswege geformt hat, die zum Kern
orthodoxer Spiritualität wurden, im Westen aber hoch umstritten
blieben, auch im Protestantismus. Dass die Mystik im 19. und 20.
Jahrhundert für antimoderne Ideologien eingespannt wurde, hat sie
erneut suspekt gemacht. Doch die Frage nach Gemeinsamkeiten mit
anderen Religionen und eine wachsende Distanz zur Kirche zeigen, dass
Mystik für das Christentum gerade in der Moderne überlebenswichtig
ist.
- Die Neuentdeckung der Mystik im Kern des Christentums
- Volker Leppins meisterhafte
Darstellung von Paulus bis zum 20. Jahrhundert
- «Es gibt einen Zustand des Ruhens in Gott, in
dem man keinerlei Pläne macht, keine Entschlüsse fasst und erst
recht nicht handelt, sondern alles Künftige dem göttlichen Willen
anheimstellt, sich gänzlich ‹dem Schicksal überlässt›.» Edith
Stein
},
edition = {1},
publisher = {C.H.BECK},
address = {München},
series = {},
volume = {},
author = {Leppin, Volker}
}