Globalesisch, oder was?
Ein Plädoyer für Europas Sprachen
Zusammenfassung
Derzeit findet in Europa, vor allem in Deutschland, eine massive Kampagne zugunsten des globalen Englisch, des Globalesischen, statt: Nachdem Wirtschaft und Wissenschaft sich schon seit längerem sprachlich globalisiert haben, raten nun Sozialwissenschaftler und Philosophen, Bundespräsidenten und ehemalige Bundeskanzler dem Land und Europa dringend, fleißig Englisch zu lernen, um die vielen Sprachen Europas, diese Hindernisse der Verständigung, aus dem Weg zu räumen.
Die babylonische Sprachverwirrung Europas soll endlich in einem globalesischen Paradies überwunden werden. Europäische Einheit und soziale Gerechtigkeit würden durch sprachliche Vereinheitlichung befördert. Diese Kampagne ist völlig überflüssig, weil die wohltätige Wirkung globaler Kommunikation durch das globale Englisch von niemandem bezweifelt wird und weil die Europäer ohnehin fleißig Globalesisch lernen. Das ist einerseits eine erfreuliche Entwicklung, gefährdet aber die anderen Sprachen der europäischen Nationen in vielfacher Hinsicht. Nötig ist daher eine Aktivität zugunsten der vielen europäischen Sprachen, die deren Leistung und Bedeutung hervorhebt und für ihre Bewahrung und Entwicklung eintritt. Dazu muss man aber eine andere Auffassung von Sprache haben als die bloß instrumentell kommunikative. Man muss wieder verstehen lernen, dass Sprache auch ein kognitives Instrument ist, nämlich der wichtigste Weg des Menschen zur Erfassung der Welt. Indem er die geistige, aber auch kulturelle und politische Bedeutung der Sprachen betont, plädiert Trabant angesichts des drohenden globalesischen Monolinguismus für eine echt verstandene europäische Mehrsprachigkeit.
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- 1–10 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–10
- 11–12 Vor-Wort auf einen Nach-Ruf? 11–12
- 13–112 Heute 13–112
- 1. Mehrsprachigkeit im vereinten Europa. Really?
- 1.1. Diglossie und Einsprachigkeit
- 1.2. Das Modell
- 1.3. Welt-Republik
- 1.4. Sprachen als Weltansichten
- 1.5. Gegen Weltansichten
- 1.6. Verluste
- 1.7. Europäische Mehrsprachigkeit, altrömisch
- 1.8. Die dritte Sprache
- 2. Das Tafelsilber: Die Sprachen Europas
- 2.1. Europäische Sprachen
- 2.2. Wie viele Sprachen?
- 2.3. Wanderungen
- 2.4. Entstehung der Nationalsprachen
- 2.5. Die Zukunft der europäischen Sprachen
- 2.6. Ein Erinnerungsort verschwindet
- 2.7. Die neue questione della lingua oder: the question of the language
- 2.8. Einheit und Verschiedenheit
- 3. Was die Europäer von der Sprache halten oder Warum das Tafelsilber nicht von allen geschätzt wird
- 3.1. Die antike Konstellation: Mythos, Philosophie und Rhetorik
- 3.2. Christliches Sprachdenken
- 3.3. Lateinische Einsprachigkeit und mittelalterliche Diglossie
- 3.4. Die Entdeckung der Verschiedenheit der Sprachen
- 3.5. Gegen die Verschiedenheit
- 3.6. La merveilleuse variété
- 3.7. Sprachwissenschaft
- 3.8. Sprachphilosophie
- 3.9. Europäische Sprachpolitik
- 4. Mehrsprachigkeit bildet
- 4.1. Einsprachigkeit
- 4.2. Bildung und Sprache
- 4.3. Mehrsprachigkeiten
- 4.4. Mehrsprachigkeit, die bildet
- 113–166 Gestern 113–166
- 5. Wie kommt die Sprache in die Nation?
- 5.1. En Sorbonne 1882
- 5.1.1. Was ist eine Nation?
- 5.1.2. Das politische Argument gegen die Sprache
- 5.1.3. Das philosophische Argument gegen die Sprache
- 5.1.4. Humboldts Sprachnation
- 5.2. Wie die Sprache in die Nation kam: Die Französische Revolution
- 5.2.1. Le tiers état
- 5.2.2. Das Sprachproblem
- 5.2.3. Dasselbe denken
- 5.2.4. Sprach-Revolution
- 5.2.5. Die Schule
- 5.3. Frankreich – Deutschland – Europa
- 5.3.1. Deutschland – Frankreich
- 5.3.2. Europa
- 5.3.3. Vergessen – Vergeben
- 6. Nationalsprachen und Akademien
- 6.1. Italien: Accademia della Crusca
- 6.2. Die Académie française
- 6.2.1. Glanz und Verteidigung
- 6.2.2. Die Aufgabe der Akademie
- 6.2.3. Reinheit
- 6.2.4. Arts et sciences
- 6.2.5. Wörterbuch und Enzyklopädie
- 6.3. Langue nationale und Akademie
- 6.4. Academia caremus
- 167–210 Morgen 167–210
- 7. Zukunftsansichten der Sprache
- 7.1. La compañera del imperio
- 7.2. La crise
- 7.3. Neue Paradiessprachen
- 7.4. Das Ende
- 7.5. Coda
- 8. Globalesische Gerechtigkeit oder Über das Verklingen der europäischen Sprachen in ihren Akzenten
- 8.1. Ungerechtigkeiten: Trittbrettfahren und Chancenungleichheit
- 8.2. Gegen den Turm zu Babel
- 8.3. Die dritte Ungerechtigkeit
- 8.4. Auf ins Paradies
- 8.5. Sprachphilosophische Schlussbemerkungen
- 211–216 Anmerkungen 211–216
- 217–230 Bibliographie 217–230
- 231–232 Nachweise 231–232
- 233–236 Namenregister 233–236