Zeitschrift für Ideengeschichte
- doi.org/10.17104/1863-8937-2014-2
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Zusammenfassung
Die Zeitschrift für Ideengeschichte fragt nach der veränderlichen Natur von Ideen, seien sie philosophischer, religiöser, politischer oder literarischer Art. Herausragende Fachleute aus allen Geisteswissenschaften gehen in Originalbeiträgen der Entstehung, den zahlreichen Metamorphosen, aber auch dem Altern von Ideen nach. Dabei erweist sich manch scheinbar neue Idee als alter Hut. Und umgekehrt gilt es, in Vergessenheit geratene Idee neu zu entdecken.
Die internationale Politik der letzten Jahre, die sich erneuernden Wertedebatten und die intensiv erlebte Wiederkehr der Religionen lassen keinen anderen Schluß zu: Die politische und kulturelle Gegenwart wird von Ideen geprägt, spukhaft oft, doch mit enormer Wirksamkeit. Wer diese Gegenwart verstehen will, kommt nicht umhin, Ideengeschichte zu treiben.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wendet sich an die gebildete Öffentlichkeit. Darüber hinaus strebt sie als Forum der Forschung und Reflexion eine fachübergreifende Kommunikation zwischen allen historisch denkenden und argumentierenden Geisteswissenschaften an.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wird von den drei großen deutschen Forschungsbibliotheken und Archiven in Marbach, Weimar und Wolfenbüttel sowie dem Wissenschaftskolleg zu Berlin gemeinsam getragen. Mögen die Quellen der Zeitschrift im Archiv liegen, so ist ihr intellektueller Zielpunkt die Gegenwart. Sie beschreitet Wege der Überlieferung, um in der Jetztzeit anzukommen; sie stellt Fragen an das Archiv, die uns als Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts beschäftigen.
- 5–7 zum Thema 5–7
- 8–54 1914 8–54
- 55–76 Essay 55–76
- 77–103 Denkbild 77–103
- 98–100 Kultur mit Komfort «Es besteht die Tendenz zu verwechseln «Es besteht die Tendenz zu verwechseln 98–100
- 104–126 Konzept & Kritik 104–126
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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Zum Thema
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Zusammenfassung
«Der Krieg bricht los» schreiben die Dichter im August 1914, und viele, in Deutschland wie im damaligen Österreich-Ungarn, sprechen von den «großen Tagen», unter ihnen so verschiedene Temperamente wie Max Weber oder Arnold Schönberg. Als einer der wenigen hält Karl Kraus Abstand. Unter dem satirischen Titel «In dieser großen Zeit» mokiert er sich über einen noch nie dagewesenen «stürmischen Anschluß an die Banalität». Womit tatsächlich weniger eine spontane Begeisterung gemeint gewesen sein dürfte, die plötzlich die ganze Nation erfasst hätte, als vielmehr eine in Kreisen von Publizisten und Professoren um sich greifende Bereitschaft zur intellektuellen Kriegsführung. So ist auch in einem «Brief aus der Provinz», veröffentlicht «Am zehnten Mobilmachungstag» in der Neuen Rundschau, von «moralischer Gefechtsbereitschaft » und von der Suche nach «gemeinsamen Ideen» die Rede, «um derentwillen dieser Krieg geführt werden durfte, und die einzigen, die es lohnen werden, daß er geführt worden ist.»
«Das Gesicht, das den Kaiser auf die Palme brachte!» von Urte Krass
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Zusammenfassung
Das Foto, das auf der Titelseite dieser Ausgabe abgebildet ist, sorgte schon bald nach seiner Veröffentlichung Ende 1917 für Empörung. Sofort nachdem der Kaiser es in die Hände bekommen habe, soll er ein Kopfgeld auf den darauf verewigten australischen «Barbaren» ausgesetzt haben, tot oder lebendig. An diese Legende erinnert das Sandstein-Denkmal für den Soldaten John «Barney» Hines, das im Jahr 2002 in einem Vorort von Sydney aufgestellt wurde und in welches eine Kopie des berüchtigten Fotos mit Inschrift eingelassen ist: «The face that got the Kaiser’s goat!» Süffisant wird hinzugefügt, der «liebenswürdige Draufgänger» habe trotz dieser Drohung noch lange Jahre gelebt und sei erst 1958 im Alter von 84 Jahren in einem nahe gelegenen Krankenhaus gestorben.
Hingabe an die Nation. Die Ideenkämpfe 1911–1914
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In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurden die europäischen Gesellschaften weltweit in immer größere transnationale «Kontaktzonen» eingebunden. Dieser Prozess steigerte die Rivalität unter den modernen Nationalstaaten und beförderte Ideen und Weltbilder, die kämpferisch die «Stärke der eigenen Nation» auf die Fähigkeit hin prüften, «sich im globalen Wettbewerb zu behaupten». Den militärischen Kämpfen gingen agonale Ideenkämpfe voraus.
«Wird morgen lediglich ein Versuch unternommen oder ein richtiger Angriff?» von Julia Encke
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Das Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs war ein Experimentierfeld. Es war das Labor der Kampfstoffchemiker, die mit dem Versuch, Bewegung in den Stellungskrieg zu bringen, im April 1915 die Geschichte der modernen CWaffen einleiteten: «Gestatten Sie mir, eine Frage zu stellen, die Sie natürlich nicht zu beantworten brauchen, wenn Ihre Pflicht es Ihnen nicht erlaubt. Wird morgen lediglich ein Versuch unternommen oder ein richtiger Angriff?», fragt in André Malraux’ Erzählung «Les noyers d’Altenburg» am Vorabend eines deutschen Gasangriffs an der Ostfront ein Soldat den gerade angekommenen Chemieprofessor mit dem fiktiven Namen Hoffmann, dem er am folgenden Tag Begleitschutz gewähren soll.
Jugend im Feuer. August 1914 im Serakreis
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Das «Augusterlebnis» von 1914 ist eine hartnäckige Legende. Dabei hat sich mit Jeffrey Verheys Buch Der «Geist von 1914» und die Erfindung der Volksgemeinschaft in der Geschichtsschreibung längst eine differenzierte Sicht auf die vorgebliche Kriegsbegeisterung der Deutschen durchgesetzt. Ihm zufolge waren es im August 1914 vornehmlich die aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden (jungen) Männer in den Städten, die der wachsenden Erregung der ersten Kriegswochen verfielen. Einer von ihnen, Wilhelm Flitner, schrieb rückblickend: «Es herrschte eine schwarze Begeisterung, in die Tränen einflossen.» Flitner gehörte zu einem jugendbewegten Freundeskreis, der von dem Verleger Eugen Diederichs 1908 in Jena initiiert worden war.
«Wenn man nicht in Allem, auch in dem Schwersten Gottes Hand erkennen will, ist man verloren» von Holger Afflerbach
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Dieser Satz findet sich in einem Brief, den Generaloberst Moriz v. Lyncker, Generaladjutant Kaiser Wilhelms II. und Chef des Militärkabinetts, am 25. April 1917 an seine Frau schrieb. Für Lyncker und seine Familie war der Erste Weltkrieg eine Zeit großen persönlichen Leids. Im September 1914 wurde sein ältester Sohn Niklas, der als Leutnant an der Westfront kämpfte, schwerverwundet in die Heimat zurücktransportiert, starb dann aber im Lazarett in Kassel in den Armen seiner Mutter.
Tillichs Durchbruch
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Wohl kein anderer deutscher protestantischer Theologe des letzten Jahrhunderts hat so viel über sich selbst geschrieben wie Paul Tillich. Nur wenige gelehrte Texte ohne autobiographische Referenz oder die bisweilen peinlich pathetische Versicherung, dass seine Systematische Theologie und Religionsphilosophie nicht einsam am Schreibtisch im Gelehrtenzimmer oder in lebensfern auf sich selbst fixierter Theoria entwickelt worden seien. Nein, Paul Tillich schreibt laut eigener Auskunft bevorzugt am Strand, unter Bäumen, in den Dünen sitzend, bisweilen auch im Café. Welche Nietzsche-Texte er ernsthaft gelesen hat, lässt sich aus seinen stark assoziativen, um philologische Seriosität nirgends bemühten Texten kaum erkennen. Aber sehr gern nimmt der Segler, der in naturmystischer Ergriffenheit in Bäumen Realsymbole für die immanente Gegenwart des Unbedingten verehrt – er ist am Starnberger See vor Bäumen auf die Knie gegangen! –, Nietzsche dafür in Anspruch, «that no idea could be true unless it was thought in the open air».
«Bismarck ist Nietzsche in Kürassierstiefeln, und Nietzsche ... ist Bismarck im Professorenrock» von Andreas Urs Sommer
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Der große Krieg kam ungelegen. In der Weimarer Villa Silberblick hatte Elisabeth Förster-Nietzsche, die Herrin des dort ansässigen Nietzsche-Archivs, alle Hände voll zu tun, für den 15. Oktober 1914 eine «Erinnerungsgabe» zum siebzigsten Geburtstag ihres Bruders Friedrich Nietzsche fertigzustellen. Sie sollte ein dicker Wälzer werden und den Titel tragen: Wagner und Nietzsche zur Zeit ihrer Freundschaft. «Dieses Buch schildert die glückliche Zeit des Jugendsehnens», hieß es später in einer handschriftlichen Widmung Förster-Nietzsches an Irma von Pfannenberg auf dem Vorsatz des Bandes.
«Rosa, wir fahr'n nach Lodz» von Ethel Matala de Mazza
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Noch im August 1914 überschritt in Deutschland die Gedichtproduktion die Millionengrenze. Ebenso hoch stand die Poesie in der Donaumonarchie im Kurs. Die große Zeit, die jetzt anbrach, war eine Hausse für die Lyrik, zu der Berufsdichter wie Amateure beitrugen. In Wien und Berlin waren die Folgen dieser poetischen Mobilmachung auf der Straße zu hören. Lieder wurden gesungen, und Musiker spielten auf. Kurze Zeit später zogen die Unterhaltungsbühnen nach. Die eingängigsten Schlager lieferte die Operette.
Die Antike im Krieg
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Ein italienischer General, der sich an einen Frontabschnitt im Trentino begeben hat, will eine neue Angriffstechnik beobachten. Das Zusammenspiel von Maschinengewehren und Stacheldrahtverhauen hat den Krieg zur Bewegungslosigkeit verurteilt. Angriff und Verteidigung wieder ins Gleichgewicht zu bringen, war die taktische wie technische Herausforderung des Ersten Weltkriegs, und eine Lösung dafür wollte der italienische General beobachten: den Versuch, den menschlichen Leib mit einem Harnisch aus Stahl gegen Beschuss zu schützen und so wieder angriffsfähig zu werden. – Emilio Lussu hat in seiner autobiographischen Erzählung Un anno sull’altipiano das Unternehmen beschrieben: Ein Pioniertrupp soll mit Drahtscheren und Dynamitstangen ausgerüstet gegen die österreichischen Stellungen vorgehen und eine geländebeherrschende Position sprengen.
oh weh!» von Ulrich von Bülow
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Der hier am 23. Oktober 1914 mit Blei das Stadtbild von Lille überschreibt, konnte sich ein Urteil erlauben: Der zweiundzwanzigjährige Benno Reifenberg hatte, bevor er sich am 4. August freiwillig zum Kriegsdienst meldete, Kunstgeschichte studiert und im Wintersemester 1913/14 in München unter anderem Vorlesungen bei Fritz Burger über «Künstlerische Probleme des Städtebaus» und bei Heinrich Wölfflin über «architektonische Stilbildungen» gehört; im Sommersemester 1914 belegte er an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität in Berlin den Kurs «Architekturgeschichtliche Excursionen» bei August Griesebach.
«Der kleine Wilhelm begeht einen winzigen Einbruch und schickt seine Beute heim» von Frank Druffner
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Der hochmittelalterliche Teppich von Bayeux ist ein 68,38 Meter langer Leinwandstreifen, auf dem in 58 gestickten Einzelszenen die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm im Jahr 1066 dargestellt ist. In der Neuzeit wurde er mindestens zwei Mal zu Propagandazwecken eingesetzt. So ließ ihn Napoleon 1803/04 in der Grande Galerie des Louvre ausstellen – zur Einstimmung seiner Landsleute auf den geplanten Feldzug gegen Britannien und zum Zweck seiner Selbstinszenierung als zweiter Wilhelm.
Soldatenfotos für die Schwarze Madonna
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Poststempel November 1916: Ein dicker brauner Umschlag, adressiert an den Pater eines schweizerischen Klosters, mit einer rätselhaften Aufschrift. «Krieger-Fotografien»? Darin Dutzende von Porträts – elegante adelige Offiziere, gepflegte Bürger in Zivil, Verletzte in Lazaretten und einfache Bauernsöhne in nicht immer perfekt sitzenden Uniformen. Warum schickt ein Kloster in Südtirol während des Ersten Weltkriegs stapelweise Fotos von Soldaten in die Schweiz?
Kultur mit Komfort
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Im Krieg wird «das Englische» für Max Scheler fremd. Am Ende seines über 400 Seiten langen Buches Der Genius des Krieges und der Deutsche Krieg (Leipzig 1915) listet er gegensätzliche Begriffe paarweise auf und behauptet, dass Deutschland und England eine Alternative bildeten. Indem er den Waffenkonflikt als Ideenkampf interpretiert, macht sich Scheler zu einem Protagonisten der «geistigen Mobilmachung» 1914 (Kurt Flasch); er rechtfertigt Deutschlands Krieg gegen England intellektuell. Scheler hatte keinen Erfolg mit seiner quasi militärischen Aktivierung philosophischer Begriffe, sie sind längst in die Wörterbücher zurückgekehrt. Sein Verfahren ist gleichwohl interessant, weil es Grundzüge der Polemik in das Denken einträgt, mit allen Konsequenzen: Begriffsfetischismus, Rhetorisierung der Argumente, Verbannung jeglicher Übersetzung.
«Krieg auf einer Bergspitze. Tal friedlich wie auf einer Sommertour» von Michael Ott
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Diese Sätze notierte Robert Musil im Mai 1915 als erste in ein neu begonnenes Tagebuchheft und fügte an: «Hinter der Sperrkette der Wachen geht man wie ein Tourist.» Musil war nach Monaten des «drôle de guerre in Südtirol» (Karl Corino), die er als Landsturmhauptmann in Franzensfeste und bei Trafoi am Ortler verbracht hatte, nach dem Kriegseintritt Italiens nach Palai abkommandiert worden, ins Fersental östlich von Trient. Und damit geriet er in einen Krieg, der, obgleich nicht minder technisiert und industrialisiert und nicht minder grausam als an anderen Fronten, ein anderes Gesicht trug.
Die Welle. Jakob Burckhardts optimistischer Geist
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Den Historikern, die unter der Leitung von Wolfgang Hardtwig den Band 28 der kritischen Gesamtausgabe Jakob Burckhardts erarbeitet haben, ist ein Fund gelungen, der neues Licht auf den Gedankenhaushalt des sprachmächtigsten unter den deutschsprachigen Historikern des 19. Jahrhunderts wirft. Der Fund betrifft den großen optimistischen Willen, den Burckhardt am Werk gesehen hat; er demonstriert die Bedeutung, welche Burckhardt, was diesen Willen betraf, «der enormen Steigerung der materiellen Kultur» (3) – der stürmischen Entwicklung der Industriegesellschaft – zugesprochen hat.
Der Mythenberg von Davos
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Seit 1995 erscheinen im Felix Meiner Verlag «Nachgelassene Manuskripte und Texte» von Ernst Cassirer. Die hervorragend kommentierten Bände dieser kritischen Edition ließen vor allem die Entwicklung von Cassirers Denken erkennen. Mit dem jetzt vorgelegten Band, der zudem die von Cassirers Lehrer, Doktorvater und Freund Hermann Cohen und dessen Frau Martha an das Ehepaar Cassirer gesandten Briefe enthält sowie Cassirers Vorträge über Cohen, ändert sich das: Denn unter dem schlichten Titel «Davoser Vorträge» hat der inzwischen verstorbene Mitherausgeber Klaus Christian Köhnke Material zu Cassirers Auseinandersetzung mit Martin Heidegger zusammengestellt.
Anleitungen zum Lockersein
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Unter der Überschrift «Vater ist schuld» berichtete der "Spiegel" im Mai 1959 über eine kleine Kontroverse, in die Theodor Heuss, dessen zweite Amtszeit als Bundespräsident sich gerade dem Ende näherte, mit einer stramm rechten Zeitschrift, der in Coburg erscheinenden Nation Europa, geraten war. Ein angeblicher junger Historiker hatte dort unter dem Pseudonym «Udo» einen Artikel über Heuss’ im Jahr 1932 erschienene Biographie Hitlers Weg veröffentlicht. Darin zitierte er Sätze, die den Eindruck nahelegten, als ob Heuss seinerzeit Hitlers politische Ziele etwa in der Ostpolitik durchaus unterstützt hätte.
Nach dem Krieg
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Wenn der Erste Weltkrieg auch die «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts und die «Büchse der Pandora» öffnete, so ergaben sich die Menschen dieser Katastrophendynamik nicht kampflos. Es war nicht wie in der griechischen Tragödie, wo unvermeidlich der Untergang naht. Der Erste Weltkrieg brachte auch die moderne Demokratie auf den Weg – nach dem Ersten Weltkrieg konstituierte sich in vielen, in den maßgeblichen europäisch-atlantischen Staaten überhaupt erst die demokratische Bürgerschaft aller Bürgerinnen und Bürger. Das war etwas entscheidend Neues. Und gleichzeitig schufen die Demokraten dieser Länder etwas weiteres unerhört Neues.
Donaldismus als strenge Wissenschaft
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«PaTrick» Bahners verspricht «die ganze Wahrheit» in sieben märchenhaften Kapiteln und zitiert Klassiker aller Epochen bis hin zu Max Weber, Jürgen Habermas und Heinrich August Winkler, um die akademische Augenhöhe des Donaldismus zu betonen. Er entwickelt – «von den Quellen zu den Problemen» (13) – eine Fülle scharfsinniger Detailbeobachtungen, doch sein letztes Ziel ist philosophisch: Bahners will Entenhausen als kohärente Welt erweisen. Auf Quellenbasis der Disney-Comics von Carl Barks nach der Übersetzung von Erika Fuchs schreibt er eine anspruchsvolle analytische Metaphysik von Entenhausen als real möglicher Utopie.
«Ich glaube, daß nicht einmal der Todesritt derLeichten Brigade mutiger hätte sein können als unser irrwitziger Angriff auf diese Maschinengewehre» von Warren Breckman
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Zusammenfassung
Mein Großvater George Hambley vertraute diese Worte am 12. Oktober 1918 seinem Tagebuch an, zwei Tage, nachdem er die vielleicht letzte Kavallerieattacke an der Westfront überlebt hatte. In den hin und her wogenden Kämpfen in der Umgebung von Cambrai erhielten mehrere Trupps des Canadian Light Horse Regiments am 10. Oktober den Befehl, ein Gehöft in Naves anzugreifen, um die dortige Geschützstellung auszunehmen. Die vier Maschinengewehre befanden sich am oberen Ende eines langen und ansteigenden offenen Feldes ohne jedwede Deckung. Zum Angriff sammelten sich Männer und Pferde in einem großen Graben, in dem die Infanterie vor dem tödlichen Feuer Schutz gesucht hatte. Mit großer Anstrengung mühten sich die Pferde den steilen Hang hinauf und über die Kuppe. George und sein Pferd Nix schafften es kaum fünfzig Meter, bis eine Kugel die Stirn des treuen Tiers zerschlug.
Die Autorinnen und Autoren
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