Zeitschrift für Ideengeschichte
- doi.org/10.17104/1863-8937-2009-2
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Zusammenfassung
Die Zeitschrift für Ideengeschichte fragt nach der veränderlichen Natur von Ideen, seien sie philosophischer, religiöser, politischer oder literarischer Art. Herausragende Fachleute aus allen Geisteswissenschaften gehen in Originalbeiträgen der Entstehung, den zahlreichen Metamorphosen, aber auch dem Altern von Ideen nach. Dabei erweist sich manch scheinbar neue Idee als alter Hut. Und umgekehrt gilt es, in Vergessenheit geratene Idee neu zu entdecken.
Die internationale Politik der letzten Jahre, die sich erneuernden Wertedebatten und die intensiv erlebte Wiederkehr der Religionen lassen keinen anderen Schluß zu: Die politische und kulturelle Gegenwart wird von Ideen geprägt, spukhaft oft, doch mit enormer Wirksamkeit. Wer diese Gegenwart verstehen will, kommt nicht umhin, Ideengeschichte zu treiben.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wendet sich an die gebildete Öffentlichkeit. Darüber hinaus strebt sie als Forum der Forschung und Reflexion eine fachübergreifende Kommunikation zwischen allen historisch denkenden und argumentierenden Geisteswissenschaften an.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wird von den drei großen deutschen Forschungsbibliotheken und Archiven in Marbach, Weimar und Wolfenbüttel sowie dem Wissenschaftskolleg zu Berlin gemeinsam getragen. Mögen die Quellen der Zeitschrift im Archiv liegen, so ist ihr intellektueller Zielpunkt die Gegenwart. Sie beschreitet Wege der Überlieferung, um in der Jetztzeit anzukommen; sie stellt Fragen an das Archiv, die uns als Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts beschäftigen.
- 4–4 Zum Thema 4–4
- Zum Thema Frank Druffner, Valentin Groebner Frank Druffner, Valentin Groebner
- 5–21 Wie frei sind wir wirklich? Fragen an Quentin Skinner Quentin Skinner, Sonja Asal, Frank Druffner, Valentin Groebner Quentin Skinner, Sonja Asal, Frank Druffner, Valentin Groebner 5–21
- 71–86 Essay 71–86
- 87–102 Denkbild 87–102
- 103–112 Archiv 103–112
- 113–125 Konzept & Kritik 113–125
- 113–116 Rastlose Brüder. William und Henry James unter familiärem Blickwinkel Jan Eike Dunkhase Jan Eike Dunkhase 113–116
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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Zum Thema
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Zusammenfassung
Erste Klasse-Waggon der Deutschen Bundesbahn, Winter 2001. Im Abteil hing eine Anzeige für die Zeitschrift Wirtschaftswoche, Slogan: «Nichts ist spannender als die Wirtschaft». Auf dem unter Plexiglas fest montierten kleinen Plakat stand groß: «Sie sind auf dem richtigen Weg.» Darunter, kleiner: «Alle Topmanager lassen sich f...en.» Das stand da wirklich. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass da «fahren» gestanden hatte. Jemand hatte das Wort so geschickt übermalt, dass nur die Punkte geblieben waren. Das Obszöne war erzeugt durch Weglassen; durch das Schaffen einer Lücke, die der Betrachter dann selbst füllte.
Wie frei sind wir wirklich? Fragen an Quentin Skinner
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Zusammenfassung
Herr Professor Skinner, Freiheit ist sicher der Begriff, über den Sie in der letzten Zeit am ausführlichsten gearbeitet haben. Davon zeugt etwa Ihr im vergangenen Jahr erschienenes Buch Freiheit und Pflicht. Thomas Hobbes’ politische Theorie. Lassen Sie uns daher mit einer Frage nach Ihrer Auffassung von politischer Freiheit beginnen. Freiheit ist für Sie, ganz im Sinne des frühneuzeitlichen Republikanismus, nicht die Abwesenheit von Hindernissen, die unsere Handlungsfreiheit einschränken könnten, sondern vielmehr ein politischer Zustand, der den Status des politischen Bürgers im Gegensatz zum Sklaven bestimmt.
Der Preis der Sklaverei
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Seitdem Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidenten in der Geschichte der USA gewählt wurde, ist immer wieder der Bezug zu Präsident Abraham Lincoln hergestellt worden. Denn Lincoln hatte im Amerikanischen Bürgerkrieg die Befreiung der Sklaven proklamiert, die durch den 13. Verfassungszusatz Ende 1865 Rechtskraft erhielt. Die Sklavenbefreiung war für ihn ein Instrument gewesen, um sein Ziel der Einheit der Union durchzusetzen. In seiner «Gettysburg Address» vom 19. November 1863 berief er sich auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, die ein Versprechen enthalte, das nun endlich einzulösen sei. In der «Declaration of Independence» vom 4. Juli 1776 waren die traditionellen Rechte der freien Briten betont worden, die von der Krone verletzt worden seien.
Sprechende Ware. Gefangenenfreikauf und Sklavenhandel im frühneuzeitlichen Mittelmeerraum
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Am Freitag, den 8. Februar 1661, war Samuel Pepys, Sekretär im Marineministerium, in der Börse mit dem Holzhändler Mr. Warren verabredet, den er aber verpasste. «Statt dessen traf ich zahlreiche Schiffskommandanten, darunter die Kapitäne Cuttle, Curtis und Motham. Ging mit ihnen ins [Wirtshaus Zum Goldenen] Vlies und ließ mir bis um vier Uhr Geschichten von Algier und dem Leben der Sklaven dort erzählen. Vor allem Captain Motham und Mr. Dawes, die beide dort als Sklaven gelebt hatten, berichteten ausführlich von ihren Erlebnissen.»
Viriler Faktor. Die Sexualwissenschaft des Christian von Ehrenfels
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Zusammenfassung
Brentano, Meinong, Grazer Schule – beschäftigt man sich mit Psychologiegeschichte, so stößt man vielleicht auf den Namen Ehrenfels. Mit einem gedankenreichen Aufsatz von 1890, «Über ‹Gestaltqualitäten›», erwarb der Freiherr – Professor für Philosophie in Prag – den Rang eines Mitbegründers der Gestalttheorie. Weder Ehrenfels’ zweibändiges System der Werttheorie von 1897/98, noch seine musikästhetischen Schriften, noch seine Kosmogonie von 1916, noch seine Spätschrift über Primzahlen fanden annähernd so viel Beachtung wie jener frühe Text. Ehrenfels? Das ist der, welcher im Anschluss an Mach in souveräner Beiläufigkeit den Gestaltbegriff prägte. So verbucht man den Namen auch in der Philosophie.
Die Paradoxien der Macht im Frühwerk J. M. Coetzees
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Zusammenfassung
1. Politische Philosophie und politische Wirklichkeit Jede von Menschen gemachte soziale Welt ist zwangsläufig endlich. Sie verfügt nur über begrenzte Ressourcen auf begrenztem Raum und setzt sich aus Akteuren zusammen, die dadurch, dass sie ihre individuellen Ziele verfolgen, unweigerlich die Handlungsmöglichkeiten anderer Akteure einschränken, was auch bedeutet, dass sie häufig in unmittelbaren Konfl ikt mit anderen Akteuren geraten, die ihrerseits ihre individuellen Ziele verfolgen.
Wie fängt man ein Chamäleon? Probleme und Wege einer Carl Schmitt-Biographie
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Zusammenfassung
I. Biographie und Kontingenz Das seltsame Leben des deutschen Staatsrechtslehrers Carl Schmitt (1888 – 1985) bietet so ziemlich alles, was sich ein Biograph wünschen kann: Theorie und Praxis, Aufstieg und Fall, falsche Gräfinnen, exzentrische Freunde, subtilen Eros und krasse Sexualität, hohe Politik, Schurken und Verbrecher, gefährliches Spiel, Intrige und Sturz, Überleben, Verhaftung und Verdammnis, legendären Ruhm. Der Biograph hat also leichtes Spiel.
Palais für Klassiker. Zum Bau des Goethe- und Schiller-Archivs
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Als am 28. Juni 1896 der Neubau des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar feierlich eingeweiht wurde, bestand kein Zweifel daran, wem dieses Ereignis zu verdanken sei: Nach dem Erhalt der handschriftlichen Nachlässe beider Dichter hatte Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar und Eisenach (1824 – 1897) neben der Herausgabe der Werke Goethes auch die Errichtung eines Gebäudes zur Aufnahme der wertvollen Bestände verfügt und damit die wesentlichen institutionellen Voraussetzungen für deren Sicherung, Erschließung und Kanonisierung geschaffen.
Hüte dich vor Pfeil und Gift! Johannes Lichtenbergers Vorhersagen und seine bisher unbekannten Horoskope
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Die Nachrichtenagentur AFP meldete am 19. Januar 2009: «Birmanischer Astrologe sagt bereits Obamas Wiederwahl voraus.» Der als «prominent» bezeichnete Astrologe San-Zarni Bo prophezeit sowohl Mordversuche, die fehlschlagen werden, als auch die Wiederwahl des neuen US-Präsidenten im Jahr 2012: «Löwen sind geborene Führer.» Ganz sicher könne er dies allerdings erst dann voraussagen, wenn er zusätzlich die Gelegenheit hätte, aus Obamas Hand zu lesen.
Rastlose Brüder. William und Henry James unter familiärem Blickwinkel
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«Ich sitze schwer geschlagen und in Finsternis – denn seit langem, seit grauester Kindheit war er mein idealer ‹älterer Bruder›, und ich sah in ihm, all die Jahre, wie schon als kleiner ängstlicher Junge, meinen Beschützer, meinen Unterstützer, meine Autorität und meinen Stolz. Seine Auslöschung verändert für mich das Antlitz des Lebens», schrieb Henry James im September 1910, eine Woche nachdem sein um ein Jahr älterer Bruder William 68- jährig gestorben war.
Der Todesritter reitet. Der Krieg im Tagebuch
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Im letzten Jahrzehnt ist eine Vielzahl von Studien zur Kultur- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkrieges erschienen. Sie betonen die Vielgestaltigkeit und innere Brüchigkeit des «Kriegserlebnisses», das kaum auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen ist. Geschlecht, Klasse, Lebensalter oder Religionszugehörigkeit prägten die Kriegserfahrungen, die in der Großstadt und auf dem Land, an der Front und in der Etappe, in der Öffentlichkeit und privat ganz unterschiedliche Formen annahmen. Immer deutlicher wurde, in welchem Ausmaß die Beteiligten den Krieg als Katastrophe empfunden hatten, immer mehr schwand das Verständnis für jene hochgestimmte Kriegsprosa, die einst in keiner Nation selten gewesen war.
Weimar, übersichtlich
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An politik- und gesellschaftsgeschichtlichen Darstellungen der Weimarer Republik herrscht wahrlich kein Mangel. Abgesehen von umsichtig angelegten Aufsatzbänden (Erdmann / Schulze 1980; Stürmer 1980; Bracher / Funke / Jacobsen 1987; Hardt wig 2007) erschienen seit Anfang der 1980er Jahre mindestens zehn meist umfangreiche Darstellungen aus jeweils einer Hand: Schulze 1982; Kolb 1983; Möller 1985; Peukert 1987; Mommsen 1989; Winkler 1993; Niedhardt 1994; Wirsching 2000; Kluge 2006 – dabei sind nicht zu vergessen: Heinrich-August Winklers 170 Seiten zählendes Weimar-Kapitel im ersten Band von "Der lange Weg nach Westen" (2000) und Hans-Ulrich Wehlers mit 370 Seiten mehr als doppelt so langer Weimar-Teil im vierten Band seiner "Deutschen Gesellschaftsgeschichte" (2003).
Latenz – ein überforderter Begriff
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Die Zeiten, in denen Latenz ein spezifi scher Fachbegriff einzelner Disziplinen (vorzugsweise der Physik, der Medizin und der Psychologie) war, sind offenkundig vorbei. Die seit dem 18. Jahrhundert wissenschaftssprachlich geläufi ge Denkfigur des Verborgenseins hat inzwischen auch in den Kulturwissenschaften Karriere gemacht. Ihre erkennbar variable Konzeptfähigkeit prädestiniert sie geradezu, überall dort begriffl ich zum Einsatz zu kommen, wo es um Genesen geht, für die eine bestimmte Schwelle phänomenaler Erkennbarkeit angesetzt wird. Der Übergang von der Unerkennbarkeit in den Bereich der Wahrnehmung übt intellektuelle Faszination aus, wirft aber auch die Frage auf, was diesen Übergang moduliert.
Die Autorinnen und Autoren
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