Zeitschrift für Ideengeschichte
- doi.org/10.17104/1863-8937-2008-2
- ISSN print: 1863-8937
- ISSN online: 1863-8937
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Zusammenfassung
Die Zeitschrift für Ideengeschichte fragt nach der veränderlichen Natur von Ideen, seien sie philosophischer, religiöser, politischer oder literarischer Art. Herausragende Fachleute aus allen Geisteswissenschaften gehen in Originalbeiträgen der Entstehung, den zahlreichen Metamorphosen, aber auch dem Altern von Ideen nach. Dabei erweist sich manch scheinbar neue Idee als alter Hut. Und umgekehrt gilt es, in Vergessenheit geratene Idee neu zu entdecken.
Die internationale Politik der letzten Jahre, die sich erneuernden Wertedebatten und die intensiv erlebte Wiederkehr der Religionen lassen keinen anderen Schluß zu: Die politische und kulturelle Gegenwart wird von Ideen geprägt, spukhaft oft, doch mit enormer Wirksamkeit. Wer diese Gegenwart verstehen will, kommt nicht umhin, Ideengeschichte zu treiben.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wendet sich an die gebildete Öffentlichkeit. Darüber hinaus strebt sie als Forum der Forschung und Reflexion eine fachübergreifende Kommunikation zwischen allen historisch denkenden und argumentierenden Geisteswissenschaften an.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wird von den drei großen deutschen Forschungsbibliotheken und Archiven in Marbach, Weimar und Wolfenbüttel sowie dem Wissenschaftskolleg zu Berlin gemeinsam getragen. Mögen die Quellen der Zeitschrift im Archiv liegen, so ist ihr intellektueller Zielpunkt die Gegenwart. Sie beschreitet Wege der Überlieferung, um in der Jetztzeit anzukommen; sie stellt Fragen an das Archiv, die uns als Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts beschäftigen.
- 4–4 Zum Thema 4–4
- Zum Thema Jost Philipp Klenner, Wolfert von Rahden Jost Philipp Klenner, Wolfert von Rahden
- 5–49 Letzte Worte 5–49
- 50–61 Essay 50–61
- 62–79 Denkbild 62–79
- 80–108 Archiv 80–108
- 109–125 Konzept & Kritik 109–125
- 109–112 Ein säkulares Zeitalter? Charles Taylors einseitige Epochendiagnose Robert E. Norton Robert E. Norton 109–112
- 113–116 Evolutionärer Zauber. Neue Perspektiven auf Charles Darwin Jan Eike Dunkhase Jan Eike Dunkhase 113–116
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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Zum Thema
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Zusammenfassung
Letzte Worte – wenn sie denn als solche verkündet werden – muten meist pathetisch an, sind sie doch existenziell oder gar eschatologisch aufgeladen oder zumindest in diesem Sinne semantisch grundiert. Schon deshalb eignet ihnen ein besonderer Status. Sie sind dem Tode nahe; die grenzgängerische Äußerung erinnert daran, daß man aus dem Leben nicht lebendig herauskommt. Sie rufen uns die Zeitlichkeit und Endlichkeit der menschlichen Existenz ins Bewußtsein und mahnen als memento mori.
Ernst Jüngers letzte Worte
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Zusammenfassung
Ernst Jünger war ein Virtuose des Überlebens. An vorderster Front überlebte er vielfach verwundet die Materialschlachten und «Stahlgewitter» des Ersten Weltkrieges. Unversehrt ging er aus der Bürgerkriegslandschaft der Zwischenkriegsjahre hervor. Im Dritten Reich überwinterte der Einzelgänger zwischen allen Klippen auf gefährlichem, literarischem Posten. Jünger entkam der Todeszone des frühen 20. Jahrhunderts. Aber der Tod blieb sein Begleiter. Zwei Söhne und seine erste Frau Gretha mußte er im Laufe seines Lebens beerdigen. Jünger wurde darüber immer älter. Am Ende des Jahrtausends schien der letzte große Ordensträger des Kaisers aus der bundesrepublikanischen Zeit gefallen zu sein. Geburtstag um Geburtstag verstrich. Fast schien es so, als wollte Ernst Jünger über den Tod das letzte Wort behalten.
Drei Versionen des Schlußworts vor Gericht
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1. Höchstpersönlich und nicht übertragbar Zu den wesentlichen Justizgrundrechten zählt das Recht auf rechtliches Gehör. Die Postulierung eines solchen subjektiven Rechts geht auf eine Philosophie zurück, die das Subjekt untrennbar mit seiner Stimme verknüpft hat. Das Subjekt, so wie Immanuel Kant es entwirft, bedarf der Stimme, nicht allein, um seinen politischen Willen in Wahlen kundzutun, sondern auch und vor allem, um für sich selbst sprechen, sich repräsentieren, seine Rechte fordern und sich verteidigen zu können. Die Handlungsfähigkeit als Subjekt des Rechts und die Anerkennung seiner subjektiven Rechte ist an das Vernehmen der Stimme gebunden, daran, daß das Recht der Stimme Gehör schenkt.
Akademisches Totenlob. Nachrufe auf Wissenschaftler
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Letzte Worte sind in der Aufklärung von gewichtigen Konventionen umlagert: Man traut ihnen gesteigerte Wahrheit zu, da der Sterbende ins Jenseits voraus sieht; Schöngeister erwerben sich säkulare Unsterblichkeit durch ein letztes bon mot; Libertins beweisen durch gelassenen Humor ihre Überzeugungstreue zum Denkraum der Physiologie; Lutheraner ermessen den Grad der Seelenruhe und damit die Aussichten auf ewige Seligkeit; Juristen schließlich bestehen auf klaren Worten, da nur der vernünftige letzte Wille vermögenswirksame Relevanz erhält. Trotz dieser Bedeutungslast besitzt die todesnahe Rede die seltene Fähigkeit, zum geflügelten Wort zu werden. Letzte Äußerungen werden schnell mündlich verbreitet, aber auch immer wieder schriftlich fixiert – unausweichlich ist ihre Erwähnung in Nachrufen.
Bestrafte Epiloge. Kassandra in der Tradition der letzten Worte
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Letzte Worte eines Lebens haben nicht nur ihre eigene Autorität, ihre bis in die Trivialität ausstrahlende Wirkung – sie haben zugleich ihren besonderen Preis. Ihre Autorität gewinnen sie nicht zuletzt dadurch, daß sie als Botschaften von der Grenze zwischen zwei Welten verstanden werden. Zudem stehen sie nicht in Konkurrenz zu den vielen Worten diesseits der Grenze, sie nähern sich vielmehr ansatzweise den Wahrheiten einer anderen Welt an. Und diese Geltung beanspruchen nicht nur die letzten Worte eines Lebens, die schon vom anderen Licht der Transzendenz aufgehellt sein mögen, sondern in gewissem Maß auch die letzten Worte in weniger existentiellen Kontexten.
Das unendliche Gespräch
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Letzte Worte sind Manifestationen des Todes. «Wer redet, ist nicht tot» (G. Benn). Dem Tod selber wird allerdings nachgesagt, er habe das allerletzte Wort. Der christliche Glaube bestreitet das. Denn «mit wem Gott redet, es sei im Zorn oder in Gnaden, der ist gewiß unsterblich». Wir Menschen «sind aber solche Kreaturen, mit denen Gott ewiglich reden will». Wenn dieser Glaube den Anspruch auf Wahrheit erheben darf, dann hat der stumm machende Tod auf keinen Fall das letzte Wort. Und dann sind auch die Worte der Sterbenden keine letzten Worte. Und dann ist das mit dem Tod eintretende Schweigen auch kein letztes Schweigen. Dann gewinnt vielmehr die Gewißheit Friedrich Hölderlins, daß «ein Gespräch wir sind», den Rang eines theologischen Axioms.
Odysseus als Bürger. Horkheimer und Adorno lesen die Odyssee als Dialektik der Aufklärung
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Der Schauplatz ist ein mediterranes Freilufttheater. Gespielt wird «Der Gesang der Sirenen». Ob es sich um das Oratorium eines älteren venezianischen Meisters handelt oder um das Stück eines zeitgenössischen Komponisten, ist aus der Ferne nicht auszumachen. Für letzteres könnte sprechen, daß die meisten der Anwesenden in die Handlung einbezogen sind. Man hat ihnen die Ohren verstopft, vielleicht, um so die «Tragödie des Hörens», von der auch dieses Stück handeln mag, anschaulich zu machen. Nur einer hört zu. So ist er abgehoben von denen, die nicht hören dürfen. Der Gesang der Sirenen wird allein für ihn gespielt, wie seinerzeit der Tristan für Ludwig II. von Bayern, als dieser die Oper für sich allein im Münchner National-Theater aufführen ließ.
Form und Kartoffel. Aus dem Zettelkasten von William S. Heckscher
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Brüste und Kartoffeln «Natura naturata» steht in der linken oberen Ecke des Deckblattes eines skurrilen Albums (Abb. 1), das neben vielen anderen Zeitungsausschnitten, Pressefotos, Fotokopien, Bildpostkarten und Notizblättern zum Nachlaß des Kunsthistorikers William S. Heckscher (1904 – 1999) gehört. Das kleine undatierte Heft stammt aus dem erhalten gebliebenen Zettelkasten des Panofsky-Schülers und wenig beachteten Bildforschers, einer alphabetisch geordneten Sammlung von Bild- und Textmaterialien zu bereits geschriebenen oder geplanten Artikeln, Aufsätzen und Büchern. Zwischen zwei Zetteln, die aus einem Skizzenblock ausgerissen und mit einer Klammer fest verbunden sind, steckt ein aufgeklebtes Foto.
«Erste Briefe» nach Deutschland: Zwischen Exil und Rückkehr
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Am 13. Oktober 1947 verfaßte Siegfried Kracauer, der bedeutende Kulturkritiker der Weimarer Republik, aus Nazideutschland emigriert und nun in New York ansässig, den folgenden Brief an Wolfgang Weyrauch in Deutschland. Kracauer hatte Weyrauch Jahre zuvor kennengelernt, als dieser in Frankfurt studierte und gelegentlich für die Frankfurter Zeitung schrieb, deren Redaktion Kracauer angehörte: [...]
Ein säkulares Zeitalter? Charles Taylors einseitige Epochendiagnose
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Es ist schon wieder Wahlkampf in den Vereinigten Staaten. Ein neuer «Führer der freien Welt» soll gekürt werden, was bedeutet, daß momentan viel von Gott geredet wird. Wie immer in dem Land, das sich selber im ersten Artikel seiner Verfassung die Trennung von Kirche und Staat vorschrieb, spielt auch diesmal die Religion eine zentrale Rolle im politischen Prozeß. Alle Bewerber auf beiden Seiten des Grabens, der Demokraten und Republikaner trennt, tun ihr Bestes, um ihre jeweilige Bibelfestigkeit, Glaubensstärke oder einfach nur regelmäßige Kirchgänge zur Schau zu tragen. Und über die Bedeutung des religiösen, ja messianischen Glaubens im Weltbild und Handeln des gegenwärtigen Inhabers des Amtes, das die Kandidaten anstreben, braucht wohl niemand unterrichtet zu werden.
Evolutionärer Zauber. Neue Perspektiven auf Charles Darwin
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2009 wird es 150 Jahre her sein, daß Charles Darwin mit seinem Hauptwerk über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl den Klassiker der Evolutionstheorie vorlegte. An die Stelle von Plan und Statik innerhalb der Entwicklungsgeschichte der Lebewesen setzte der englische Naturforscher Zufall und Dynamik. Der sich seit Beginn der Neuzeit abzeichnende Graben zwischen empirischer Wissenschaft und religiösem Glauben wurde dadurch – zuungunsten des letzteren – in aller Deutlichkeit aufgerissen.
Akademisches Charisma
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William Clarks "Academic Charisma" ist bereits vielerorts mit hohem Lob bedacht worden, und zu Recht. Clark hat ein höchst originelles Buch über die Geschichte der Universitäten in der Frühen Neuzeit geschrieben, besonders in den protestantischen «Germanies» (wie man auf Englisch so beneidenswert einfach sagen kann), aber mit einer wichtigen vergleichenden Perspektive, die besonders Cambridge und Oxford einerseits und die jesuitisch geprägten Universitäten im katholischen Europa andererseits als kontrastierende Modelle herausstellt. Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, ist die Studie in der enormen Breite ihrer Anlage beinahe schon unzeitgemäß – und fast schlank in ihrem Umfang: «nur» 662 Seiten im Druck, keineswegs selbstverständlich bei einer derartigen Themenstellung.
«Begriffsgeschichte vs. Metaphorologie»? Zu Anselm Haverkamps dekonstruktiver Vereinnahmung Blumenbergs
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«Wie hast du’s mit der Metapher?» Diese Frage ist neuerdings zur Gretchenfrage an die Begriffsgeschichte gediehen. Der Literaturwissenschaftler Anselm Haverkamp hat den Abschluß des "Historischen Wörterbuchs der Philosophie" (HWPh) zum Anlaß genommen, sie zu stellen und auch gleich auf seine Weise zu beantworten. In seinem vor kurzem erschienen Buch zur Theorie der Metapher meint er nicht nur, den Gegensatz «Begriffsgeschichte vs. Metaphorologie» aufmachen zu müssen, sondern behauptet auch, daß Hans Blumenbergs Metaphorologie das HWPh «erledigt» hätte (S. 147) und «zur Gänze und mit wesentlichem Gewinn ersetzen könnte» (S. 162).
Die Autorinnen und Autoren
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