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Stand: 22.08.2012 Status: Druckdaten Seite 39
391.4 Wirtschaftsordnung und Tourismuspolitik
arbeiter in Anspruch zu nehmen. Hierfür stehen ebenfalls GRW-Mittel zur
Verfügung, die für nicht-investive Unternehmensaktivitäten auf Länderebene
eingesetzt werden können. Die Maßnahmen sollen der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von kleinen und mittleren Unternehmen
dienen.39
Neben den genannten Instrumenten aus dem ökonomischen Bereich existieren
noch andere tourismuspolitische Maßnahmen, die den Teilbranchen der Tourismuswirtschaft zuzuordnen sind. Beispielhaft soll hier die Verkehrspolitik
und die Raumordnung herausgegriffen werden. Bereits 2004 stellte der ADAC
fest: „Tourismus braucht eine optimale Verkehrsinfrastruktur.“40 Um dies zu
bewerkstelligen, muss die touristische Verkehrspolitik den ordnungspolitischen
Rahmen in Form von Regulierung/Deregulierung, angemessene Infrastrukturplanung, Verkehrssicherheit, etc. setzen. Unter sinnvoller Abwägung der
negativen Folgen des touristischen Verkehrs soll die Mobilität der Reisenden
gefördert werden.41 Die Raumordnung hat hingegen zum Ziel, die räumliche
Entwicklung so zu gestalten, dass eine ausgewogene wirtschaftliche, soziale
und kulturelle Ordnung geschaffen wird und zugleich eine regionale Disparität
ausgeglichen wird.42 Dieses Ziel kommt anschaulich bei dem auf Länderebene
angesiedelten Raumordnungsverfahren zum Tragen. Das Raumordnungsverfahren ist für Vorhaben, die großflächigen Raum in Anspruch nehmen und
eine überörtliche Bedeutung haben, wozu unter anderem der Neubau einer
Bundesfernstraße, der Ausbau eines Flughafens oder die Errichtung einer
Freizeitgroßanlage zählen. Hierbei sind verschiedene, zum Teil sehr konträre,
Interessenlagen zu berücksichtigen und im Sinne der Raumordnung auszugleichen. Einem solchen Verfahren unterlag z. B. der Flughafen Frankfurt im
Zusammenhang mit dem neuen Bau der Nordwest Landebahn.
1.4.3 Spezielle Tourismuspolitik
1.4.3.1 Tourismuspolitische Aufgaben
Aufbauend auf der anfänglichen, allgemeinen Definition wird nun im Folgenden der Blickwinkel einer speziellen, auf die Tourismuswirtschaft zugeschnittenen Politik eingenommen.
Definition
Im Sinne einer speziellen tourismusbezogenen Sichtweise ist Tourismuspolitik die zielgerichtete Planung und Gestaltung touristischer Abläufe und Ergebnisse durch verschiedene
staatliche, halbstaatliche und private Träger.43
!
39 Vgl. Deutscher Bundestag (2009), S. 54.
40 Scheller (2004), S. 31.
41 Vgl. Freyer (2011), S. 413.
42 Vgl. ebd., S. 407.
43 Vgl. ebd., S. 361.
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1. Grundlagen: Betriebswirtschaftslehre und Tourismus40
Diese Träger haben die Aufgabe, die zuvor angesprochenen Rahmenbedingungen zu setzen und zu gestalten. Konkret werden touristische Rahmenbedingungen geplant, einzelne Regionen und Standorte entwickelt und gefördert,
die Bedingungen für einzelne Akteure festgelegt und die Tourismuspolitik
übergreifend koordiniert.44 Herunter gebrochen auf diese Kategorien sind unter
anderem folgende Fragen relevant:
•• Soll Tourismus generell stattfinden? Wenn ja, in welchem Umfang soll er
gefördert werden?
•• Wie sind die verschiedenen touristischen Leistungsträger einzubinden und
zu steuern (Arbeitszeiten, Besteuerung, Genehmigungsverfahren etc.)?
•• In welcher Form soll der Tourismus entwickelt werden unter Berücksichtigung der destinationsspezifischen Gegebenheiten (gesellschaftliche Ordnung, politische Situation, natürliche Ressourcen, etc.)?
•• Wie sind die an der touristischen Leistungserstellung direkt und indirekt
beteiligten Unternehmen, die Reisenden und die Bevölkerung vor Ort zu
behandeln?
•• Wie erfolgt die Abstimmung zwischen den staatlichen, halbstaatlichen und
privaten tourismuspolitischen Institutionen?
Natürlich sind diese Fragen im Kontext der gesetzten Ziele zu beantworten.
Da eine Destination und deren touristischen Produkte in aller Regel ein Gemeinschaftsprodukt verschiedenster Parteien ist (Hotelier, Incoming-Agentur,
Transportunternehmen, etc.), wäre es notwendig, eine für alle gemeingültige
Zielsetzung zu finden. Denn nur so kann eine auf allen Ebenen konforme
Tourismuspolitik durchgesetzt werden. Solch eine Zieldefinition existiert aber
bisher noch nicht, was eines der zentralen Probleme der Tourismuspolitik darstellt. Dies gilt im Übrigen nicht nur für einzelne Destinationen, sondern auch
für übergeordnete Ebenen. Um eine durchweg einheitliche Tourismuspolitik
umzusetzen, bedarf es eines strukturierten Zielfindungsprozesses der einzelnen Beteiligten auf internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene,
an dessen Ende eine operationalisierbare Zielhierarchie stehen sollte. An dem
tourismuspolitischen Gestaltungsprozess sind indes eine große Anzahl an
Personen und Institutionen beteiligt, die ihre eigenen, individuellen Teilziele
setzen und verfolgen. Da eine übergeordnete Zieldefinition fehlt, können die
individuellen Teilziele nicht an dieser verankert werden und es kommt zu
keiner homogenen Zielhierarchie. Stattdessen existieren Überschneidungen
und Zielkonflikte, so dass eine klare, übergreifende und koordinierte tourismuspolitische Struktur fehlt.
1.4.3.2 Akteure der nationalen, regionalen und kommunalen
Tourismuspolitik
Die tourismuspolitische Struktur der Bundesrepublik Deutschland ist zersplittert und kleinteilig. Eine grafische Übersicht über die Prozessbeteiligten
zeigt Abbildung 6, wobei nach geographischer Reichweite und Trägerschaft
44 Vgl. Schulz et al. (2010), S. 47 f. und Freyer (2011), S. 398 f.
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411.4 Wirtschaftsordnung und Tourismuspolitik
unterschieden wird. Letztere wird in den öffentlich-rechtlichen und den privatwirtschaftlichen Bereich unterteilt.
Im öffentlich-rechtlichen Bereich sticht zunächst ins Auge, dass auf Bundesebene kein eigenständiges Ministerium für Tourismus existiert. Vielmehr werden
tourismusbezogene Aufgaben von einer Vielzahl an Ministerien übernommen
(Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, Bundesministerium des Inneren, Auswärtiges Amt, etc.),46 was wiederum in der Querschnittsfunktion, die der Tourismus innehat, begründet ist. Dadurch entsteht
die stark zersplitterte Struktur mit einer großen Anzahl an Akteuren, so dass
kein klares Gefüge mit einer eindeutigen Kompetenz- und Entscheidungsbefugnis für tourismuspolitische Aufgaben auf Bundesebene vorliegt. Die
richtungsweisende Institution auf Bundesebene ist das Referat „Tourismuspolitik“ innerhalb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
(BMWi). Es definiert als seine Aufgaben „auch in der Tourismuswirtschaft
die unternehmerische Eigenverantwortung zu stärken und durch die Ver-
45 Vgl. Freyer (2011), S. 380.
46 Vgl. ebd., S. 380 f.
ADAC Allgemeiner Deutscher Automobilclub e.V.
BDO Bund deutscher Omnibusunternehmer e.V.
DEHOGA Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
DHV Deutscher Heilbäderverband e.V.
DRV Deutscher ReiseVerband e.V.
DTV Deutscher Tourismusverband e.V.
DZT Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.
Nationale
Ebene
Landesebene
Kreis- und
Kommunalebene
Deutscher
Bundestag
Ausschuss für
Tourismus
Bundesregierung
Referat für
Tourismuspolitik des
BMWi
Beirat für
Fragen des
Tourismus
beim BMWi
Bund-Länderausschuss
Tourismus
Landtage
Kommunalparlamente
Landesregierung
WIMI‘s der
Länder
Kreise, Städte
und Gemeinden (z.B.
Tourismusamt)
Bundesverband der deutschen Tourismuswirtschaft
e.V. (BTW) – 4 Spitzenverbände
DZT DTV DRV DEHOGA
Verbände/ Gemeinschaften einzelner Tourismus Gebiete (z.B.
Werbegemeinschaften,
Touristische Routen)
Landes- und
Fachverbände
Ca. 6000 Städte und
Gemeinden (z.B.
Fremdenverkehrsverein,
Bürgerinitiativen)
Kreis- und
Ortsverbände (Einzelbetriebe der touristischen
Leistungsträger)
Weitere
Verbände
(z.B.
ADAC,
BDO,
DHV)
öffentlich-rechtlicher Bereich halb-öffentlicher bzw. privatwirtschaftlicher Bereich
Abbildung 6: Tourismuspolitische Struktur in der Bundesrepublik Deutschland45
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1. Grundlagen: Betriebswirtschaftslehre und Tourismus42
besserung der Rahmenbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhöhen. (…) Zu den wirtschaftspolitischen Gestaltungsfeldern, die
die Tourismuswirtschaft maßgeblich beeinflussen, zählen neben der Steuerpolitik und Arbeitsmarktpolitik vor allem die Maßnahmen der allgemeinen
Mittelstandspolitik der Bundesregierung.“47 Weiterhin existiert der Beirat für
Fragen des Tourismus beim BMWi, welcher die Interessen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, der kommunalen Gremien sowie der Verbände zusammenführen soll und damit der Zusammen arbeit der Bundesregierung mit der
Tourismus wirtschaft dient. Für die Abstimmung zwischen Bund und Ländern
ist hingegen der Bund-Länder-Ausschuss Tourismus zuständig. Schließlich
wurde der Ausschuss für Tourismus des Deutschen Bundestages eingerichtet,
um der Tourismuswirtschaft eine politische wie auch öffentliche Beachtung
zukommen zu lassen. Der Ausschuss berät über Gesetzesentwürfe, Anträge und Unterrichtungen des Deutschen Bundestages, er nimmt Berichte des
Wirtschaftsministeriums über tourismusrelevante Themen entgegen und kann
sich auch eigenständig über touristische Themen informieren und beraten
lassen.
Auf Länderebene finden sich ähnlich zersplitterte Strukturen wie auf Bundesebene. Auch hier sind verschiedene Landesministerien in die Tourismuspolitik
involviert. Regionale Wirtschaftsfördermaßnahmen (Infrastruktur, Kur- und
Bäderwesen, etc.), Ferienregelungen oder Marketingmaßnahmen fallen in den
touristisch relevanten Bereich und sind im Zuständigkeitsbereich der einzelnen
Länder angesiedelt.48
Die lokale Tourismuspolitik wird durch Gemeindeverwaltungen und örtliche
Tourismusorganisationen ausgeübt. Die Aufgaben lokaler Tourismusorganisationen umfassen im Wesentlichen die Steigerung der Attraktivität der Destination, die Gästebetreuung in der Destination und die Neugewinnung von
Gästen.49
Im privatwirtschaftlichen Bereich gibt es eine Vielzahl an Verbänden. Grundsätzlich haben die auf allen geographischen Ebenen bestehenden Verbände zum
Ziel, die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den öffentlichen Institutionen
zu vertreten und so Einfluss auf die Tourismuspolitik zu nehmen. Auf oberster
Ebene steht der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e.V. (BTW),
dessen Mitglieder sich aus rund 40 der größten Unternehmen und aus der Tourismuswirtschaft in Deutschland zusammensetzen. Sein primäres Ziel ist es,
Mobilität zu erhalten und zu optimieren. Weitere Themen, die der BTW fördern
will, sind eine bedarfsgerechte Infrastruktur, fairen Wettbewerb, Klimaschutz
sowie Verbraucherschutz. Aber auch die Steuer- und Arbeitspolitik sind Bereiche, auf die der BTW Einfluss nehmen will.
Spitzenverbände auf Bundesebene sind DZT, DTV, DRV und DEHOGA.50
47 BMWi (2008), S. 7.
48 Vgl. Freyer (2011), S. 383.
49 Vgl. ebd., S. 383 f.
50 Zu den einzelnen Verbänden, ihrer Mitglieder und Ziele vgl. Schulz et al. (2010), S. 61 f.
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431.4 Wirtschaftsordnung und Tourismuspolitik
DZT
Deutsche Zentrale
für Tourismus e.V.
Die DZT ist in erster Linie eine Marketingorganisation, die Deutschland als Reiseland im In- und Ausland
vermarktet. Ihre eigens deklarierten Ziele sind die Steigerung des Reiseaufkommens, die Erhöhung der Deviseneinnahmen, die Stärkung des Wirtschaftsstandorts
Deutschland und die Positionierung Deutschlands als
vielfältiges und attraktives Reiseland. Zu seinen Mitgliedern zählen unter anderem die Verbände DTV, DRV
und DEHOGA, Unternehmen der Tourismuswirtschaft
sowie zahlreiche Marketingorganisationen der Bundesländer.
DTV
Deutscher Tourismusverband e.V.
Im DTV haben sich lokale, regionale und nationale
Tourismusorganisationen zusammengeschlossen. Seine Aufgaben sind die Vertretung seiner Mitglieder auf
Bundes- und europäischer Ebene sowie das Angebot
landesweiter Informations-, Beratungs- und Serviceleistungen für seine Mitglieder. Er stellt Statistiken zur
Verfügung und macht auf eventuelle Probleme oder
Hindernisse in der touristischen Entwicklung aufmerksam.
DRV
Deutscher Reise-
Verband e.V.
Der DRV ist die Interessenvertretung touristischer
Unternehmen (Reiseveranstalter, Reisebüros, einzelne
Leistungsträger etc.) gegenüber Politik und Wirtschaft
im In- und Ausland. Er ist für die Stärkung organisierter
Urlaubsreisen und professionell vermittelter Geschäftsreisen zuständig und informiert die Öffentlichkeit über
seine Belange. Seinen Mitgliedern bietet er Informationen, Beratungsleistungen und Weiterbildungsmöglichkeiten an.
DEHOGA
Deutscher Hotelund Gaststättenverband e.V.
Der Bundesverband DEHOGA vertritt die Interessen
der Hotellerie und der Gastronomie. Seine Ziele sind,
die Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen
zu erwirken und eine gute Wirtschaftspolitik für seine
Mitglieder zu gestalten. Außerdem führt er zahlreiche
Marketingaktivitäten durch. Der Dachverband DEHO-
GA setzt sich aus 17 Verbänden der Bundesländer und
weiteren drei Fachverbänden der Branche zusammen.
Auf Länderebene gibt es meist einen Landestourismusverband, der als Dachverband für die Regionalverbände auftritt. Letztere sind auf kommunaler Ebene
aktiv. Die lokale Ebene wird durch Marketinggesellschaften oder Einzelbetriebe
vertreten. Hier finden sich auch die halböffentlichen Institutionen in Form von
Tourismus- bzw. Fremdenverkehrsvereinen oder Tourist-Informationsstellen.51
51 Vgl. Schulz et al. (2010), S. 65.
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1. Grundlagen: Betriebswirtschaftslehre und Tourismus44
1.4.3.3 Akteure der internationalen Tourismuspolitik
Die internationale Tourismuspolitik wird nur von wenigen Trägern vertreten. Deren Bestreben ist es, den weltweiten Tourismus aufzubauen, indem
Beratungstätigkeiten angeboten werden, Netzwerke und Informationen zur
Verfügung gestellt werden sowie Marktforschung betrieben wird.52 Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über einige der bedeutendsten staatlichen
Institutionen.
UNWTO
The World
Tourism
Organization
Die Welttourismusorganisation ist Teil der Vereinten
Nationen und die bedeutendste internationale Tourismusorganisation. Zentrales Ziel ist die Förderung und
Entwicklung eines verantwortungsvollen, nachhaltigen und universell zugänglichen Tourismus, wobei der
Fokus auf Entwicklungsländern liegt. Dabei legt die
Organisation darauf Wert, dass ein globaler Ethikkodex
implementiert wird, der Mitgliedsländer, Destinationen
und Unternehmen bei der Maximierung der positiven
ökonomischen, sozialen und kulturellen Effekte durch
den Tourismus unterstützt, während gleichzeitig die
negativen sozialen und umweltbedingten Folgen so gering wie möglich gehalten werden.
OECD
Organization
for Economic
Co-operation and
Development
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung ist nicht primär der Tourismuspolitik
gewidmet. Sie beschäftigt sich in erster Linie mit der
Förderung von Grundsätzen, die die weltweiten ökonomischen und sozialen Bedingungen verbessern. Das
darin etablierte Tourismus Komitee soll als Dialogforum
dienen, um sozio-ökonomisch, gewerblich, statistisch
und analytisch touristische Belange zu diskutieren. Im
Fokus steht dabei das Gespräch mit den beteiligten Regierungen zur Förderung einer nachhaltigen Tourismusentwicklung, einer besseren Integration und internationalen Kooperation der Tourismuspolitik insgesamt.
EU-Kommission Die EU beschäftigt sich lediglich in Unterstrukturen
mit dem Thema Tourismus und fördert den Tourismus
durch verschiedene Maßnahmen und Programme. Als
Kernaufgaben wurden durch die EU-Kommission drei
Bereiche definiert: Harmonisierung der Maßnahmen,
die den Tourismus betreffen, Förderung einer nachhaltigen Tourismusentwicklung, Verbesserung des Verständnisses und der Sichtbarkeit des Tourismus.
52 Vgl. Schulz et al. (2010), S. 50.
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451.4 Wirtschaftsordnung und Tourismuspolitik
Charakteristisch für die Organisationen ist, dass sie nur eine unterstützende,
keinesfalls aber eine steuernde Funktion, ausüben können. Letztere muss durch
die nationalen Träger ausgeführt werden.
Neben diesen staatlichen Stellen sind diverse internationale Dach- und
Fachverbände aktiv, von denen nur eine kleine Auswahl hier vorgestellt werden soll.
FEMTEC
Fédération
Mondiale du
Thermalisme et
du Climatisme
Diese Vereinigung des Kur- und Bäderwesen vertritt
sowohl öffentliche als auch private Heil- und Kurbäder
und wird daher den halbstaatlichen Trägern zugerechnet. Ihre Ziele sind unter anderem die internationale
Interessenvertretung seiner Mitglieder und die Kooperation mit wissenschaftlichen und anderen öffentlichen und privaten Organisationen, um Studien und
Forschungsarbeiten sowie den internationalen Knowhow Austausch zu fördern sowie die Vermarktung der
Heilbäder durchzuführen.
WTTC
World Travel and
Tourism Council
Der WTTC ist ein Zusammenschluss internationaler
Führungspersönlichkeiten der Reise- und Tourismusindustrie, die dadurch die wirtschaftliche Bedeutung
des Tourismus gegenüber der Politik verdeutlichen
möchten. Insbesondere sollen die touristischen Marktbedingungen mitgestaltet werden.
IATA
International
Air Transport
Association
Innerhalb der IATA sind Fluggesellschaften organisiert, um Einfluss auf die Steuerung des internationalen Flugverkehrs nehmen zu können. Ihre Prioritäten
sind die Förderung der Sicherheit im Flugverkehr, die
Unterstützung von Infrastrukturprojekten des Flugverkehrs, die Vereinfachung der Prozesse im Luftverkehr sowie die Unterstützung finanzieller wie auch
regulatorischer Maßnahmen.
Auch andere touristische Leistungsträger wie Reiseveranstalter, Reisemittler, Transportunternehmen oder Hotel- und Gaststättenbetriebe haben sich in
verschiedenen Verbänden und Vereinigungen organisiert, um international
vertreten zu werden. Anzumerken ist jedoch, dass auch auf internationaler
Ebene bisher noch keine übergreifende, tourismuspolitische Zieldefinition oder
allgemeine tourismuspolitische Struktur geschaffen wurde, was Raum für
zukünftige Entwicklungen lässt.
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Stand: 22.08.2012 Status: Druckdaten Seite 46
1. Grundlagen: Betriebswirtschaftslehre und Tourismus46
1.4.4 Stimmen aus der Praxis
•• „Voraussetzung für eine erfolgreiche Tourismuspolitik […] ist die noch engere Zusammenarbeit mit der Tourismuswirtschaft und die bessere Koordinierung innerhalb der Bundesressorts sowie zwischen Bund und Ländern.“
Staatssekretär Burgbacher, Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus (BMWi (2010): Konstituierende Sitzung des Beirats für Fragen des Tourismus beim
BMWi, Pressemitteilung des BMWi vom 6.7.2010)
•• „Aber auch in Deutschland und Europa ist der Tourismus ein wichtiger Arbeitsmarktfaktor. So sichert die Touristikbranche hierzulande 2,8 Millionen
Arbeitsplätze. Um das Potenzial zu erhalten, sollte die Politik die Voraussetzungen für weiteres Wachstum in dieser Zukunftsbranche schaffen und die
Anliegen der Reisebranche stärker berücksichtigen.“
Klaus Laepple, ehemaliger Präsident des DRV
(DRV (2010): Politikthema, Ausgabe 02–10, S. 1)
•• „Die Aufgabe der DZT wird auch in Zukunft darin bestehen, Trends, Entwicklungen und Potenziale im Tourismus zu erkennen und entsprechend zu
reagieren. Im Austausch mit Wirtschaft und Politik gilt es, auf allen Ebenen
Synergien aufzuspüren und zu nutzen.“
Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstands der DZT
(DZT (2010): Jahresbericht 2010, S. 7)
•• „Tourismus ist in Deutschland Ländersache. Land, Kreis, Kommune – das
Kirchturmdenken ist leider sehr verbreitet, und es wäre schon einmal sinnvoll, wenn es eine Person gäbe, die nur die Tourismuspolitik koordinierte.
Aber das wird aufgrund der föderalen Strukturen sicher ein Wunschtraum
bleiben.“
Klaus Brähmig, Vorsitzender des Tourismusausschusses im Deutschen Bundestag
(Deutscher Bundestag (2011): Serie „Die Ausschüsse der 17. Wahlperiode“: Folge 8 Tourismusausschuss, Pressemitteilung vom 1.3.2011)
Literatur
Freyer, Walter (2011): Tourismus, 10. Aufl., München
BMWi (2008): Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung, Stand: Februar 2008
Deutscher Bundestag (2009): Koordinierungsrahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ ab 2009, Drucksache 16/13950 vom
08.09.2009
DZT (2011): RUHR.2010: Ein Magnet für die Nachbarn – über die Hälfte will wiederkommen, Presseinformation vom 17.01.2011, unter: http://www.deutschland-extranet.de/pdf/
PM_Fazit_Ruhr.2010_Januar_2011.pdf, letzter Zugriff am 30. April 2011
o.V. (2010): Ruhr.2010, Entdecken Sie Deutschlands neue Hauptstadt, in: Spiegel Online,
08. April 2010, unter: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,670855,00.html,
letzter Zugriff am 30. April 2011
Scheller, Bernhard (2004): Verkehr und Tourismus, ADAC-Leitfaden für die Praxis,
München
Schulz, Axel et al. (2010): Grundlagen des Tourismus, München
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Vorteile
- Umfassendes Grundlagenwerk zur touristischen Betriebswirtschaftslehre
- Im deutschsprachigen Bereich ohne Beispiel
- Abdeckung aller wesentlichen Funktionsbereiche des Tourismus-Managements
- Eignung für Studierende und Praktiker
- Zahlreiche Praxis-Kurzbeiträge von Führungskräften
Zum Werk
Die Tourismusbranche gehört zu den am stärksten wachsenden, aber auch komplexesten Wirtschaftsbereichen.
Dieses Werk vermittelt erstmalig ein umfassendes betriebswirtschaftliches Grundwissen für die Tourismusbranche für Studium und Praxis, das alle wesentlichen Bereiche der Betriebswirtschaftslehre abdeckt. Es unterstützt Studierende und Praktiker bei der Entwicklung einer betriebswirtschaftlichen Denkhaltung, die sinnvolles aktives Handeln („Management“) im touristischen Geschäft ermöglicht.
Das Buch beschreibt auf der Basis eines integrierten Management-Modells Investition und Finanzierung, Beschaffung, Produktion und Marketing sowie die Managementprozesse Planung, Steuerung, Personalmanagement und Organisation. Den Abschluss bilden langfristige Überlegungen zur strategischen Unternehmensführung sowie zum nachhaltigen Tourismusmanagement.
Zahlreiche Experten-Statements von Führungskräften aus der Branche illustrieren die Praxisrelevanz.
Autoren
Prof. Dr. Felix Kolbeck und Prof. Dr. Marion Rauscher, Fakultät für Tourismus, Hochschule München
Zielgruppe
- Studierende der Bachelor-Studiengänge Tourismusmanagement, Masterstudiengänge, Weiterbildungsangebote (IHK, MBA, …) und Tourismusunternehmen.