Vahlen – Allgemeine Reihe – Kolbeck/Rauscher – Tourismus-Management – Herstellung: Frau Deuringer
Stand: 22.08.2012 Status: Druckdaten Seite 99
992.1 Investition und Finanzierung
2.1.6 Stimmen aus der Praxis
Achim von der Lahr, UniCredit Bank AG
Die Touristikbranche ist einerseits weiterhin von
globalem Wachstum gekennzeichnet, andererseits
aber sehr stark von externen Schocks beeinträchtigt.
Insbesondere in den letzten 10 Jahren – beginnend
mit den Ereignissen des 11. September 2001, dem
Irakkrieg, Naturkatastrophen wie Tsunami oder Vulkaneruption, globalen Krankheitswellen wie SARS,
bis hin zu Bürgerkriegen in Nordafrika – mussten
die Manager von Touristikunternehmen lernen, sich
immer besser auf diese Situationen vorzubereiten.
Andernfalls wäre die Profitabilität des Unternehmens stark gefährdet.
Aufgrund der genannten Volatilität sowie geringer
Gewinnmargen ist die Verschuldungsfähigkeit von
Touristikunternehmen eher gering. Bezüglich der
Finanzierung bedeutet dies, dass ein Touristikveranstalter das Ziel haben sollte, tendenziell frei von
Nettofinanzschulden zu sein. Dies schließt jedoch
Saisonlinien (insbesondere über den kritischen, weil
liquiditätsschwachen Zeitraum von Dezember bis Februar) nicht aus.
Investitionen in betriebsnotwendige Assets wie Flugzeuge, Hotels oder Kreuzfahrtschiffe bringen erhebliche Finanzierungserfordernisse mit sich. Diese
werden tendenziell Off-Balance, insbesondere über Leasingstrukturen finanziert. Das jeweilige Asset dient dabei dem Finanzier als Sicherheit, sodass
dieser nicht ausschließlich von der operativen Performance des Unternehmens
abhängig ist.
Für die langfristige On-Balance-Finanzierung haben sich – Kapitalfähigkeit
des Unternehmens vorausgesetzt – Kapitalmarktprodukte wie Anleihen und
Wandelanleihen als sinnvolle Eckpfeiler bewiesen.
Aufgrund der zahlreichen Besonderheiten dieser Branche, ist es für die Unternehmen aber auch besonders wichtig, eine stabile Kernbankengruppe zu haben,
die die Branche sehr gut versteht und bereit ist, die damit verbundenen Risiken
(z. B. über syndizierte Kredite) zu tragen.
Der Grund dafür, dass die Nettoverschuldung einiger Unternehmen heute dennoch relativ hoch ist, liegt vor allem an der anhaltenden Konsolidierungswelle
in Europa. Durch zahlreiche, primär fremdfinanzierte Übernahmen, wurde
diese aufgebaut und ist aufgrund der nicht ausreichenden Profitabilität nur
sehr langsam abzubauen.
Achim von der Lahr
Corporate Finance &
Investment Banking,
UniCredit Bank AG
Managing Director und
Head of Transport, Tourism,
Machinery and Steel
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Stand: 22.08.2012 Status: Druckdaten Seite 100
2. Funktionsbereiche: Kernelemente touristischer Wertschöpfung100
Dieter Semmelroth, TUI AG
In einer Zeit globaler Schuldenkrisen und Rettungsschirme kommen Aspekte der Finanzierung
und Investitionen auch in der Privatwirtschaft eine
wachsende Bedeutung zu. Dies gilt auch für den Tourismus, in dem traditionell häufig Fragestellungen
des Marketing und der Kundenbindung im Vordergrund des Interesses stehen.
Lange Zeit schenkte die Tourismusbranche Aspekten
der Investition- oder Finanzierung keine besondere
Bedeutung. Gerade in aufstrebenden ausländischen
Tourismusmärkten investieren teilweise Branchenfremde in Hotels und/oder Freizeiteinrichtung im
Glauben, dass es ich um einfache Gebäude oder
Einrichtungen handelt, für die sich schon genügend
Nachfrage finden und eine konventionelle Finanzierung ausreichend wird. Dabei wird von Investoren und Fremdkapitalgebern die
Komplexität touristischer Leistungsbeziehungen unterschätzt. Die Praxis zeigt,
dass u. a. sorgfältige Analysen und Planungen im Vorfeld, angemessene Investitions- und Finanzierungsentscheidungen und eine frühzeitige Kooperation
mit Nachfragern touristischer Produkte nötig sind, um erfolgreiche Projekte
durchzuführen.
Das vorliegende Lehrbuch zu den betriebswirtschaftlichen Grundlagen des
Tourismus- Management ist für Studenten und interessierte Praktiker gleichermaßen eine Bereicherung. Im Kapitel Finanzierung und Investitionen werden
alle wesentlichen Aspekte behandelt und für den Leser gut aufbereitet. Die
Grundlagen der Finanzierung und Investition werden für Touristiker in einer
leicht verständlichen Sprache aufbereitet und durch aktuelle praxisnahe Fallbeispiele gut illustriert.
Aus meiner Sicht stellt dieses Kapitel grundlegende Theoreme und Zusammenhänge der Finanzierung und Investition in der Tourismuswirtschaft anschaulich dar und ist somit sowohl für Studierende als auch die interessierte
Fachöffentlichkeit zu empfehlen.
Literatur
airberlin (2010): Geschäftsbericht 2010
Böttcher, Jörg; Blattner, Peter (2010): Projektfinanzierung, 2. Aufl., München
Deutsche Bundesbank (2009): Statistik „Vermögensbildung der Sektoren und ihre Finanzierung 2008“, Datenstand April 2009
Drukarczyk, Jochen (2006): Finanzierung, in: Bea, Franz Xaver; Friedl, Birgit; Schweitzer,
Marcell (Hrsg.): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Band 3: Leistungsprozess, 9. Aufl.,
Stuttgart
Jung, Hans (2009): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 11. Aufl., München
Lufthansa AG (2011): Geschäftsbericht 2011
Dieter Semmelroth
Leiter Hotelfinanzierung
TUI AG
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Stand: 22.08.2012 Status: Druckdaten Seite 101
1012.1 Investition und Finanzierung
Mundt, Jörn (2007): Reiseveranstaltung, 6. Aufl., München
Perridon, Louis; Steiner, Manfred (2009): Finanzwirtschaft der Unternehmung, 15. Aufl.,
München
Schierenbeck, Henner; Lister, Michael (2002): Value Controlling: Grundlagen wertorientierter
Unternehmensführung, 2. Aufl., München
Schumacher, Martin; Wiesinger, Manuela (2009): Finanzmanagement im Tourismus, Wien
TUI AG (2011): Geschäftsbericht 2010/2011
Wöhe, Günter; Döring, Ulrich (2010): Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 24. Aufl., München
Weiterführende Literaturhinweise
Becker, Hans Paul (2010): Investition und Finanzierung, 2. Aufl., Wiesbaden
Bieg, Hartmut; Kußmaul, Heinz (2009): Finanzierung, 2. Aufl., München
Bleis, Christian (2009): Grundlagen Investition und Finanzierung, 2. Aufl., München
Bösch, Martin (2009): Finanzwirtschaft, München
Braun, Thomas (2009): Investition und Finanzierung, Berlin, Heidelberg
Breuer, Wolfgang (2008): Finanzierung, 2. Aufl., Wiesbaden
Drukarczyk, Jochen (2008): Finanzierung, 10. Aufl., Stuttgart
Franke, Günter; Hax, Herbert (2009): Finanzwirtschaft des Unternehmens und Kapitalmarkt, 6. Aufl., Berlin u. a.
Götze, Uwe (2008): Investitionsrechnung, Berlin, Heidelberg
Gräfer, Horst; Schiller, Bettina; Rösner, Sabrina (2008): Finanzierung, 6. Aufl., Berlin
Hirth, Hans (2008): Grundzüge der Finanzierung und Investition, 2. Aufl., München
Kruschwitz, Lutz (2009): Investitionsrechnung, 12. Aufl., München
Kruschwitz, Lutz (2009): Finanzierung und Investition, 6. Aufl., München
Olfert, Klaus (2008): Finanzierung, 14. Aufl., Ludwigshafen (Rhein)
Olfert, Klaus (2009): Investition, 11. Aufl., Ludwigshafen (Rhein)
Pape, Ulrich (2009): Grundlagen der Finanzierung und Investition, München
Rehkugler, Heinz (2007): Grundzüge der Finanzwirtschaft, München
Rudolph, Bernd (2006): Unternehmensfinanzierung und Kapitalmarkt, Tübingen
Spremann, Klaus (2010): Finance, 4. Aufl., München
Wöhe, Günter et al. (2009): Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 10. Aufl., München
Zantow, Roger (2008): Finanzwirtschaft der Unternehmung, 2. Aufl., München u. a.
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2.2 Beschaffung
2.2.1 Fallbeispiel: Deutsche Lufthansa (2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
2.2.2 Überblick: Zu beschaffende Güter und Dienstleistungen im
Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
2.2.3 Investitionsgüterbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
2.2.4 Materialbeschaffung und Wareneinkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
2.2.4.1 Analyse der zu beschaffenden Güter und Materialien. . . . . . . . . 108
2.2.4.2 Lieferantenauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
2.2.4.3 Festlegung von Bestellmengen und -rhythmen bei
kontinuierlichem Verbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
2.2.4.4 Festlegung von Bestellzeitpunkten bei schwankendem Verbrauch 114
2.2.5 Dienstleistungsbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
2.2.5.1 Segmente unternehmensbezogener Dienstleistungen . . . . . . . . . 116
2.2.5.2 Optimierung der Dienstleistungsbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . 117
2.2.6 Touristischer Leistungsträgereinkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
2.2.7 Eine zentrale Frage im Tourismus: Selber produzieren oder
fremd beziehen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
2.2.7.1 Die Make or Buy-Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
2.2.7.2 Operativer Aspekt: Kostenvergleichsrechnung am Beispiel
eines Flugeinkaufs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
2.2.7.3 Strategischer Aspekt: Die Frage der Wertschöpfungstiefe im
Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
2.2.8 Stimmen aus der Praxis: Heike Pabst, FTI Touristik GmbH . . . . 126
Leitfragen
•• Worin liegen die operative und die strategische Bedeutung der Beschaffung?
•• Was muss im touristischen Geschäft eingekauft, also beschafft werden?
•• Welche Bereiche umfasst der touristische Leistungsträgereinkauf? Wie ist
seine Stellung in der Struktur der Beschaffungsobjekte?
•• Welche Alternativen bestehen bei der Beschaffung von Investitionsgütern?
•• Wonach richtet sich die Entscheidung, ob man Leistungen bezieht oder
selbst produziert?
•• Wie werden bei Sachgütern optimaler Bestellzeitpunkt und optimale
Bestellmenge ermittelt?
•• Warum gehen mit Investitionsbeschaffungen oftmals weitere Dienstleistungsbeschaffungen einher?
•• Was unterscheidet operative von strategischen Beschaffungsfragen?
•• Wie wählt man Lieferanten aus und unterhält Beziehungen zu ihnen?
•• Welche Zusammenhänge bestehen speziell im Tourismus zwischen
Beschaffung und Produktion?
•• Welche Arten von Beschaffungszusammenhängen können in Unternehmen existieren?
2.2 Beschaffung
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Vorteile
- Umfassendes Grundlagenwerk zur touristischen Betriebswirtschaftslehre
- Im deutschsprachigen Bereich ohne Beispiel
- Abdeckung aller wesentlichen Funktionsbereiche des Tourismus-Managements
- Eignung für Studierende und Praktiker
- Zahlreiche Praxis-Kurzbeiträge von Führungskräften
Zum Werk
Die Tourismusbranche gehört zu den am stärksten wachsenden, aber auch komplexesten Wirtschaftsbereichen.
Dieses Werk vermittelt erstmalig ein umfassendes betriebswirtschaftliches Grundwissen für die Tourismusbranche für Studium und Praxis, das alle wesentlichen Bereiche der Betriebswirtschaftslehre abdeckt. Es unterstützt Studierende und Praktiker bei der Entwicklung einer betriebswirtschaftlichen Denkhaltung, die sinnvolles aktives Handeln („Management“) im touristischen Geschäft ermöglicht.
Das Buch beschreibt auf der Basis eines integrierten Management-Modells Investition und Finanzierung, Beschaffung, Produktion und Marketing sowie die Managementprozesse Planung, Steuerung, Personalmanagement und Organisation. Den Abschluss bilden langfristige Überlegungen zur strategischen Unternehmensführung sowie zum nachhaltigen Tourismusmanagement.
Zahlreiche Experten-Statements von Führungskräften aus der Branche illustrieren die Praxisrelevanz.
Autoren
Prof. Dr. Felix Kolbeck und Prof. Dr. Marion Rauscher, Fakultät für Tourismus, Hochschule München
Zielgruppe
- Studierende der Bachelor-Studiengänge Tourismusmanagement, Masterstudiengänge, Weiterbildungsangebote (IHK, MBA, …) und Tourismusunternehmen.