9 Derivative Finanzinstrumente
9.1 Vorbemerkungen
Die Finanzierung einer Unternehmung ist im Allgemeinen nicht frei von Risiken. So kann
eine Kreditaufnahme in fremder Währung für eine Unternehmung mit hohen Verlusten
verbunden sein, wenn sich die Wechselkursrelationen bis zum Zeitpunkt der Rückzahlung
des Kredits zuungunsten der Unternehmung verändert haben. Auch eine Finanzierung zu
einem variablen Zinssatz kann risikoreich sein, da sich bei steigendem Zinssatz erhöhte
Zinskosten ergeben. Aber auch die Investition liquider Mittel in Aktien oder Schuldverschreibungen ist nicht ohne Risiko. Wer derartige Vermögensbestände hält, trägt das Risiko
fallender Kurse, das bei Schuldverschreibungen nicht nur aus dem Verfall der Bonität des
Schuldners, sondern vor allem aus einem Anstieg der Kapitalmarktzinsen resultiert. Wer
solche Bestände zu erwerben beabsichtigt, trägt das Risiko, bei einem späteren Erwerb
höhere Kurse als bei einem jetzt vorgenommenen Erwerb bezahlen zu müssen.
Derivative Instrumente können eingesetzt werden, um derartige Risiken zu vermindern
oder zu eliminieren oder die Finanzierungskosten zu senken. Mit ihrer Hilfe können
aber auch Risikopositionen aufgebaut werden. Kennzeichen derivativer Finanzinstrumente
ist die zeitliche Diskrepanz zwischen dem Zeitpunkt der Konditionenfestlegung und dem
Zeitpunkt der Kapitalbereitstellung. Deshalb werden derivative Finanzinstrumente auch als
Termingeschäfte bezeichnet, wobei sich unbedingte und bedingte Termingeschäfte unterscheiden lassen.807
Zu den wichtigsten derivativen Finanzinstrumenten zählen Optionen, Futures, Forward Rate
Agreements und Swaps. Diese Instrumente sollen im Folgenden dargestellt und ihre
Einsatzmöglichkeiten erläutert werden.
9.2 Finanzmanagement mit Optionen
9.2.1 Grundbegriffe
9.2.1.1 Der Begriff der Option
Der Käufer einer Option (Optionsinhaber) erwirbt gegen Zahlung des Optionspreises
(Optionsprämie) gegenüber seinem Kontraktpartner, dem Verkäufer (Stillhalter, Schreiber), das Recht, an oder bis zu einem bestimmten Fälligkeitstermin (Verfalltermin) zu
einem im Voraus vereinbarten Preis (Basispreis) eine bestimmte Menge (Kontraktgröße)
eines Handelsobjektes (Basiswert, Underlying) zu kaufen (Kaufoption, Call) oder zu
807 Vgl. hierzu ausführlich auch Abschnitt 8.3.3.1.
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References
Zusammenfassung
Nach einer allgemeinen Einordnung der Finanzierung von Unternehmen werden die einzelnen Instrumente der Außen- und Innenfinanzierung mit ihren theorie- und praxisrelevanten Merkmalen vorgestellt und mit zahlreichen Beispielen untermauert. Darüber hinaus wird auf Finanzinnovationen und Finanzderivate eingegangen.
Einführendes Lehrbuch in die Grundlagen der Unternehmensfinanzierung
Behandelt werden theoretische wie praxisrelevante Fragestellungen.
Grundprinzipien und Bestandteile der Finanzwirtschaft
Finanzierungstheorie
Finanzierungsarten
Außenfinanzierung durch Eigenkapital
Außenfinanzierung durch Fremdkapital
Derivative Finanzinstrumente
Innenfinanzierung^.
Prof. Dr. Hartmut Bieg ist Inhaber des Lehrstuhls für Bankbetriebslehre an der Universität des Saarlandes.
Professor Dr. Heinz Kußmaul ist Direktor des Betriebswirtschaftlichen Instituts für Steuerlehre und Entrepreneurship am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, an der Universität des Saarlandes.
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