3.7 Zusammenfassende Beurteilung 69
AM
Anschaffungskosten [EUR]Amortisationszeit (Jahre) t
Kapitalrückfluss [EUR/Jahr]
Anschaffungskosten EUR
Gewinn EUR/Jahr Abschreibungen EUR/Jahr
?
?
? ?? ??
?? ? ? ?? ? ? ?
Wird die Anschaffung der Maschine vollständig über Fremdkapital finanziert, so gilt
hinsichtlich der Vorteilhaftigkeiten der beiden Investitionsalternativen Folgendes:
IAM
66.000t 4,77 Jahre
2.850 11.000
? ? ?
?
4 Jahre, 9 Monate, 7 Tage
IIAM
75.000t 4,8 Jahre
3.125 12.500
? ? ?
?
4 Jahre, 9 Monate,18 Tage
Würde hingegen eine Finanzierung gänzlich über Eigenkapital erfolgen, so müssten
zum durchschnittlichen Periodengewinn noch die kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen
hinzugerechnet werden, was im Vergleich zu den oben berechneten Werten zu einer
Verkürzung der Amortisationsdauern führt:
IAM
66.000t 4,26 Jahre
4.500 11.000
? ? ?
?
4 Jahre, 3 Monate, 3 Tage
IIAM
75.000t 4,29 Jahre
5.000 12.500
? ? ?
?
4 Jahre, 3 Monate,13 Tage
Unabhängig von der unterstellten Finanzierungssituation lässt sich als Ergebnis festhalten, dass die Anlage I die geringere Amortisationszeit aufweist und somit vorteilhafter als die Anlage II ist. Allgemein gültige Kriterien bezüglich einer maximal vertretbaren Amortisationsdauer gibt es nicht.
3.7 Zusammenfassende Beurteilung
Bedingt durch die verschiedenen Vorteilhaftigkeitskriterien gehen in die statischen Verfahren der Investitionsrechnung im Wesentlichen Erfolgsgrößen ein; eine Ausnahme hiervon
bildet lediglich die Amortisationsrechnung, bei der eine entsprechende Berücksichtigung
nicht-zahlungswirksamer Kostenbestandteile erfolgt. Jedoch können Erfolgsgrößen die
finanzwirtschaftlichen Aspekte von Investitionen, also die durch sie ausgelösten Zahlungsströme, nicht zutreffend beschreiben, da es sich dabei um aus diversen Gründen in bestimmter Weise periodisierte Zahlungsvorgänge handelt. Außerdem stehen die verwendeten Vorteilhaftigkeitskriterien in nur sehr weitläufigem Zusammenhang zur jeweiligen Zielpräferenzstruktur des Investors.
Da in die statischen Verfahren der Investitionsrechnung nur Durchschnittsgrößen eingehen (eine Ausnahme hiervon bildet nur die Amortisationsrechnung in der Variante der Kumulationsrechnung), es sich also nur um einperiodige Verfahren handelt, findet die zeitliche Verteilung der Erfolgsgrößen keine Berücksichtigung. Es kann also keine Einbeziehung
der Tatsache erfolgen, dass zu realisierende Investitionsprojekte im Zeitablauf gleich bleibende, steigende bzw. fallende Gewinne aufweisen können.
3 Die statischen Verfahren der Investitionsrechnung70
Die Herbeiführung einer Vergleichbarkeit der Zahlen ist zwar prinzipiell möglich, indem
Zinseffekte durch entsprechende Ab- bzw. Aufzinsung einbezogen werden; da eine verzinsliche Anlage aber nur bei Zahlungsmitteln möglich ist, hat eine Berücksichtigung von Zinsen keinen effektiven Nutzen, solange Erfolgsgrößen, nicht aber Zahlungsgrößen als relevante Daten herangezogen werden.
Wie bereits erwähnt, sind Vergleiche zwischen verschiedenen Investitionsprojekten mittels
statischer Verfahren der Investitionsrechnung nur dann möglich, wenn weder der zur Verwirklichung der Investitionen jeweils erforderliche Kapitaleinsatz noch die Nutzungsdauern
differieren. Diese Voraussetzungen sind jedoch nur selten erfüllt; deshalb wäre zur Durchführung vollständiger Vergleiche eine Einbeziehung der Ergänzungs- und/oder Anschlussinvestitionen erforderlich. Da aber keine Einbeziehung erfolgt, besteht die Gefahr eines Vergleichs unvollständiger Alternativen, so dass Fehleinschätzungen bezüglich der Vorteilhaftigkeit einzelner Investitionsprojekte wahrscheinlich sind.
Vorteilhaft an den statischen Verfahren der Investitionsrechnung ist die Einfachheit der Berechnung und der relativ geringe Aufwand bezüglich der Ermittlung der Durchschnittsgrö-
ßen, was insbesondere für den als äußerst problematisch anzusehenden Fall der Verwendung
des ersten Jahres als Durchschnittsperiode gilt. Aus diesen letzten Überlegungen heraus
gelten die statischen Verfahren der Investitionsrechnung als beliebte Praktikerverfahren und
werden auch als solche bezeichnet.133
133 Vgl. dazu insbesondere Bieg, Hartmut: Die Verfahren der Investitionsrechnung und ihre Verwendung in der Praxis. In: Der Steuerberater 1985, S. 29; Kern, Werner: Investitionsrechnung. Stuttgart 1974, S. 161; Kruschwitz, Lutz: Investitionsrechnung. 12. Aufl., München 2009, S. 41-42;
Walz, Hartmut/Gramlich, Dieter: Investitions- und Finanzplanung. 6. Aufl., Heidelberg 2004,
S. 135-137.
4 Die dynamischen Verfahren der Investitionsrechnung
Grundlagen
4.1 Grundlagen
4.1.1 Die finanzmathematischen Grundlagen der Investitionsrechnung
4.1.1.1 Die Bedeutung der Finanzmathematik für die Investitionsrechnung
Der Investitionsprozess lässt sich in die Planungsphase, die Realisationsphase und die Kontrollphase zerlegen, wobei die Investitionsrechnung vorrangig als Instrument im Rahmen der
Investitionsplanung eingesetzt wird.134 Sie bildet neben den nicht quantifizierbaren Faktoren
die Grundlage der Investitionsentscheidung. Investitionen lassen sich durch einen Zahlungsstrom kennzeichnen, der mit einer Auszahlung beginnt.135 Eine einfache Unterscheidung der
Investitionsrechnungsverfahren, die diese Zahlungsströme in unterschiedlicher Weise berücksichtigen, führt zu einer Einteilung in statische und dynamische Verfahren.136 Statische
Verfahren basieren auf der Annahme, dass die Zeit keinen Einfluss auf den Wert einer
Geldgröße hat. Demzufolge werden beispielsweise Einzahlungen immer mit dem nominellen Wert im Investitionskalkül berücksichtigt.
Beispiel:
Ein Investor muss sich zwischen zwei qualitativ gleichwertigen Investitionsobjekten entscheiden,
die sich lediglich durch ihre Zahlungsströme unterscheiden. Weiterhin wird unterstellt, dass die
Zahlungsströme das Entscheidungskriterium für den Investor darstellen. Die Einzahlungsüberschüsse werden in Abbildung 21 dargestellt.
t0
t1
t2
t3
t4
– 250.000 – 250.000
250.00050.000
50.000 50.000
50.000 50.000
250.000 50.000
Anschaffungskosten
Einzahlungsüberschuss
Einzahlungsüberschuss
Einzahlungsüberschuss
Einzahlungsüberschuss
Überschuss insgesamt 150.000 150.000
Investitionsobjekt 1 Investitionsobjekt 2
Abbildung 21: Einfache Überschussrechnung
134 Vgl. Abschnitt 2.1.1.
135 Vgl. Abschnitt 1.3.1.
136 Vgl. Abschnitt 2.2.6.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Zu Beginn dieses Lehrbuches wird auf die grundlegenden Prinzipien und Bestandteile der Finanzwirtschaft eingegangen. Daran schließt sich die umfangreiche Auseinandersetzung mit der Investition (und hier vor allem mit den Verfahren der Investionsrechnung) an. Dabei werden alle theorie- und praxisrelevanten Facetten behandelt. Zur Veranschaulichung der Inhalte dient ein durchgehendes Beispiel. Im letzten Kapitel wird sich mit Fragen der Unternehmensbewertung (inkl. DCF-Verfahren) auseinandergesetzt.
- Einführendes Lehrbuch in die Verfahren der Investitionsrechnung
- Behandelt werden theoretische wie praxisrelevante Fragestellungen.
- Zusammenhänge und finanzwirtschaftliche Entscheidungskriterien
- Einordnung von Investitionsrechnung und Investitionsentscheidungen
- Statische und dynamische Verfahren der Investitionsrechnung
- Dynamische Verfahren der Investitionsrechung
- Bestimmung der optimalen Nutzungsdauer und des Ersatzzeitpunktes von Investitionen
- Unsicherheit bei Investitionsentscheidungen
- Investitionsprogrammentscheidungen
- Entscheidungen über Finanzinvestitionen
"Insgesamt betrachtet liegt hier ein beachtliches Nachschlagewerk zum Themenkomplex Investition und Finanzierung vor, das jede einschlägige Frage in ihren Grundzügen beantwortet… Angehenden Betriebswirten und Praktikern kann das Handbuch uneingeschränkt empfohlen werden."
Ingo Nautsch in "Die Bank" zur Vorauflage der Bände.
Prof. Dr. Hartmut Bieg ist Inhaber des Lehrstuhls für Bankbetriebslehre an der Universität des Saarlandes.
Professor Dr. Heinz Kußmaul ist Direktor des Betriebswirtschaftlichen Instituts für Steuerlehre und Entrepreneurship am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, an der Universität des Saarlandes.
Für Studierende der Betriebswirtschaftslehre im Bachelor für das Fach Investition & Finanzierung an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien. Das Buch bietet aber auch Praktikern zahlreiche Anhaltspunkte zur Lösung von Investitionsproblemen.