Kennzahlenbasierte Steuerung des
Ideenmanagements in deutschen
Unternehmen
Einfluss auf die Leistungsfähigkeit von Zielvereinbarungen
Peter Rötzel und Tomas Schnell
Dr. Peter Rötzel ist Akademischer Rat und
Habilitand am Lehrstuhl Controlling der
Universität Stuttgart.
Dr. Tomas Schnell ist
Chief Operating Officer
bei der Trend@dress
Medien AG.
Stichwörter
Anreize
Ideencontrolling
Ideenmanagement
KPI
Zielvereinbarungen
Der vorliegende Beitrag untersucht empirisch den Einfluss von Zielvereinbarungen auf die Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements in deutschen Unternehmen mittels Korrelationsanalyse und Kleinst-Quadrate-Regression. Es zeigt sich, dass auf die Bedürfnisse des Ideenmanagements
abgestimmte Zielvereinbarungen auf der mittleren Managementebene
einen deutlich stärkeren positiven Einfluss auf die Performance des Ideenmanagements haben als die Höhe des Prämiensatzes.
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1. Kennzahlenbasiertes
Controlling im Ideenmanagement
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Ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen ist heutzutage immer stärker
die Fähigkeit, eigene Optimierungspotenziale zu erkennen und sich weiterzuentwickeln. So können Unternehmen ihre Wettbewerbsposition langfristig meist nur dann
behaupten,wenn sie ihre Prozesse, Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich verbessern. Ein wesentlicher Teil dieser internen Optimierung und Weiterentwicklung
kann durch das Ideenmanagement erzielt
werden.Dieses ergänzt das Innovationsmanagement in Unternehmen durch eine
bottom-up-orientierte Abschöpfung von
Mitarbeiterideen zur Optimierung der bestehenden Produkt-, Prozess- und Servicequalität sowie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Mitarbeitermotivation und der Nachhaltigkeit.
Das Ideenmanagement besteht aus der
Generierung, Auswertung und Umsetzung
von Ideen. Diese werden auch als Verbesserungsvorschläge (VV) oder Vorschläge
bezeichnet, was aus der historischen Entwicklung des betrieblichen Vorschlagswesens (BVW) resultiert. Durch die Umsetzung dieser Ideen im Ideenmanagementprozess wurden 2010 mehr als 1,37 Mrd.
Euro an berechenbaren Einsparungen in
den am DIB-Report beteiligten Unternehmen erzielt (vgl. DIB, 2011). Der DIB-Report ist eine jährlich vom Deutschen Institut für Betriebswirtschaft (DIB) durchgeführte Studie. Das DIB ist in Fragen des
Ideenmanagements führend in Deutschland. Dabei scheint es signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit ihres Ideenmanagements zu geben. So
erzielten die vier teilnehmenden Unternehmen mit mehr als 100.000 Mitarbeitern durch Ideenmanagement im Jahr
2010 zwischen 10 Mio. Euro und 261 Mio.
Euro an Einsparungen. Die Leistungsfähigkeit wird über die Anzahl der jährlich
eingereichten Mitarbeiterideen und die
daraus erzielbaren Einsparungen pro Jahr
für das Unternehmen determiniert. Gezielt gesteuert und optimiert werden kann
diese Leistungsfähigkeit beispielsweise mit
Prämierungen der Mitarbeiter, Zielvereinbarungen oder der Einbindung in die Unternehmensstrategie (vgl. Läge, 2003; Rötzel/Kokott, 2008).
In der bisherigen Forschung wurde gezeigt, dass der direkte Vorgesetzte im Ideenmanagementprozess für die Leistungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung
ist (vgl. Frese et al., 1999; Pundt/Schyns,
2005). Allerdings fokussierte sich die Forschung hierbei nur auf die ablauforganisatorische, psychologische oder motivationsgebende Integration des Vorgesetzten in den Prozess (vgl. Gebert, 1987;
Brem/Voigt, 2007). Zudem wurde das auf
die Vorgesetzten im mittleren Management ausgerichtete Instrument Zielvereinbarungen in seiner Wirkung bislang
kaum untersucht (vgl. Läge, 2005). Die
Frage, wie Zielvereinbarungen konkret in
der Praxis auf das Verhalten von Vorgesetzten in mittleren Managementebenen
wirken, ist noch offen.
138 CONTROLLING-SCHWERPUNKT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Ideeneinreicher
Vorgesetzter
BVW-Kommission
Entscheidung über Prämienberechnung/
Ablehnung
Gutachter
Erstellung eines Gutachtens
BVW-Beauftragter
Registrierung / Eignungsprüfung
Direktes Feedback
über Ablehnung /
Prämienauszahlung
R
e
ic
h
t
V
V
e
in
Feedback über
Ablehnung /
Prämienauszahlung
Reicht VV ein
Weiterleitung
übergeordneter
VV
Ü
b
e
rs
ch
re
it
u
n
g
P
rä
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n
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beauftragt
Leitet VV und
Gutachten weiter
E
n
ts
ch
e
id
u
n
gs
w
e
it
e
rl
e
it
u
n
g
Einreichungsmöglichkeiten eines VV
Ablauf eines klassischen
BVW
Ablauf des VGM
Abb. 1: Modellhafte Darstellung des Ideenmanagementprozesses (in Anlehnung an Ridolfo, 2005)
Weitere Untersuchungen der Unternehmenspraxis zeigen, dass die Nutzung von
Kennzahlensystemen und strategischen
Steuerungsinstrumenten wie der Balanced Scorecard zu einer höheren Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements
insgesamt führt (vgl. Läge, 2003). Darüber hinaus erhöht die Einbindung des
Ideenmanagements in die Unternehmensstrategie die Leistungsfähigkeit deutlich
(vgl. Rötzel/Kokott, 2009).
Entscheidend für die Performance des
Ideenmanagements sind Führungsstil,
Verhalten und Information des Vorgesetzten (vgl. Howell/Higgins, 1990; Läge
1999; Elkins/Keller, 2003; Amabile et al.,
2004). Dies bedeutet, dass der Vorgesetzte
entscheidend in die Performance des Ideenmanagements eingreifen kann, beispielsweise indem er vorbildlich für das
Ideenmanagement wirbt oder selbst daran teilnimmt. Wie kann nun das Verhalten dieser Vorgesetzten durch Zielvereinbarungen beeinflusst werden? Dieser
Thematik ging Läge (2005) formal-analytisch nach, hat dies aber nicht empirisch
untersucht. Offen ist daher die Frage,
welchen konkreten Einfluss Zielvereinbarungen auf die Leistungsfähigkeit des
Ideenmanagements haben und wie sie im
mittleren Management eingesetzt werden
können. Diese Frage soll durch den vorliegenden Beitrag beantwortet werden.
Das Ziel des vorliegenden Beitrages ist
deshalb die Analyse der Wirkung von
Zielvereinbarungen auf die Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements, gemessen
an eingereichten Ideen und daraus erzielten berechenbaren Einsparungen.
Diese Resultate sind für Controller von
Interesse, da sie Einblicke in die Wirkungen von Zielvereinbarungen erhalten.
Ferner sind die Ergebnisse des Beitrages
für Manager, insbesondere in Personalabteilungen, zur besseren Einschätzung der
Wirkung von Zielvereinbarungen hilfreich und tragen zu einer differenzierteren Beurteilung der unterschiedlichen
Ausrichtungen bei Zielvereinbarungen
im Ideenmanagement bei. Darüber hinaus geben die Ergebnisse Ideenmanagern im Unternehmen die Möglichkeit,
ihr Ideenmanagement durch den gezielten Einsatz der vorgestellten Instrumente
zu verbessern.
Im Folgenden werden Zielvereinbarungen, die sich auf Kennzahlen des Ideenmanagements beziehen, und deren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements diskutiert. Es wird anhand
einer empirischen Untersuchung in Form
einer quantitativen Befragung gezeigt,
welchen Einfluss Zielvereinbarungen auf
die Performance des Ideenmanagements
haben und wie sie genutzt werden können. Zielgruppe dieser Befragung sind
sowohl kleine bis mittelständische Unternehmen als auch große Konzerne.
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2. Organisation des
Ideenmanagements
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Die wichtigsten Akteure im Ideenmanagement sind neben den partizipierenden Mitarbeitern des Unternehmens
(Ideeneinreicher), der Ideenmanager
bzw. Beauftragte des Betrieblichen Vorschlagswesens (BVW) sowie der Vorgesetzte (siehe Abb. 1). Kern des Ideenmanagements ist die Nutzung von Mitarbeiterideen zur kontinuierlichen Verbesserung der bestehenden Produkt-, Prozessund Servicequalität. Ferner können mit
dem Ideenmanagement Verbesserungen
der Arbeitsbedingungen, der Mitarbeitermotivation oder der Nachhaltigkeit erzielt werden. Der Ideenmanagementprozess beginnt mit dem formulierten Verbesserungsvorschlag (VV) des Mitarbeiters, den er entweder bei der Ideenmanagement-Abteilung bzw. bei kleineren
Unternehmen beim Ideenmanager (zentralistisches Grundmodell) oder bei seinem direkten Vorgesetzten (Vorgesetztenmodell (VGM)) einreicht. Ferner können die über den Ideenmanagementprozess von den Mitarbeitern eingereichten
Ideen auch einen Innovationsprozess initiieren, sofern die Ideen ausreichend Potenzial aufzeigen (vgl. dazu den Beitrag
von Haupenthal et al. in diesem Heft).
Im weit verbreiteten Vorgesetzen-Modell
ist es möglich, dass der Vorgesetzte bis zu
einer bestimmten Höhe selbst Prämierungen an Ideeneinreicher zuweisen
kann. Andernfalls reicht der Mitarbeiter
in klassischen BVW-Systemen seine Vorschläge direkt bei der Organisationseinheit Ideenmanagement ein. Die Idee wird
durch den Vorgesetzen (im VGM) oder
durch die für das Ideenmanagement
fachlich Zuständigen geprüft sowie ggf.
umgesetzt und prämiert, wenn sie eine
Verbesserung bewirkt. Im Gegensatz zu
dem zentralistischen Modell verfolgt das
dezentral orientierte Vorgesetztenmodell
einen breiteren Ansatz. Kern des Vorgesetztenmodells ist, dass der Vorgesetzte in
den Ideenmanagementprozess moderierend eingreift. Er ist direkter Ansprechpartner im Hinblick auf das Ideenmanagement für seine Mitarbeiter, nimmt
ihre Vorschläge entgegen und kann diese,
soweit sie in seinem Verantwortungsbe-
Kennzahlenbasierte Steuerung des Ideenmanagements in deutschen Unternehmen 139
25. Jahrgang 2013, Heft 3
Nutzen pro Mitarbeiter
Eingeführte VV je Mitarbeiter * Ø-Nutzen pro VV
Eingeführte VV je Mitarbeiter
Einreicherquote * Annahmequote
Ø-nutzen pro VV
Ø-prämie / Ø-prämieneinsatz
Ø-prämie
Summe Prämie /
Anzahl eingeführter VV
Ø-prämieneinsatz
Summe Prämie /
Summe Nutzen
Einreicherquote
Beteiligungsquote *
Anzahl VV pro Einreicher
Annahmequote
Brauchbarkeitsquote /
(Input/Output)
Beteiligungsquote
Anzahl Einreicher /
Anzahl Mitarbeiter
Anzahl VV pro
Einreicher
Anzahl eingereichter VV /
Anzahl Einreicher
Input / Output
Anzahl eingereichter VV /
Anzahl geschlossener VV
Brauchbarkeitsquote
Anzahl eingeführter VV /
Anzahl geschlossener VV
Abb. 2: Beispielhaftes Kennzahlensystem des Ideenmanagements (in Anlehnung an Schmid, 2008)
reich liegen, direkt umsetzen und in begrenzter Höhe prämieren. Geht der Vorschlag über seinen Verantwortungsbereich hinaus, leitet er ihn an die fachlich
zuständige Stelle weiter. Damit endet der
Ideenmanagementprozess (vgl.Läge, 2005).
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3. Kennzahlen für das Ideenmanagement und ihre Verflechtung mit Zielvereinbarungen
........................................................
Die im Ideenmanagement zur Messung
der Performance verwendeten Kennzahlen sind in vielen Fällen in Kennzahlensystemen zusammengefasst (siehe Abb. 2).
Die am häufigsten verwendeten Kennzahlen sind die Ideenquote (Anzahl Ideen
pro Jahr/Mitarbeiter), die Realisierungsbzw. Umsetzungsquote (Anzahl umgesetzter Ideen pro Jahr/Summe Ideen pro
Jahr) sowie die Höhe der Einsparungen
pro Jahr (vgl. Läge, 2005; Ridolfo, 2005;
Rötzel/Kokott, 2009).
Die im Ideenmanagement verwendeten
Kennzahlen könnten sich auch für eine
Verknüpfung mit Zielvereinbarungen anbieten. Zielvereinbarungen zeigen im Allgemeinen deutliche Vorteile, insbesondere um das Verhalten des mittleren Managements auf die Strategie der Geschäftsleitung auszurichten (vgl. Locke et
al., 1997). Auf das Ideenmanagement bezogen haben Brem/Voigt (2007) gezeigt,
dass Zielvereinbarungen mit dem mittleren Management zu einer Steigerung der
Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements im Unternehmen führen. Läge
(2005) hat bereits die aus formal-analytischer Sicht relevanten Zielvereinbarungen, die mit Kennzahlen verknüpft sind,
für das Ideenmanagement herausgestellt:
Beteiligungsquote, Vorschläge pro Mitarbeiter und Einsparungen durch Ideenmanagement im Verantwortungsbereich des
Vorgesetzten. Diese von Läge (2005) formal-analytisch dargestellten Zielvereinbarungen, die mit Kennzahlen verknüpft
werden können, werden im Folgenden
näher untersucht.
Neben dem Einfluss von Zielvereinbarungen auf die Anzahl der eingereichten
Ideen und die jährlichen Einsparungen
durch das Ideenmanagement, gibt es
hiervon unabhängige Einflussfaktoren.
Diese Einflussfaktoren wurden in vorausgegangen Studien aufgezeigt und sind vor
allem die Unternehmensgröße (gemessen
über die Mitarbeiteranzahl) sowie der
Prämiensatz (gemessen als prozentuale
Beteiligung des Ideeneinreichers an der
Einsparung). Diese beiden Einflussfaktoren werden in der Kleinst-Quadrate-Regression ebenfalls berücksichtigt, um
eventuell auftretende Verzerrungen zu
bereinigen (vgl. Läge, 2003).
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4. Untersuchungsdesign und
empirische Erhebung
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Die vorliegenden Daten wurden gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Betriebswirtschaft (DIB) im Frühjahr 2009
erhoben. Angeschrieben wurden im Rahmen dieser Studie 1042 Unternehmen
unterschiedlichster Branchen und Grö-
ßen, vornehmlich aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (N=1042). Adressaten in den Unternehmen waren die
Leiter der Ideenmanagement-Abteilungen bzw. bei kleineren und mittelständischen Unternehmen die Ideenmanager.
Es gab 314 Antworten (n=314), was einer
Rücklaufquote von 30,13 % entspricht.
Diese Stichprobe erfasst insgesamt über
2,15 Mio. Mitarbeiter, über 1,45 Mio.
Verbesserungsvorschläge und mehr als
1,44 Mrd. Euro Einsparvolumen pro Jahr.
Die durchschnittliche Einsparung pro
Idee im Sample lag bei 988,59 Euro.
Für die Untersuchung wurden nur die
unmittelbar berechenbaren Einsparungen durch das Ideenmanagement betrachtet. Dies umfasst alle Cashflow-relevanten Einsparungen, wie beispielsweise
die direkte Senkung der Stückkosten
durch Substituierung einer Produktkomponente. Um die direkten monetären
Auswirkungen von Ideenmanagement-
140 IDEENMANAGEMENT CONTROLLING-SCHWERPUNKT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Beschreibung Mittelwert Fragestellung Min Max Std. Abw.
Monetär berechenbare Einsparungen p.a. (EUR)
4.570.476 „Wie hoch ist díe Erstjahres-Einsparung aus
berechenbaren Ideen?“
0 261.204.380 21.556.113
Anzahl der
Mitarbeiter im
Unternehmen
6.747,403 „Wie hoch ist die Anzahl
der Beschäftigten
(gesamt)“
16 178.615 20.265,251
Prämiensatz (%) 22,797 „Ihr Prozentsatz für
Prämien liegt bei ….%“
0 100 14,691
Zielvereinbarung:
Beteiligungsquote
0,401 „Wurden Ziele für das
Ideenmanagement mit
den Führungskräften
vereinbart? Hier: Beteiligungsquote“
0 1 0,491
Zielvereinbarung:
Einsparungen p.a.
0,327 „Wurden Ziele für das
Ideenmanagement mit
den Führungskräften
vereinbart? Hier: Einsparungen p.a.“
0 1 0,470
Zielvereinbarung:
Vorschläge pro
Mitarbeiter
0,508 „Wurden Ziele für das
Ideenmanagement mit
den Führungskräften
vereinbart? Hier: Vorschläge pro Mitarbeiter
p.a.“
0 1 0,501
Verwendung von Zielvereinbarungen
(mit Kennzahlen verknüpft)
Mitarbeiter
Eingereichte Ideen Prämiensatz
Vorschläge
pro
Mitarbeiter
Beteiligungsquote
Einsparung
p.a.
1,000 ,424** ,035 -,170** ,033** ,090**Mitarbeiter
,000** ,380 ,000** ,476** ,050**
1,000** ,060 ,170** ,211** ,231**Eingereichte
Ideen ,132 ,000** ,000** ,000**
1,000 ,038** -,003** ,014**Prämiensatz
,429** ,948** ,772**
1,000** ,246** ,239**Vorschläge
pro
Mitarbeiter
,000** ,000**
1,000** ,329**Beteiligungsquote ,000**
Einsparung
p.a.
1,000**
Signifikanzniveaus: *: p < 0,05; **: p < 0,01
Abb. 3: Deskriptive Ergebnisse
Abb. 4: Ergebnisse der Korrelationsanalyse
systemen im Unternehmen zu fokussieren, wurden qualitative und schwer berechenbare Einsparungen, wie die Verbesserung der Arbeitszufriedenheit oder der
Motivation, nicht betrachtet.
Die Größe des Unternehmens wurde in
der vorliegenden Untersuchung durch
die Anzahl der Mitarbeiter erfasst. Die
Unternehmensgröße ist insofern relevant, da mit zunehmender Größe ggf. Synergieeffekte oder Skaleneffekte eine Rolle spielen können und ein kausaler Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und eingereichten Ideen bereits in
anderen Beiträgen nachgewiesen wurde.
Die Unternehmensgröße wird daher als
Kontrollvariable verwendet (vgl. Läge,
2003; Rötzel/Kokott, 2009).
Die zu Beginn des Fragebogens gestellten
Fragen umfassten Angaben zur Anzahl
der eingereichten sowie der umgesetzten
und prämierten Vorschläge, zur Anzahl
der Mitarbeiter sowie zu Prämien. Hierbei wurden sowohl geschlossene als auch
offene Fragen verwendet. Es wurden keine Meinungsfragen gestellt, sondern lediglich Unternehmensdaten abgefragt.
Die vorliegende Analyse wurde nach den
Standards empirischer Forschung durchgeführt. Die deskriptive Analyse der Antworten in Abb. 3 zeigt, dass die durchschnittliche Erstjahreseinsparung in den
Unternehmen durch das Ideenmanagement bei 4,57 Mio. Euro liegt. Die Standardabweichung zu diesem Mittelwert ist
sehr hoch, was für eine breite Streuung
an den Rändern spricht. Circa die Hälfte
aller Unternehmen im Sample nutzt die
Zielvereinbarung bezüglich Vorschlägen
pro Mitarbeiter in ihrem Ideenmanagement, aber weniger als ein Drittel vereinbart Ziele hinsichtlich der jährlichen Einsparungen. Der durchschnittliche Prämiensatz, d. h. die anteilige Prämie für den
Ideen gebenden Mitarbeiter, liegt bei
22,797 % der erzielten Einsparung.
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5. Ergebnisse der Untersuchung
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Der Einfluss von Zielvereinbarungen auf
die Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements wurde mittels einer Korrelationsanalyse und einer Kleinst-Quadrate-Regression geschätzt. Die Korrelationsanalyse zeigt den Zusammenhang zwischen
eingereichten Ideen, Prämiensatz, Mitarbeitern und den drei mit Zielvereinbarungen verknüpften Kennzahlen. Das
Kleinst-Quadrate-Regressionsmodell untersucht hingegen den Einfluss von eingereichten Ideen, Mitarbeitern und den
drei mit Zielvereinbarungen verknüpften
Kennzahlen auf die Höhe der erzielten
Einsparungen durch das Ideenmanagement. Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse sind in Abb. 4 dargestellt.
Im Rahmen der Korrelationsanalyse zeigt
sich deutlich, dass mit Zielvereinbarungen verknüpfte Kennzahlen positive
Wechselwirkungen mit der Anzahl an
eingereichten Ideen aufweisen. In der
vorliegenden Untersuchung hat die mit
der Zielvereinbarung verknüpfte Kennzahl „Einsparung p.a.“ die höchste, „Vorschläge pro Mitarbeiter“ hingegen die
niedrigste Korrelation. Alle Korrelationen
zwischen eingereichten Ideen und den
mit Zielvereinbarungen verknüpften
Kennzahlen sind in hohem Maße signifikant. Bemerkenswert ist auch, dass Korrelationen zwischen der Verwendung der
einzelnen mit Zielvereinbarungen verknüpften Kennzahlen zu bestehen scheinen. Dies bedeutet, dass bei Verwendung
einer mit Zielvereinbarungen verknüpf-
Kennzahlenbasierte Steuerung des Ideenmanagements in deutschen Unternehmen 141
25. Jahrgang 2013, Heft 3
Konstante 7,605 ***
ln(Eingereichte Ideen) 1,014 ***
ln(Prämiensatz) 0,480 ***
ZV: Vorschläge pro Mitarbeiter -0,462 **
ZV: Beteiligungsquote -0,353 *
ZV: Einsparung p.a. 0,542 ***
R2 0,607
Korr. R2 0,599
Durbin-Watson-Statistik 2,040
Signifikanzniveaus: *: p < 0,1; **: p < 0,05; ***: p < 0,01.
Abb. 5: Ergebnisse der Kleinst-Quadrate-
Regression
ten Kennzahl zunehmend auch weitere
genutzt werden. Darüber hinaus bestätigen sich die zuvor geäußerte Vermutung
und der in anderen Beiträgen bereits
nachgewiesene Zusammenhang, dass die
Unternehmensgröße eine hohe Wechselwirkung mit den eingereichten Ideen aufweist.
Die Ergebnisse belegen, dass die Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements
durch Zielvereinbarungen, die mit Kennzahlen im Ideenmanagement verknüpft
sind, wesentlich beeinflusst werden kann.
Die in anderen Studien nachgewiesenen
Vorteile bei der Steuerung des Verhaltens
von Managern auf mittleren Hierarchieebenen (vgl. Locke et al., 1997; Brem/Voigt, 2007) konnten ebenfalls nachgewiesen werden.
Betrachtet man nun die Ergebnisse des
Kleinst-Quadrate-Regressionsmodells in
Abb. 5, so wird deutlich, dass die Verwendung von mit Zielvereinbarungen verknüpften Kennzahlen sich unterschiedlich auf die Höhe der erzielten jährlichen
Einsparungen durch das Ideenmanagement auswirkt.
Die Kleinst-Quadrate-Regression wurde
in logarithmischer Form durchgeführt,
sodass die Regressionskoeffizienten direkt als Elastizitäten interpretiert werden
können. Elastizitäten geben an, wie groß
die relative Änderung einer abhängigen
Variablen auf eine relative Änderung
einer ihrer unabhängigen Variablen ist.
Beispielsweise zeigt die Elastizität von der
Dummyvariable „ZV: Einsparung p.a.“,
dass sich die Höhe der Einsparungen um
54,2 % steigert, wenn Zielvereinbarungen, die mit dieser Kennzahl verknüpft
sind, genutzt werden. Im Fall der Höhe
der erzielten jährlichen Einsparungen
scheinen nur Zielvereinbarung zur Höhe
der Einsparungen selbst einen positiven
Einfluss zu besitzen. Bei den anderen mit
Zielvereinbarungen verknüpften Kennzahlen scheint die Verwendung ebendieser die Erzielung von Einsparungen eher
zu hemmen. Dies kann zum Beispiel daran liegen, dass bei der Zielvereinbarung
„Vorschläge pro Mitarbeiter“ deutlich
mehr Ideen eingereicht werden, aber nur
die wenigsten davon tatsächlich zu realisierbaren Einsparungen führen. Darüber
hinaus wird gezeigt, dass die Höhe des
Prämiensatzes sich positiv auf die Höhe
der Einsparungen auswirkt. Dies zeigt,
dass zwar über den Prämiensatz ein direkter Anreiz für die Mitarbeiter zur Einreichung von Ideen gegeben wird, der direkte Vorgesetzte im mittleren Management jedoch deutlich stärker auf die Mitarbeiter wirkt. Da der Prämiensatz in der
vorliegenden Schätzung in Prozent gemessen wird, ist der vergleichsweise hohe
Regressionskoeffizient entsprechend einzuordnen.
........................................................
6. Fazit
........................................................
Das Ideenmanagement wird als funktionaler Bereich in einer Vielzahl von Unternehmen eingesetzt, um durch Mitarbeiterideen bereits bestehende Prozesse oder
Verfahren zu optimieren sowie Anstöße
für Innovationsprozesse zu erhalten. Jedoch zeigt sich eine große Bandbreite
hinsichtlich der Leistungsfähigkeit des
Ideenmanagements in Unternehmen. Es
gelingt einigen Unternehmen, durch ihr
Ideenmanagement deutlich mehr Ideen
von ihren Mitarbeitern zu erhalten und
wesentlich mehr Einsparungen zu erzielen als anderen. Dies kann einen entscheidenden Erfolgsfaktor für die Unternehmen darstellen.
Im vorliegenden Beitrag wurde gezeigt,
dass Manager mittlerer Hierarchieebenen
im Prozess des Ideenmanagements eine
besondere Rolle aufweisen und durch
Zielvereinbarungen, insbesondere zu
Vorschlägen pro Mitarbeiter, Beteiligungsquote und Einsparungen, die Performance des Ideenmanagements verbessert werden kann. Hierbei hat die Zielvereinbarung hinsichtlich der Vorschläge
pro Mitarbeiter den stärksten Einfluss
auf die Anzahl der eingereichten Vorschläge. Der Prämiensatz spielt hingegen
nur eine nachgeordnete Rolle.
Der vorliegende Beitrag erweitert somit
die bisherige Forschung zur Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements um die
Wirkung von Zielvereinbarungen. Eine
solche Wirkung wurde von Läge (2005)
theoretisch vermutet und nun empirisch
bekräftigt. Zudem haben bisherige Beiträge (vgl. Läge, 2003; Brem/Voigt, 2007)
die verzerrenden Einflüsse durch die Unternehmensgröße nicht berücksichtigt.
Darüber hinaus stellt der vorliegende
Beitrag die entscheidende Rolle der Vorgesetzten auf mittleren Managementebenen heraus (vgl. Pundt/Schyns, 2005).
Dieser Beitrag liefert wesentliche Implikationen für die Geschäftsleitung von
Unternehmen und für mit dem Ideenmanagement beauftragte Entscheidungsträger. Die stärkere Einbindung von Mitarbeitern in den Ideenprozess wurde bereits
an anderer Stelle empfohlen (vgl. Pundt/
Schyns, 2005; Brem/Voigt, 2007). Diese
Empfehlung sollte mit dem Zusatz erneuert werden, dass nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die unmittelbaren
Vorgesetzten in mittleren Managementebenen Anreize erhalten sollten. Dies ist
besonders zu unterstreichen, wenn im
Unternehmen das Vorgesetztenmodell
angewendet wird und die Vorgesetzten
eine sehr zentrale Rolle im Ideenmanagement einnehmen. Eine gezielte Steuerung
durch Zielvereinbarungen, die mit Kennzahlen aus dem Ideenmanagement verknüpft sind, führt zu einer deutlichen
Steigerung der Anzahl der eingereichten
Ideen und der Höhe an erzielten Einsparungen durch das Ideenmanagement.
Der Einfluss auf die erzielten Einsparungen ist hierbei sogar noch stärker, da neben dem direkten Einfluss der Zielvereinbarung auch die Erhöhung der eingereichten Vorschläge zu mehr Einsparungen führt.
Im Hinblick auf Zielvereinbarungen im
Ideenmanagement ist zu empfehlen, eine
Kombination von Zielvereinbarungen im
Ideenmanagement zu nutzen und diese
Zielvereinbarungen mit Kennzahlen aus
dem Ideenmanagement zu verbinden.
Hier sollten Unternehmen für eine Steigerung der Leistungsfähigkeit ihres Ideenmanagements sowohl die Zielvereinbarung zur Anzahl an Vorschlägen pro Mitarbeiter nutzen als auch gleichzeitig eine
Zielvereinbarung hinsichtlich der zu erzielenden Einsparungen durch diese Mitarbeiterideen festlegen. Ansonsten kann
es zwar zu einer großen Anzahl an Ideen,
aber im Verhältnis dazu zu nur geringen
Einsparungen aus diesen Ideen kommen.
142 IDEENMANAGEMENT CONTROLLING-SCHWERPUNKT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Keywords
Idea management
Idea management accounting
Incentives
KPI
Objectives
Summary
This paper analyzes the influence of
management objectives on the performance of idea management systems. Our study provides empirical
evidence that the design of management objectives has a significant impact on the performance of both ideation and realization of ideas. Particularly, the design of objectives of the
middle management level affects that
performance stronger than employee
incentives.
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Kennzahlenbasierte Steuerung des Ideenmanagements in deutschen Unternehmen 143
25. Jahrgang 2013, Heft 3
Abstract
This paper analyzes the influence of management objectives on the performance of idea man-agement systems. Our study provides empirical evidence that the design of management ob-jectives has a significant impact on the performance of both ideation and realization of ideas. Particularly, the design of objectives of the middle management level affects that performance stronger than employee incentives.
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag untersucht empirisch den Einfluss von Zielvereinbarungen auf die Leistungsfähigkeit des Ideenmanagements in deutschen Unternehmen mittels Korrelations-analyse und Kleinst-Quadrate-Regression. Es zeigt sich, dass auf die Bedürfnisse des Ideen-managements abgestimmte Zielvereinbarungen auf der mittleren Managementebene einen deutlich stärkeren positiven Einfluss auf die Performance des Ideenmanagements haben als die Höhe des Prämiensatzes.
References
Abstract
Month by month, Controlling - Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung publishes peer-reviewed, applied research contributions for business management, accounting and reporting. Key elements of succesful corporate controlling are presented in an analytic, well-structured manner.
Language: German.
For more information for authors and subscribers, see www.zeitschrift-controlling.de.
Zusammenfassung
Die Controlling - Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung liefert Monat für Monat fundierte und anwendungsorientierte Fachbeiträge für das Management sowie das Finanz- und Rechnungswesen in Unternehmen. Klar gegliedert und strukturiert werden für alle Controlling-Bereiche die Faktoren für eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung aufgezeigt.
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