NutzungsphaseRealisierungsphase
Planungs- und
Entscheidungsphase
Investitionsphasen - Investitionscontrollingphasen
Planungsaufgaben
• Formulierung Investitionsziele,
Investitionsanregung
• Alternativensuche, -bewertung
und Entscheidung
Realisationsaufgaben
• Planung der Investitionsdurchführung (Struktur, Ablauf,
Termine, Kapazität, Kosten und
Finanzen)
• Integrierte Projektkontrolle
Kontrollaufgaben
• Prämissen-,
Durchführungskontrollen,
strategische Überwachung
• Kontrolle Sachzielerreichung
• Kontrolle Erfolgszielerreichung
Koordinationsaufgaben
• Koordination innerhalb des
Investitionsbereichs (Strategien,
Programme, Prozesse)
• Übergreifende Abstimmung mit
Unternehmensplanung und
Informationssystem
lebenszyklusbezogene Aufgaben
• Sach- und erfolgszielorientierte
Steuerung der
Investitionsobjekte
• Steuerung von Projekt-,
Instandhaltungs- und
Desinvestitionsmaßnahmen
Informationsversorgungsaufgaben
• Sicherstellung eines
Informationssystems
• Ermittlung des
Informationsbedarfs,
Informationsbeschaffung und –
aufbereitung
Abb. 1: Überblick über die Aufgabenstellungen des Investitionscontrollings (in Anlehnung an Rösgen, 2000, S. 63)
Investitionscontrolling
Roy Tondock
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1. Einleitung
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Für Unternehmen stellen Investitionen
eine der wesentlichen Quellen für den
Ausbau und Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit und somit für den langfristigen
Unternehmenserfolg dar. Investitionen
generieren zum einen Chancen für eine
nachhaltige Überlebensfähigkeit von Unternehmen, zum anderen sind sie mit Risiken und damit auch der Gefahr von
Vermögensverlust verbunden. Investitionsentscheidungen und Investitionsprojekten sollte daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dies
wird durch ein Investitionscontrolling
unterstützt – insbesondere im Hinblick
auf die Steuerung und Kontrolle von Investitionsobjekten über alle Phasen eines
Investitionsprojektes hinweg (vgl. Dahlhaus, 2009, S. 1). Speziell im Rahmen
einer wertorientierten Unternehmensführung kommt dem Umgang mit Investitionen und damit auch dem Investitionscontrolling eine herausgehobene
Bedeutung zu (vgl. Schaefer, 2004, S. 22).
Ein einheitliches Bild vom Investitionscontrolling lässt sich nur schwer zeichnen. Dies ist unter anderem auf die verschiedenen Controlling-Konzeptionen zurückzuführen, die auch ein entsprechend
unterschiedliches Verständnis von Investitionscontrolling nach sich ziehen (für
eine Übersicht über die Controlling- und
Investitionscontrolling-Konzeptionen vgl.
Rösgen, 2000, S. 17 ff. oder Dahlhaus,
2009, S. 26 ff.). Dennoch lässt sich aus
den verschiedenen Sichtweisen ein Grundverständnis für Investitionscontrolling
bilden, indem grundlegende Ziele, Hauptfunktionen und Aufgabenfelder beschrieben werden.
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2. Zielorientierung und
Funktionen
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Ausgehend von den Unternehmenszielen
und den daraus abgeleiteten Investitionszielen ist eine mehrdimensionale Orientierung sowohl an Sach- als auch an Erfolgszielen ein wesentliches Merkmal des
Grundverständnisses von Investitionscontrolling (vgl. Rösgen, 2000, S. 42). Die
mit Investitionen verbundenen Sachziele,
wie etwa die Erhöhung des Automatisierungsgrades (technologisches Sachziel)
oder die Verbesserung des Arbeitsschutzes (personalwirtschaftliches Sachziel),
stehen genauso im Fokus wie Kosten-,
Gewinn- oder Kapitalwertziele. Das Investitionscontrolling stellt diese Zielorientierung im Investitionsprozess sicher.
Neben dieser Hauptfunktion des Investitionscontrollings müssen auch Veränderungen der Unternehmensumwelt im
Rahmen der Anpassungs- und Innovationsfunktion laufend erkannt und berücksichtigt werden. Zu berücksichtigende Entwicklungen sind beispielsweise ein
verändertes Kundenverhalten oder technischer Fortschritt. Eine weitere Hauptfunktion ist die Servicefunktion, die im
Wesentlichen durch die Bereitstellung
eines integrierten Informationssystems
zur Erhebung und Aufbereitung von Informationen erfüllt wird. Schließlich soll
im Rahmen der Koordinationsfunktion
die Abstimmung zwischen Bereichen, die
am Investitionsprozess beteiligt sind, sowie zwischen Investitionsprozessen und
-objekten gewährleistet werden (vgl.
Schaefer, 2004, S. 21 ff.).
Im Zuge der Beschreibung von Investitionscontrolling bedienen sich die meisten Investitionscontrolling-Konzeptionen
der Phasen eines Investitionsprozesses.
Eine solche Vorgehensweise bietet sich
an, da die einzelnen Investitionsphasen in
wesentlichem Maße die Aufgaben des damit verbundenen Investitionscontrollings
bestimmen. Im Detail bestehen wiederum unterschiedliche Definitionen hinsichtlich der Investitionsphasen, jedoch
545CONTROLLING-COMPACT
24. Jahrgang 2012, Heft 10
lassen sich die folgenden grundlegenden
Phasen identifizieren (vgl. Adam, 1997,
S. 6 f.):
Planungs- und Entscheidungsphase,
Realisierungsphase sowie
Nutzungsphase.
Gleichzeitig lassen sich dem Investitionscontrolling Aufgaben zuordnen, die in
unterschiedlicher Ausprägung in den einzelnen Phasen anfallen. Im Folgenden
werden die Aufgaben kurz erläutert.
Abb. 1 zeigt einen Überblick über die
Aufgaben des Investitionscontrollings.
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3. Phasen und Aufgaben des
Investitionscontrollings
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In der Phase der Planung und Entscheidung kommt zunächst der Koordination
der Investitionsplanung eine gewichtige
Rolle zu (im Folgenden vgl. Schaefer,
2004, S. 25 ff.). Dazu zählt zunächst die
Unterstützung im Rahmen der Identifikation des Investitionsbedarfs. Der Investitionsbedarf kann zufällig oder bewusst
durch entsprechende Prozesse identifiziert werden. In beiden Fällen stellt das
Investitionscontrolling Instrumente zur
Aufbereitung und Interpretation bereit,
im Falle gezielter Suchprozesse stehen zudem weitere entsprechende Instrumente
zur Verfügung. Je nach Aufgabenbeschreibung kann dem Investitionscontrolling auch die Rolle zukommen, aktiv
Investitionsvorschläge zu unterbreiten.
Dabei kommt es vor allem darauf an,
Chancen und Risiken entsprechend der
Umweltänderung zu berücksichtigen und
vorteilhaft zu nutzen.
Investitionsprojekte besitzen in den meisten Fällen zum einen Wechselwirkungen
mit anderen Investitionsobjekten, zum
anderen sind Einflüsse zur Unternehmenswelt zu beachten. Daraus folgt die
Aufgabe des Investitionscontrollings, verschiedene Investitionen, auch in verschiedenen Investitionsphasen, abzustimmen.
Diese Koordination der Investitionstätigkeiten ist mit den Unternehmenszielen
und den daraus abgeleiteten Sach- und
Erfolgszielen in Einklang zu bringen.
Von wesentlicher Bedeutung ist vor diesem Hintergrund auch die Koordination
mit dem Finanzcontrolling. Die Gestaltung von Investitionsprogrammen und
damit die Festlegung von Investitionsvolumen hängen u. a. von den Rentabilitäts- und Liquiditätsanforderungen ab,
die in der Folge auch auf die Finanzierungsentscheidung wirken (vgl. Rösgen,
2000, S. 69). Ist das Investitionsprogramm definiert, das in den meisten Fällen aus einer Vielzahl einzelner Investitionen besteht, kann dieses Programm im
Rahmen einer Feinplanung weiterentwickelt werden.
Handelt es sich bei den Investitionsobjekten hauptsächlich um Sachinvestitionen,
so sind das Investitions- und das Anlagencontrolling eng verknüpft. Zwischen
dem eher planungsorientierten Investitionscontrolling und dem eher produktions- und fertigungsorientierten Anlagencontrolling besteht ein ausgeprägter
Koordinationsbedarf, z. B. wenn es um
die Generierung und Weiterleitung von
Ist- und Sollzustandsinformationen von
Anlagen geht (vgl. Rösgen, 2000, S. 64).
Insbesondere auf Ebene der Anlagenwirtschaft kommen weitere zu koordinierende Interdependenzen hinzu. So ist zum
einen eine Abstimmung mit dem Informationssystem zur Gewährleistung strukturierter und belastbarer Daten notwendig und zum anderen besteht Koordinationsbedarf zum Personal- und Organisationssystem, z. B. bei der Gestaltung
von Anreizsystemen, die einen Einfluss
auf den Output und den Zustand von
Anlageninvestitionen besitzen (vgl. Friedl/
Pedell, 2002, S. 64 f.).
Im Rahmen der Entscheidung über Investitionen kommt dem Investitionscontrolling die Aufgabe zu, Prämissen zu definieren und nachzuverfolgen. So müssen
Entscheidungskriterien bestimmt werden, die sich an den Erfolgszielen des Unternehmens orientieren und an denen
sich die Investitionen messen lassen. Das
geschieht meist in Form einer Mindestrentabilität (Hurdle Rate), die mit der Investition erreicht werden muss. Zudem
müssen durch das Investitionscontrolling
Einflussfaktoren bzw. Rahmenbedingungen wie Währungskurse bestimmt bzw.
prognostiziert werden. Schließlich ist das
Investitionscontrolling für die Bereitstellung geeigneter Investitionsbewertungsverfahren verantwortlich. In diesem Zusammenhang ist auch eine Abbildung der
mit der Investition verbundenen Risiken
zu berücksichtigen. Die gängigsten Verfahren sind dynamische Bewertungsverfahren, die den Kapitalwert einer Investition bestimmen. Der quantitativen Bewertung kann eine Nutzwertanalyse vorgeschaltet werden, um zügig Hinweise zu
erhalten, inwieweit das Investitionsvorhaben die Anforderung an die Investition
erfüllt.
Im Anschluss an die Investitionsplanung
und -entscheidung fallen in der Realisationsphase hauptsächlich Steuerungsund Kontrollaufgaben an. Dazu gehört
die Entscheidungsunterstützung bei Anpassungsentscheidungen, die zumeist bei
längeren Realisierungszeiten auftreten.
Zudem sind Kontrollmaßnahmen während der Realisation wichtig, um im Falle
unerwünschter Entwicklungen frühzeitig
gegensteuern zu können. Anpassungen
bzw. Korrekturen nach der Realisation
sind meist mit höherem Aufwand verbunden. Um die Einhaltung von Terminen zu gewährleisten, bspw. Zahlungsoder Liefertermine, und dadurch möglichen negativen Entwicklungen, wie etwa einer verspäteten Markteinführung
eines Produktes entgegenzuwirken, sind
Termin- und Fortschrittskontrollen wesentliche Aufgaben während der Realisationsphase. Schließlich sollen die Ergebnisse von Prämissenkontrollen in die
übergeordnete Investitionsplanung einfließen.
In der Nutzungsphase spielt vor allem
die Überprüfung der mit einer Investition verbundenen Zielerreichung eine
wichtige Rolle. Sach- und Erfolgsziele
werden über die gesamte Nutzungsdauer
kontinuierlich Kontrollen unterzogen,
die unter Umständen zu einer Anpassung
der Ziele für die Nutzungsdauer führen.
Auch an dieser Stelle erfolgen Prämissenkontrollen in Form einer Überprüfung
von Annahmen, die ggf. Einfluss auf die
Planung zukünftiger Investitionsprojekte
besitzen und entsprechend weitergeleitet
werden müssen. Die Nutzungsdauer
spielt auch insofern eine Rolle, als dass
Investitionscontrolling die Nutzungsdauern optimiert, um auf dieser Basis
Maßnahmen wie eine Desinvestition
oder Ersatzinvestitionen einzuleiten und
zu steuern.
In der Nutzungsphase müssen unter Umständen auch Nachbesserungsentscheidungen getroffen werden.Werden Abweichungen von einer ursprünglich angenommenen Entwicklung, wie etwa der
technischen Entwicklung oder Entwicklungen auf den Absatzmärkten, durch das
Investitionscontrolling identifiziert, so
müssen Entscheidungen für den Umgang
mit der entsprechenden Situation vorbe-
546 CONTROLLING-COMPACT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
reitet werden. Als Reaktion auf derartige
Entwicklungen kommen neben der Beibehaltung des Investitionsplans, Erweiterungen oder der Verzicht auf Teile oder
die gesamte Investition in Frage.
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4. Herausforderungen des
Investitionscontrollings
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Eine häufig anzutreffende Problemstellung, die sich im Rahmen von Investitionen und somit auch des Investitionscontrollings stellt, ist die Informationsasymmetrie zwischen Unternehmensleitung
und dezentralen Unternehmenseinheiten. Zur Optimierung von Investitionsentscheidungen ist die Unternehmensleitung häufig auf den Informationsvorsprung der dezentralen Einheiten angewiesen. Gleichzeitig können die dezentralen Unternehmenseinheiten versuchen, ihren Informationsvorsprung zur
Maximierung ihres individuellen Nutzens auszunutzen, was unter Umständen
nicht immer zu einer wahrheitsgemäßen
Berichterstattung führt (vgl. Schaefer,
2004, S. 117 ff.). Um eine wahrheitsgemäße Berichterstattung sicherstellen zu
können, müssen entsprechend ausgestaltete Kontroll- und Anreizsysteme durch
die Unternehmensleitung installiert werden (zur Ausgestaltung von Anreizsystemen vgl. bspw. Küpper, 2008, S. 240 ff.).
Eine weitere Herausforderung des Investitionscontrollings ist der Umgang mit
Komplexität und Unsicherheit. Insbesondere bei langfristigen Investitionsentscheidungen besteht häufig eine sehr hohe Unsicherheit über zukünftige Entwicklungen. Um diese Problematik zu erfassen, bietet sich beispielsweise der Realoptionsansatz an, der die Unternehmensleitung in die Lage versetzt, Situationen
flexibel zu bewerten und zu steuern. Dazu wird die Kapitalwertbetrachtung um
einen Optionswert ergänzt, der Handlungsflexibilität, wie die Möglichkeit, eine
Investition zu verschieben oder nachträglich zu erweitern, erfasst.
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5. Investitionscontrolling im
Rahmen einer wertorientierten
Unternehmensführung
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Vor dem Hintergrund, dass Investitionen
den Wert eines Unternehmens maßgeblich treiben, ist auch das Investitionscontrolling als ein wesentliches Element im
Rahmen einer wertorientierten Unternehmensführung anzusehen. Durch die
Schaffung von Transparenz über die Investitionsobjekte, vor allem hinsichtlich
der Sach- und Erfolgsziele, sowie über die
Koordination der Investitionsmaßnahmen wird den Prinzipien der Wertorientierung Rechnung getragen. Das Investitionscontrolling unterstützt die Identifikation von Investitionsobjekten und trägt
maßgeblich zur Investitionsbewertung,
-entscheidung und -kontrolle bei. Dabei
erfolgt eine Orientierung am Marktwert
des Eigenkapitals, die beispielsweise bei
der Bewertung von Investitionsobjekten
in Form der Konzepte des Discounted
Cash Flow, des Economic Value Added
(EVA ˆ 1
1 EVA ˆ ist eine eingetragene Marke von
Stern Stewart & Co.
) oder des Cash Flow Return on
Investment erfolgt (vgl. Dahlhaus, 2009,
S. 62 ff.). Eine wertorientierte Unternehmensführung erscheint daher ohne entsprechendes Investitionscontrolling kaum
denkbar.
Literatur
Adam, D., Investitionscontrolling, 2. Aufl.,
München/Wien 1997.
Dahlhaus, C., Investitions-Controlling in dezentralen Unternehmen,Wiesbaden 2009.
Friedl, G./Pedell, B., Anlagencontrolling, in:
Küpper, H.-U./Wagenhofer, A. (Hrsg.),
Handwörterbuch Unternehmensrechnung
und Controlling, 4. Aufl., Stuttgart 2002,
S. 58–68.
Küpper, H.-U., Controlling: Konzeption, Aufgaben, Instrumente, 5. Aufl., Stuttgart 2008.
Rösgen, K., Investitionscontrolling, Konzeption eines lebenszyklusorientierten Controllings von Sachanlagen, Frankfurt am Main
2000.
Schaefer, C., Steuerung und Kontrolle von
Investitionsprozessen, Theoretischer Ansatz
und Konkretisierung für das öffentliche Beteiligungscontrolling,Wiesbaden 2004.
Dipl.-Kfm. techn. Roy Tondock ist Doktorand und ehemaliger wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Lehrstuhl Controlling der
Universität Stuttgart. E-Mail: roy.tondock
@gmx.de
Investitionscontrolling 547
24. Jahrgang 2012, Heft 10
Chapter Preview
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Abstract
Month by month, Controlling - Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung publishes peer-reviewed, applied research contributions for business management, accounting and reporting. Key elements of succesful corporate controlling are presented in an analytic, well-structured manner.
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Zusammenfassung
Die Controlling - Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung liefert Monat für Monat fundierte und anwendungsorientierte Fachbeiträge für das Management sowie das Finanz- und Rechnungswesen in Unternehmen. Klar gegliedert und strukturiert werden für alle Controlling-Bereiche die Faktoren für eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung aufgezeigt.
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