Resilienzmanagement
Burkhard Pedell und Werner Seidenschwarz
Prof. Dr. Burkhard Pedell
ist Inhaber des Lehrstuhls Controlling an
der Universität Stuttgart und Mitherausgeber der Zeitschrift Controlling. Er ist Senior Fellow am Risk Management and Decision Processes Center, The Wharton School, University of
Pennsylvania.
Prof. Dr. Werner Seidenschwarz ist Vorsitzender
der Geschäftsführung
der Seidenschwarz &
Comp. GmbH, Starnberg, und Lehrbeauftragter an der Technischen Universität München und der London
School of Economics.
Stichwörter
Geschäftsfortbestandsmanagement
Resilienz
Resilienzmanagement
Risikomanagement
Veränderungsmanagement
Unvorhergesehene Ereignisse und Entwicklungen stellen zunehmend
eine anspruchsvolle Herausforderung für die Unternehmensführung dar.
Die Resilienz von Unternehmen, verstanden als die Fähigkeit, mit unerwarteten und bestandsgefährdenden Ereignissen und Entwicklungen widerstandsfähig und konstruktiv umgehen zu können, gewinnt an Bedeutung. Der Beitrag diskutiert Ansatzpunkte, Handlungsfelder und Instrumente eines Resilienzmanagements.
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1. Gesteigerte Anforderungen an
den Umgang mit unvorhergesehenen Entwicklungen
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Die moderne Unternehmensführung ist
aufgrund vielfältiger Einflüsse verstärkt
mit unvorhergesehenen Ereignissen und
Entwicklungen konfrontiert, deren Management immer anspruchsvoller wird.
Dies trifft das Management häufig in
einer angespannten Situation, die bereits
von einer Vielzahl, teilweise in sich widersprüchlicher Herausforderungen geprägt
ist. Unvorhergesehene Ereignisse und
Entwicklungen sind daher umso schwieriger zu managen, zumal sie auf ganz unterschiedliche Einflüsse zurückzuführen sein
können. So führen z. B. das Bedienen globaler Märkte und der damit einhergehende verstärkte Druck zu einer Optimierung der Leistungserbringung in komplexeren Geschäftsmodellen und stärker
vernetzten Wertschöpfungssystemen. Dabei finden bspw. geografisch mehrere tausend Kilometer umspannende Just in Sequence-Ketten in vielen Branchen eine
verstärkte Verbreitung (vgl. Seidenschwarz, 2008). Gleichzeitig erhöht sich
damit auch die Anfälligkeit der Unternehmen gegenüber Störungen, die zu einer
Unterbrechung von Lieferketten, z. B.
durch den insolvenzbedingten Ausfall
eines Lieferanten, durch Rohstoffengpässe
oder durch eine Naturkatastrophe führen.
Ähnliches gilt für Risiken, die mit der Verarbeitung und dem Austausch von Daten
verbunden sind, die im Zuge einer solchen Vernetzung deutlich zunehmen.
Sowohl absatz- als auch beschaffungsseitig sehen sich viele Unternehmen mit
einer relativ hohen Volatilität der für ihr
wirtschaftliches Handeln zentralen Parameter konfrontiert. Die teilweise dramatischen Absatzeinbrüche in der deutschen Industrie in den Jahren 2008 und
2009 sind dafür ein lebendiges Beispiel.
Die Nachfrage hat zwar inzwischen wieder angezogen, ein großer Teil des
Wachstums ist allerdings der chinesischen Wirtschaft zu verdanken, was wiederum neue Anfälligkeiten erzeugt. Auf
der Beschaffungsseite sind durch das Anziehen der Wirtschaft die Verfügbarkeit
von Rohstoffen und die Volatilität ihrer
Preise wieder verstärkt in den Blickpunkt
gerückt. In der Wirtschaftskrise ist auch
die Beschaffung finanzieller Mittel für
viele Unternehmen anspruchsvoller geworden. Nicht zuletzt wegen verschärfter
Auflagen von Banken bei der Kreditvergabe werden, vor allem von mittelständischen Unternehmen, verstärkt alternative Möglichkeiten der Finanzierung gesucht. Aktuelle Beispiele sind bankenunabhängige Finanzierungsinstrumente wie
Unternehmensanleihen von mittelständischen Unternehmen, wie sie im neuen
Handelssegment ,Bondm‘ der Börse
Stuttgart gehandelt werden.
Durch die Internationalisierung des Geschäfts gewinnen darüber hinaus regulatorische und politische sowie kulturelle
Unsicherheitsfaktoren an Bedeutung.
Das Management der Risiken, die sich
aus all diesen Entwicklungen ergeben,
wird durch starke und teilweise schwer
fassbare Risikointerdependenzen erschwert. So ist es kaum möglich, die wesentlichen Risiken über längere Wertschöpfungsketten zurück vollständig fass-
152 CONTROLLING-SCHWERPUNKT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
bar zu machen. Das Risikomanagement
zwischen den Unternehmen eines Konzerns und darüber hinaus ist von teilweise
sehr starken wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt. Schließlich führt auch die gewandelte Rolle der Medien, insbesondere
der Sozialen Medien, zu neuen, teilweise
erst ansatzweise absehbaren Reputations-,
Compliance- und damit verbundenen
Haftungsrisiken.
Diese Entwicklungen und die Erfahrungen mit ihrer begrenzten Vorherseh- und
Beherrschbarkeit haben vielfach zu einer
Verunsicherung und zu einer tendenziell
niedrigeren Risikobereitschaft von Kapitalgebern und anderen Stakeholdern geführt. Ein Ansatz, der versucht, Unternehmen auf das Management dieser Entwicklungen einzustellen, ist das Resilienzmanagement. Ziel unseres Beitrags
ist es, Resilienz zu charakterisieren sowie
die zentralen Ansatzpunkte und Handlungsfelder des Resilienzmanagements zu
identifizieren und zu analysieren. Darauf
aufbauend entwickeln wir ein pragmatisches Analyseraster, mit dem Unternehmen ihre Resilienz überprüfen können.
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2. Charakterisierung von Resilienz
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Der Begriff der Resilienz bezeichnet allgemein Eigenschaften der Widerstandsfähigkeit, der Belastbarkeit oder des Rückfederungsvermögens. Er wird allgemein
auf Personen sowie auf soziale, ökologische und technische Systeme bezogen und
findet in unterschiedlichen Fachgebieten
Anwendung, insbesondere in der Psychologie, der Soziologie und den Ingenieurwissenschaften. So bezeichnet Resilienz in
der Psychologie „ ... die psychische Widerstandsfähigkeit von Menschen, die es ermöglicht, selbst widrigste Lebenssituationen und hohe Belastungen ohne nachhaltige psychische Schäden zu bewältigen.“
(Brockhaus Enzyklopädie Online). In jüngerer Zeit hat der Begriff der Resilienz
auch Eingang in die Wirtschaftswissenschaften gefunden. Dabei wird häufig der
Bezug zum Management von Katastrophen bzw. Krisen hergestellt: „Resilience
refers to the ability of a business [...] to
cushion potential losses through inherent
or explicit adaptive behavior in the aftermath of a disaster and through a learning
process in anticipation of a future one.”
(Kunreuther/Useem, 2010, S. 11).
Zum Resilienzmanagement gehört zunächst einmal die Fähigkeit, nach einem
negativen Schock die wesentlichen Funktionen des Unternehmens aufrechtzuerhalten bzw. innerhalb kurzer Zeit wieder
herzustellen. Dies ist die zentrale Aufgabe
des Geschäftsfortbestandsmanagements.
Das Business Continuity Institute veröffentlicht zu diesem etablierten Aufgabenbereich seit 2002 Good Practice Guidelines (zur aktuellen Fassung vgl. Business
Continuity Institute, 2010). Ebenfalls hat
die International Organization for Standardization (ISO) 2007 einen Standard
dazu publiziert (ISO/PAS 22399:2007,
Societal security – Guideline for incident
preparedness and operational continuity
management). Resilienzmanagement geht
jedoch über ein reines Krisenmanagement
hinaus, da es Aktivitäten vor, während
und nach einer fundamental angespannten Unternehmenssituation umfassen
sollte.
Zur Resilienz eines Unternehmens gehört
nicht nur die Fähigkeit, Verluste aufgrund von negativen Ereignissen und
Entwicklungen zu vermeiden oder abzumildern, sondern auch die Fähigkeit, daraus Wettbewerbsvorteile für das eigene
Unternehmen zu generieren. In diesem
Sinne bezeichnen wir mit Resilienz die
Fähigkeit, auch mit unerwarteten und
bestandsgefährdenden Ereignissen und
Entwicklungen widerstandsfähig und
konstruktiv umgehen zu können sowie
aus der bewussten Verarbeitung und
Kommunikation der Erfahrungen daraus
sogar organisationale Kompetenzen
aufbauen zu können, aus denen zukünftig in vergleichbaren Fällen ereignisgetrieben und zeitnah Wandelbereitschaft
und Wandelfähigkeit abgerufen werden
können.
Resilienz bezieht sich sowohl auf abrupte
Ereignisse mit hoher Wirkungskraft als
auch auf allmähliche Entwicklungen,
deren Auswirkungen sich zunächst kaum
bemerkbar machen, die aber durch viele
kleine Schritte häufig ab einem bestimmten Punkt zu einer fundamentalen Bedrohung werden. Zur ersten Kategorie
gehören insbesondere Ereignisse wie das
überraschend schnelle Überschwappen
der Finanzkrise auf die Realwirtschaft im
Jahr 2008, überraschende regulatorische
Änderungen größeren Ausmaßes oder
auch der überraschende Ausfall eines Systemlieferanten, der weit reichende Wirkungen haben kann, sowie Ereignisse mit
einer sehr niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit und einer sehr hohen Wirkung
wie Naturkatastrophen. Zu den Entwicklungen der zweiten Kategorie gehören
eine allmähliche Verschlechterung der
Wettbewerbsposition durch ungenügende Weiterentwicklung einzigartiger Kernkompetenzen mit entsprechenden Fehlern in der Produktentwicklung oder der
allmähliche Verlust derartiger Kernkompetenzen durch die Abwanderung einer
kritischen Masse von Mitarbeitern. Die
Abgrenzung zwischen den beiden Kategorien ist fließend.
Die gilt auch für das Element der mangelnden Vorhersehbarkeit (,survive the
unforeseen‘), da letztlich eine Entwicklung bzw. eine Krise nie völlig präzise
vorhersehbar und beeinflussbar ist. Klarer ist dagegen, dass der Fokus des Resilienzmanagements auf denjenigen Unsicherheitsfaktoren liegt, mit denen ein
Unternehmen nach bisherigem Verständnis nicht routinemäßig umgegangen ist.
Die Unsicherheit kann sich auf unterschiedliche Aspekte beziehen: Tritt ein
vorstellbares Ereignis bzw. eine vorstellbare Entwicklung überhaupt ein? Wann
tritt es bzw. sie ein? Welche Auswirkungen hat es bzw. sie? Damit sind die beiden
aus dem Risikomanagement bekannten
Dimensionen ,Eintrittswahrscheinlichkeit‘ und ,Schadenhöhe‘ angesprochen.
Darüber hinaus gehört zum Resilienzmanagement die Frage ,Wie kann man sich
auf Ereignisse und Entwicklungen vorbereiten, von denen man keine oder nur
eine sehr vage Vorstellung hat?‘ Je ungenauer diese Vorstellungen sind, desto weniger zielgerichtet und damit meist auch
weniger effizient bleiben zwangsläufig die
Maßnahmen des Resilienzmanagements
(bis hin zum Vorhalten von Liquiditätsreserven).
Resilienz ist kein Selbstzweck, sondern
dient letztlich der Sicherstellung einer
nachhaltig wertsteigernden Unternehmensentwicklung. Auch der Einsatz von
Ressourcen für das Resilienzmanagement
muss sich daher selbstverständlich am
Kriterium der Wirtschaftlichkeit ausrichten. Die explizite Aufnahme von Resilienz als Unternehmensziel fördert unseres Erachtens allerdings gerade eine
nachhaltige Profitabilität, da sie kurzfristiger Gewinnmaximierung und falsch
verstandenen Shareholder Value-Konzepten entgegenwirkt, die vielfach zu überzogenen Renditevorgaben und Quartalsdenken bzw. -blindheit geführt haben,
und stattdessen den Blick wieder stärker
Resilienzmanagement 153
23. Jahrgang 2011, Heft 3
Gewinnung von
Wettbewerbsvorteilen aus
derartigen
Ereignissen und
Entwicklungen
Ansatzpunkte des Resilienzmanagements
Erkennen von
anfälligen
tragenden
Funktionen bzw.
Prozessen
Vermeidung von
bestandsgefährdenden
Ereignissen und
Entwicklungen
Vorsorge gegen
die Folgen
derartiger
Ereignisse und
Entwicklungen
Krisenmanagement
beim Eintreten
derartiger
Ereignisse und
Entwicklungen
1 2 3 4 5
Kritische Funktionen/Prozesse
Resilienz-Matrix
Produktion Absatz Finanzen …
Scheitern einer großen
M&A-Transaktion
Entgangene potentielle
Produktionssynergien
Entgangene potentielle
Absatzsynergien;
Absatzrückgang durch
Reputationsverlust
u.U. sehr hohe
finanzielle
Belastungen
…
Nachfrageeinbruch Lieferunterbrechung
durch Insolvenz eines
Systemlieferanten
Drastischer
Umsatzrückgang
Drastischer
Liquiditätsabfluss
wegen hoher
Fixkosten
…
Finanzkrise Fehlende Finanzierung
für Ersatzinvestitionen
Rückgang
kreditfinanzierter Käufe
Liquiditätsverknappung
…
Terroranschlag Lieferunterbrechung
durch Schließung von
Transportwegen durch
Sicherheitsbehörden
Nachfragerückgang Wertverlust von
Finanzanlagen
…
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… … … … …
Abb. 1: Ansatzpunkte des Resilienzmanagements
Abb. 2: Resilienz-Matrix
zurücklenkt auf eine langfristige Wertorientierung, wie sie diesen Konzepten eigentlich zugrundeliegt.
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3. Ansatzpunkte eines
Resilienzmanagements
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Resilienzmanagement zielt darauf ab, die
Schockresistenz eines Unternehmens zu
verbessern. Dabei ist vor dem Hintergrund der oben skizzierten Entwicklungen davon auszugehen, dass Ausnahmezustände zukünftig häufiger auftreten
werden als bisher. Daher ist ein unternehmerisches Handeln erforderlich, das
über ein normales Handeln innerhalb
festgesetzter Grenzen hinausgeht und das
prinzipiell an den in Abb. 1 aufgeführten
Punkten ansetzen kann:
Grundvoraussetzung für die Ansatzpunkte 2 bis 4 des Resilienzmanagements
ist die Identifikation von tragenden
Funktionen und Prozessen, die möglicherweise gegen unvorhergesehene Ereignisse und Entwicklungen anfällig sind.
Zu diesem Zweck kann eine Resilienz-
Matrix aufgestellt werden, welche die kritischen Funktionen bzw. Prozesse gegen
mögliche Entwicklungen oder Szenarien
aufträgt (vgl. Abb. 2). Eine derartige Matrix trägt wesentlich dazu bei, ein aussagefähiges Risikobild zu gewinnen, da an
ihr auch die zentralen Risikointerdependenzen deutlich werden. Das Erkennen
von anfälligen Bereichen sollte insbesondere auch die Identifikation von und die
Abstimmung mit den relevanten Stakeholdern mit einschließen, da diese in
einer Krisensituation gemessen an ihrer
zentralen Bedeutung erfahrungsgemäß
zu kurz kommt.
Das Beispiel in Abb. 2 skizziert lediglich
den prinzipiellen Aufbau einer Resilienz-
Matrix. In der praktischen Umsetzung
sind wesentlich detailliertere Resilienz-
Matrizen aufzustellen. Bei der Interpretation von Resilienz-Matrizen ist eine gro-
ße Sorgfalt erforderlich, da mehrere Ereignisse bzw. Entwicklungen auch zusammen auftreten können und dadurch
eine Vielzahl von Interdependenzen entstehen kann. In obigem Beispiel könnten
z. B. die ersten drei Entwicklungen ein
Unternehmen gemeinsam treffen und
sehr schnell zu einer existenzbedrohenden Situation führen.
Die Vermeidung von potenziell bestandsgefährdenden Entwicklungen und die
Vorsorge gegen ihre Folgen gehören im
Kern zu den Aufgaben des Risikomanagements. Die Wahrnehmung dieser
Aufgaben im Rahmen des Resilienzmanagements ist insofern besonders anspruchsvoll, als es in erster Linie um Risiken geht, die bislang nicht routinemäßig
adressiert wurden, für die sich nur
schwer Prognosen aufstellen lassen und
deren Vermeidung allenfalls teilweise im
Einflussbereich des Unternehmens liegt.
Umso wichtiger ist es, vorsorglich eine
Schockresistenz gegen die Folgen derartiger Entwicklungen aufzubauen, zum
einen intern durch den Aufbau von entsprechenden Potentialen, zum anderen
extern durch den Abschluss von Versicherungen, wo dies möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist (vgl. z. B. zur Versicherung von Terrorrisiken Michel-Kerjan/Pedell, 2006). Das Resilienzmanagement
greift also insbesondere auf denjenigen
Teil des Risikomanagements zurück, der
bestandsgefährdende Risiken betrifft,
und geht gleichzeitig, wie die folgende
Diskussion zeigt, erheblich über ein ausgebautes Risikomanagement hinaus.
Für ein erfolgreiches Krisenmanagement
ist es wesentlich, bestandsgefährdende
Entwicklungen bei ihrem Eintreten
schnell als solche zu erkennen, ein Bewusstsein dafür in der Organisation zu
schaffen und die vorhandenen Potentiale
unverzüglich für geeignete Maßnahmen
einzusetzen. Diejenigen Unternehmen,
denen es schließlich gelingt, aus einer
Krise größeren Ausmaßes nicht nur wieder in einen stabilen Zustand ,zurückzufedern‘, sondern genau in diesen Situationen sogar Vorteile gegenüber weniger
schockresistenten Wettbewerbern aufzubauen (vgl. zu Wettbewerbsvorteilen
durch Resilienz, Sheffi, 2007, S. 267 ff.),
haben die höchste Stufe der Resilienz erreicht.
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4. Zentrale Handlungsfelder eines
Resilienzmanagements
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Die einzelnen Aufgaben und Instrumente, die zum Management von Resilienz
gehören, sind äußerst vielfältig und können daher in diesem Beitrag auch nicht
vollständig abgedeckt werden. Deshalb
154 RISIKOCONTROLLING CONTROLLING-SCHWERPUNKT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Gelebtes
Wertemanagement
und gelebte
Performance-Kultur
Schockresistenz
integrierendes
strategisches
Management
auf außergewöhnliche Situationen
vorbereitete Frühwarn- und
Steuerungssysteme
Koordination von
Interdependenzen
durch ein integriertes
Risikocontrolling
Kompetenz der
Führungskoalition, notwendige
Veränderungsprozesse
zu managen
Zentrale
Handlungsfelder des
Resilienzmanagements
Abb. 3: Handlungsfelder des Resilienzmanagements
legen wir im Folgenden den Schwerpunkt
darauf, die zentralen Handlungsfelder
anzusprechen, die unseres Erachtens für
ein Resilienzmanagement erfolgskritisch
sind, und gehen dabei lediglich beispielhaft auf Aufgaben und Instrumente der
einzelnen Handlungsfelder ein. Das Management eines Unternehmens sollte darüber hinaus immer unternehmensindividuell Maßnahmen bestimmen, um ein
Unternehmen auf die Zielsetzung Resilienz auszurichten.
Dabei gilt es zuallererst festzuhalten, dass
das Resilienzmanagement aus der unternehmerischen Gesamtsicht heraus viele
Teilkonzepte so zu einem Ganzen zusammenführen sollte, dass es – ausgehend
von den zentralen Stellhebeln – gelingt,
das Unternehmen auch bei bestandsgefährdenden Entwicklungen im externen
und internen Unternehmenskontext hinweg führen zu können. Bereits das Denken und Handeln in funktionalen Silos
gilt als einer der größten Schwachpunkte
bei wenig resilienten Unternehmen. Das
Gleiche gilt noch mehr für das Nichtbeachten der systemischen Zusammenhänge in Bezug auf die zentralen Handlungsfelder des Resilienzmanagements (vgl.
Abb. 3).
Gelebtes Wertemanagement und gelebte
Performance-Kultur
Dominieren überhöhte finanzielle Zielsetzungen mit hohem Quartalsdruck den
bereits sehr intensiven Alltag der operativen Führung, steigt die Gefahr, unverhältnismäßig hohe Risiken einzugehen
und den Blick für Warnsignale zu verlieren. Das Überfrachten mit Tagesgeschäft
und ein stärkerer Fokus auf das Feuerlöschen als auf das Ausrichten des Geschäfts an einer übergeordneten Leitidee
sind häufige Ursachen für das schlagartige Auftreten bestandsgefährdender Situationen. Entsprechend ist der Zielbildungs- und Zielvereinbarungsprozess ein
kritischer Untersuchungsbereich für das
Resilienzmanagement, nicht nur auf der
Top-Ebene, sondern vor allem auch beim
Kaskadieren der Zielsetzungen und der
dazugehörigen Qualität des Prozesses.
Unrealistische Zielsetzungen demotivieren nicht nur in Bezug auf die Zielerreichung, sondern können auch zu Nachlässigkeiten beim Aufdecken von potenziellen Schwachstellen führen. Umgekehrt
führt das Fehlen einer Performance-Kultur in der Regel zu einer ungenügenden
Kundenorientierung und damit zu Verschwendung über die Geschäftsprozesse
hinweg (vgl. zur Bedeutung der Unternehmenskultur im Kontext der Resilienz
auchWeick/Sutcliffe, 2007, S. 109 ff.). Verschwendung wiederum kann bei dauerhafter Duldung zum Erodieren von
Grundpfeilern der Unternehmensperformance führen und das Unternehmen im
Fall kritischer Unternehmenssituationen
noch anfälliger werden lassen. Darüber
hinaus spielt bei der Frage der Unternehmenskultur das im Alltag gelebte Wertemanagement eine überragende Rolle, da
daraus Rückschlüsse darauf gezogen werden können, wie sich das Unternehmen
in außergewöhnlichen und angespannten
Situationen verhalten wird.
Schockresistenz integrierendes
strategisches Management
Immer wieder kommt es vor, dass Unternehmen über viele Jahre hinweg gravierende Schwächen im Vergleich zumWettbewerb hinnehmen und es ihnen nicht
gelingt, diese abzustellen. Die Ursachen
sind vielfältig. Die bedeutendsten in der
Resilienzforschung genannten sind unterschiedliche Ansichten von Entscheidungsträgern in Bezug auf kritische
Sachverhalte und eine fehlende gemeinsame Priorisierung von Maßnahmen zur
Bekämpfung dieser Defizite (vgl. Resilient
Organisations, 2007). Ungenügendes
Wissen um denWert von Strategien führt
oft zu einem Verzetteln auf vielen Schauplätzen und damit zum Gewöhnen an
Feuerwehraktionen, auf die man unter
Umständen sogar noch stolz ist. Häufige
Ursachen bestehen auch darin, dass das
Management unangenehmen Fragen
nach notwendigen Veränderungen von
Geschäftsschwerpunkten ausweicht oder
Schwachstellen totschweigt, wenn es
nicht in der Lage ist, diese abzustellen.
Damit wird ein möglichst frühzeitiges
Erkennen von anfälligen Grundpfeilern
in einem komplexen Unternehmensumfeld verhindert, was dann beim Eintreten
unerwarteter Ereignisse und Entwicklungen größeren Ausmaßes negative Wirkungen noch verstärkt.
Auf außergewöhnliche Situationen
vorbereitete Frühwarn- und
Steuerungssysteme
Insbesondere in Phasen der Hochkonjunktur scheinen Unternehmen häufig
Präzision und Sorgfalt bei der Anwendung von Methoden und Techniken zu
Resilienzmanagement 155
23. Jahrgang 2011, Heft 3
verlieren. Umgekehrt gelingt es Unternehmen in Krisenzeiten, sonst nicht vorstellbare Anwendungsintensitäten zu erreichen, ganz gleich ob es sich um Contingency Planning handelt oder um den
Aufbau von Normal Case-, Worst Caseund Very Worst Case-Szenarien, wie es
bei einigen Automobilzulieferern im Krisenjahr 2009 teilweise sogar in 14-tägigen
Rhythmen möglich war. Sobald aber strategische und finanzielle Welten miteinander verknüpft und entsprechende Frühwarnsysteme als Vorlaufposten mit der
operativen Unternehmenssteuerung verbunden werden sollen, kommt es nicht
selten vor, dass ein starkes Rauschen in
der unternehmensinternen Kommunikation zwischen „ausschließlich dem Tagesgeschäft verbundenen Linienverantwortlichen“ und „strategischen Spinnern“
auftritt, das dann gerade in Erfolgszeiten
dazu führen kann, dass relevante Signale
nicht in entsprechende präventive Maßnahmen münden. Gleiches gilt für Situationen mit einer hohen Wettbewerbsintensität, in denen sich Unternehmen
nicht scheuen sollten, Instrumente wie
War Gaming einzusetzen und die dadurch gewonnenen Ergebnisse dann auch
mit zusätzlich eintretenden Ereignissen
größeren Ausmaßes verknüpft durchzuspielen.
Koordination von Interdependenzen durch
ein integriertes Risikocontrolling
Durch die zunehmende Komplexität der
Aufgaben des Risikomanagements sind
diese in vielen Unternehmen sehr stark
auf unterschiedliche Organisationseinheiten aufgeteilt (vgl. bezogen auf Kontrollfunktionen Perlet, 2010). Dadurch
besteht die Gefahr, dass durch das bereits
angesprochene Silo-Denken das vollständige ,Risikobild‘ aus dem Blick gerät und
insbesondere zentrale Risikointerdependenzen übersehen werden. Dies gilt entsprechend für die oftmals unzureichende
Verzahnung mit dem Strategischen Management, die für einen systematischen
Chancen-Risiko-Abgleich erforderlich wäre (vgl. Pedell/Schwihel, 2004; vgl. zur Ausbalancierung von Chancen und Risiken
im Kontext der Resilienz Reiss, 2011). Enge Interdependenzen bestehen auch mit
den Bereichen Compliance und Interne
Revision, die auch bei Regulierung der
Corporate Governance eine starke Wirkung auf das Risiko- und damit auch auf
das Resilienzmanagement entfalten. Dem
Risikocontrolling kommt die Aufgabe zu,
diese Interdependenzen zu koordinieren
(vgl. Pedell, 2004), und so zu einem zentralen Baustein für das Resilienzmanagement zu werden, der auch im Alltag des
Linienmanagements Beachtung findet.
Kompetenz der Führungskoalition,
notwendige Veränderungsprozesse zu
managen
Auch wenn alle bisher genannten Aufgabenfelder funktionieren, ist es immer
noch erfolgskritisch für das Resilienzmanagement, dass das Unternehmen im Fall
der Fälle in der Lage ist, friktionsfrei auf
Handlungsmuster für den Ausnahmezustand umzuschalten: Dies erfordert, dass
ein Unternehmen die Managementkapazität (vor allem in der Linie und nicht
nur als Unterstützung in den Stäben), die
Managementkompetenzen und die Agilität für schnellen fundamentalen Wandel
besitzt (vgl. Kotter, 2011; Seidenschwarz,
2003). Dazu gehört insbesondere auch,
dass das Management ein gesundes Misstrauen gegenüber der eigenen Planung
und ein Bewusstsein für die latente Gefahr einer Selbstüberschätzung der Fähigkeiten des Unternehmens entwickelt
und dieser entgegenwirkt (vgl.Weick/Sutcliffe, 2007, S. 3). So war es im Falle eines
großen mittelständischen Unternehmens
üblich, dass systematisch Mindeststandards im Entscheidungsprozess unterlaufen wurden und die zweite Führungsebene nicht über strategische Schwerpunktentscheidungen informiert wurde, weil
sich die im Unternehmen aktiven Mitglieder der Inhaberfamilie nicht an Standardabläufe hielten, wie sie sogar in jedem Start-up üblich sind. Derartige Verhaltensweisen zeugen von Selbstüberschätzung und einem Widerwillen, allgemein bewährte Standards zu übernehmen, wie sie für resiliente Organisationen
selbstverständlich sind, man denke z. B.
an das Abarbeiten von Checklisten durch
Piloten bei der Startvorbereitung im
Cockpit.
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5. Resilienz-Check
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Für ein funktionierendes Resilienzmanagement ist ein möglichst friktionsfreies
Zusammenwirken über die betroffenen
Funktionen und die genannten Handlungsfelder hinweg erfolgskritisch. Um
festzustellen, wie resilient ein Unternehmen bereits ist, hat es sich bewährt, zu
Beginn der Implementierung eines Resilienzmanagements mit einem systematischen Analyseraster zu überprüfen, auf
welchen Voraussetzungen man dabei aufbauen kann. Abb. 4 zeigt ein solches Raster, das nach den in Abschnitt 4 diskutierten zentralen Handlungsfeldern systematisiert ist, und führt dazu beispielhaft einige typische Fragestellungen auf.
Adressaten eines Resilienz-Checks (und
von Resilienz-Konzepten insgesamt) sind
die oberste Führung, welche für das
Funktionieren von Entscheidungsketten
Sorge zu tragen hat, die Führungskräfte,
in deren Verantwortungsbereich potenziell anfällige Grundpfeiler des Unternehmens liegen, sowie diejenigen Akteure,
die beim Eintritt bestandsgefährdender
Ereignisse und Entwicklungen funktionsübergreifende Eingreifaktionen zu
koordinieren haben. Gemeinsam sollten
sie sicherstellen, dass im Rahmen eines
Resilienz-Checks in einem funktions-
übergreifenden Team resilienzkritische
Handlungsfelder überprüft und die erforderlichen Handlungsmuster und -ketten sowie Instrumente etabliert werden.
Dabei sind Kompetenzen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Führung und
Veränderungsmanagement, strategisches
Management, Controlling, Risikomanagement, Technik, Organisation und
Vertrieb sowie eine enge Zusammenarbeit erfahrener Führungskräfte und
Experten gefordert. Ein stringenter Resilienz-Audit wird in vielen Unternehmen zunächst entsprechende Schulungen der Beteiligten voraussetzen. In der
Praxis hat es sich außerdem bewährt, Resilienz-Checks im Rahmen einer zeitlich
straff durchgeplanten Workshop-Reihe
mit detaillierten und nach den relevanten Handlungsfeldern vorstrukturierten
Checklisten sowie mit darauf aufbauenden Soring-Modellen durchzuführen.
Basierend auf den Ergebnissen eines
derartigen Resilienz-Checks kann ein
unternehmensindividuelles Implementierungsprogramm erarbeitet werden,
welches aufzeigt, in welchen Bereichen
noch Methodenkompetenzen aufgebaut
und Verhaltensmuster etabliert werden
müssen. Die Einführung von Mindeststandards für Abläufe in resilienzkritischen Bereichen hat sich dabei vielfach
als ein sehr wirkungsvolles Instrument
bewährt. Dabei kann man auch speziell
von Organisationen lernen, die im Laufe
der Zeit ein besonders hohes Maß an
Zuverlässigkeit aufgebaut haben, z. B.
156 RISIKOCONTROLLING CONTROLLING-SCHWERPUNKT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Mit welchem gelebten
Wertemanagement
würden wir in einen
Umbruch größeren
Ausmaßes gehen?
Ist Resilienz für uns
ein ernst gemeintes
Unternehmensziel?
Sind unsere Zielvereinbarungen realistisch?
Arbeiten wir kontinuierlich am Abbau von
Verschwendung?
…
Schockresistenz
integrierendes
strategisches
Management
Auf außergewöhnliche Situationen
vorbereitete Frühwarn- und Steuerungssysteme
Koordination von
Interdependenzen
durch ein
integriertes
Risikocontrolling
Kompetenz der
Führungskoalition,
notwendige
Veränderungsprozesse zu managen
Besitzen wir eine breit
akzeptierte, für die
Mitarbeiter verständliche und gelebte
Strategie?
Sind wir entscheidungsschwach in
Bezug auf langjährig
nicht abstellbare
strategische
Schwächen?
Kennen wir unsere
anfälligen Grundpfeiler und mögliche
Resilienzpfade?
…
Sind wir in der Lage,
unerwartete Ereignisse und Entwicklungen rechtzeitig zu
identifizieren?
Finden Frühwarninformationen Eingang in
die alltäglichen
Führungsprozesse?
Sind wir auch in angespannten Unternehmenssituationen in
der Lage, auf Marktanteilsgewinn ausgerichtete Steuerungssignale zu senden?
…
Kennen wir unsere
zentralen Risikointerdependenzen?
Sind Strategisches
Management und
Risikomanagement
ausreichend
verzahnt?
Haben wir ein ganzheitliches Risikobild
und sind die Teilfelder
IKS, Compliance,
Interne Revision und
Controlling dabei
ausreichend
verknüpft?
…
Sind wir als Führungskoalition ganzheitlich
vorbereitet, auf eine
komplexe Umbruchssituation umschalten
zu können?
Beherrscht die kritische Masse an Managern das Handwerkszeug für das Steuern
eines solchen Veränderungsprozesses?
Sind wir implementierungsstark, auch in
außergewöhnlichen
Situationen?
…
Gelebtes
Wertemanagement
und gelebte
Performance-Kultur
Abb. 4: Resilienz-Check
Flugsicherung, Kraftwerkssteuerung
oder kontinuierliche Fließfertigung (vgl.
Weick/Sutcliffe, 2007, S. ix, die in diesem
Zusammenhang von ,High-Reliability
Organizations‘ sprechen). Derartige Organisationen zeichnen sich häufig auch
dadurch aus, dass sie sehr systematisch
und bewusst mit Vorkommnissen umgehen, die beinahe zu größeren negativen
Konsequenzen geführt hätten (z. B. Beinahe-Zusammenstoß von Flugzeugen).
Die dadurch gewonnenen Erfahrungen
werden konsequent dokumentiert und
in der Organisation kommuniziert. Ein
derartiges Near Miss-Reporting und
-Management (vgl. Phimister et al.,
2003) trägt dazu bei, ein besseres Verständnis für die Ursachen von Bestandsgefährdungen zu entwickeln und deren
Ursachen so weit wie möglich abzustellen.
Das Resilienzmanagement muss bei der
Implementierung von Maßnahmen, wie
jeder andere Bereich auch, auf Wirtschaftlichkeit achten und sieht sich dabei
Trade offs zwischen möglichen Auswirkungen unvorhergesehener Ereignisse
und Entwicklungen einerseits und den
für den Aufbau von Resilienz benötigten
Ressourcen andererseits gegenüber. Ein
systematischer Resilienz-Check kann genau bei diesen Abwägungen hilfreich sein
und den Aufbau einer starken Resilienz
mit angemessenen Mitteln erheblich erleichtern.
........................................................
6. Fazit
........................................................
Die Anforderungen an den Umgang mit
unvorhergesehenen Ereignissen und Entwicklungen haben aufgrund einer Vielzahl von Einflüssen erheblich zugenommen und belasten das Management zusätzlich zu den bereits bestehenden vielfältigen, teilweise widersprüchlichen Herausforderungen. Im Zuge dessen gewinnt die Resilienz von Unternehmen,
verstanden als die Fähigkeit, auch mit
unvorhergesehenen und bestandsgefährdenden (abrupten) Ereignissen und (allmählichen) Entwicklungen widerstandsfähig und konstruktiv umgehen zu können, zunehmend an Bedeutung. Resilienzmanagement zielt darauf ab, die
Schockresistenz des Unternehmens unter
derartigen Einflüssen zu erhöhen. Es sollte als Basis für weitere Maßnahmen zunächst anfällige tragende Funktionen
und Prozesse identifizieren. Die weiteren
Maßnahmen des Resilienzmanagements
können prinzipiell an der Vermeidung
von bestandsgefährdenden Entwicklungen, an der Vorsorge gegen deren Folgen,
an der Handhabung von Ernstfällen sowie an der Gewinnung vonWettbewerbsvorteilen ansetzen.
Zentrale Fragen eines dazugehörigen Resilienz-Checks beziehen sich auf das gelebte Wertemanagement bzw. die gelebte
Performance-Kultur, die einen Rahmen
dafür setzt, wie man mit unerwarteten
Ereignissen und Entwicklungen größeren Ausmaßes umgeht. Hat man den
strategischen Handlungsrahmen des Unternehmens auf Schockresistenz hin
durchgespielt und funktionieren die
Frühwarn- und Steuerungssysteme, dann
lassen sich auch die besonders gefährdenden Risikointerdependenzen so einschätzen, dass ein funktionierendes ganzheitliches Veränderungsmanagement rechtzeitig Handlungsmuster mit der notwendigen Schnelligkeit im Unternehmensalltag etablieren kann. Ein ausgewogener
Mix in einer schlagkräftigen Führungskoalition wird schließlich dafür sorgen,
dass genügend Leadership Orientierung
gibt und motiviert, um gut durch angespannte Zeiten zu kommen. Der Mix in
diesem Team wird auch für genügend
Managementfähigkeiten sorgen, um faktenbasiert die aus dem Leadership hervorgehenden Leitideen für die Verände-
Resilienzmanagement 157
23. Jahrgang 2011, Heft 3
rung aus Planungs-, Organisations- und
Controllingsicht abzusichern.
Leadership spielt eine überragende Rolle
dabei, der in vielen Unternehmen weit
verbreiteten Haltung entgegenzuwirken,
dass unerwartete bestandsgefährdende
Ereignisse und Entwicklungen das eigene
Unternehmen nicht treffen würden („it
won’t happen to me-Effekt“). Resiliente
Organisationen zeichnen sich darüber hinaus auch durch ein hoch entwickeltes
Bewusstsein dafür aus, dass sich nicht alle
möglichen bestandsgefährdenden Ereignisse und Entwicklungen antizipieren
lassen, und wirken damit auch einer
möglichen Überschätzung der eigenen
Fähigkeiten entgegen.
Keywords
Business Continuity Management
Change Management
Resilience
Resilience Management
Risk Management
Summary
Management is more and more confronted with unforeseen events and
developments. The resilience of an organization – defined as the ability to
deal in a robust and constructive way
with unforeseen events and developments threatening the survival of the
organization – gains significantly in
importance. The article discusses functions, activities, and instruments of resilience management.
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158 RISIKOCONTROLLING CONTROLLING-SCHWERPUNKT
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Chapter Preview
References
Abstract
Month by month, Controlling - Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung publishes peer-reviewed, applied research contributions for business management, accounting and reporting. Key elements of succesful corporate controlling are presented in an analytic, well-structured manner.
Language: German.
For more information for authors and subscribers, see www.zeitschrift-controlling.de.
Zusammenfassung
Die Controlling - Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung liefert Monat für Monat fundierte und anwendungsorientierte Fachbeiträge für das Management sowie das Finanz- und Rechnungswesen in Unternehmen. Klar gegliedert und strukturiert werden für alle Controlling-Bereiche die Faktoren für eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung aufgezeigt.
Weitere Informationen für Autoren und Abonnenten finden Sie unter www.zeitschrift-controlling.de.